Nach Havarie:"Wie in einer Hängematte"

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Im Hamburger Hafen wird heute die Bergung des gekenterten Chemietankers fortgesetzt, aus dem mittlerweile die Hälfte der geladenen Schwefelsäure ausgelaufen ist. Mit einem zweiten Schwimmkran soll das Schiff gehoben werden.

Möglicherweise am Sonntag oder am Montag soll die kieloben liegenden "Ena 2" dann "wie in einer Hängematte" gedreht, gehoben und ausgepumpt werden, sagte Feuerwehrsprecher Peter Braun. Nach der am Donnerstag abgeschlossenen Inspektion des Wracks durch Taucher sind die Bergungsexperten in einer Lagebesprechung von dem ursprünglichen Plan abgerückt, die Schwefelsäure unter Wasser aus den Schiffstanks zu pumpen.

Bei der Bergung mit nur einem Schwimmkran befürchteten die Experten ein Auseinanderbrechen des Schiffes. Deshalb wurde ein zweiter Kran in Position gebracht. (Foto: Foto: AP)

Die Taucher verschlossen am Donnerstagnachmittag die Öffnungen des gut 62 Meter langen Schiffes, darunter die Entlüftungsstutzen der Tanks, aus denen die Säure ausgetreten war.

Eine Umweltkatastrophe droht nach Angaben von Experten wegen der starken Verdünnung der Säure in der Elbe nicht, auch wenn nach Angaben des Schiffseigner mittlerweile 250.000 von 500.000 Litern der geladenen Schwefelsäure ausgetreten sind.

Kurz nach dem Unglück waren im Petroleumhafen etwa 1000 Fische verendet. Dort dürfte es jetzt "absolut keine Fische mehr geben", sagte Greenpeace-Experte Jörg Feddern. Hamburg sei "knapp an einer Katastrophe vorbegeschrammt". Man habe Glück gehabt, dass es keine weiteren chemischen Reaktionen gegeben habe. Das liege wohl daran, dass die Flüssigkeit langsam aus dem Schiff entwichen sei.

Der Vorstandsvorsitzende der Eignergesellschaft, des Kupferherstellers Norddeutsche Affinerie, Werner Marnette sagte, in den Tanks befänden sich jetzt noch etwa 430 Tonnen Flüssigkeit - eine nicht genau bekannte Mischung von Schwefelsäure und Wasser mit 10 bis 50 Prozent Säuregehalt.

Zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes der "ENA 2" mit einem großen Containerschiff im Fahrwasser der Elbe hatte der Kapitän des Tankers laut Staatsanwaltschaft einen Blutalkoholwert von 2,1 Promille.

Marnette räumte ein, dass seinem Unternehmen das Alkoholproblem des Mannes bekannt war. Der Kapitän sei dem NA-Werksschutz bereits am 27. Dezember 2003 betrunken aufgefallen. Er sei daraufhin vom Werksgelände verwiesen worden. Sein Arbeitgeber, das Charter-Unternehmen Carl Robert Eckelmann (Hamburg), erhielt eine schriftliche Abmahnung.

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