US-Hilfe für Haiti:Hilfe, aber nicht um jeden Preis

Die Behandlung von Verletzten aus Haiti kostet Millionen. Weil US-Staaten wie Florida protestieren, hat das Militär den Transport von Erdbebenopfern gestoppt.

Die Solidarität des großen Nachbarn hat ihre Grenzen: Nach Protesten wegen der Kosten hat das US-Militär den Transport von Verletzten des Erdbebens von Haiti in die USA gestoppt. Der Bundesstaat Florida nehme die Patienten nicht mehr auf, auch Georgia verweigere sich offenbar, sagte ein Sprecher der US-Einsatztruppen auf der karibischen Insel. Daher seien die Flüge seit Mittwoch unterbrochen.

Haiti, USA, AFP

Willkommensgruß für die Helfer aus den USA. In einigen US-Staaten sind Verletzte aus Haiti wegen der hohen Behandlungskosten jedoch nicht mehr willkommen.

(Foto: Foto: AFP)

Ein Sprecher Floridas sagte der New York Times: "Wir sind bereit, unseren Nachbarn in Haiti zu helfen. Wir brauchen aber einen Plan für die Bezahlung der Behandlungen, die wir übernehmen." Bislang wurden mehr als 500 Beben-Verletzte in Krankenhäusern in Florida behandelt. Der Zeitung zufolge könnten sich die Kosten auf mehrere Millionen Dollar belaufen.

Indessen wuchsen zweieinhalb Wochen nach dem Beben die Angst vor Gewalt und die Kritik an mangelnder Koordination der Hilfe. "Viele Länder engagieren sich und haben guten Willen, zu helfen. Aber unsere Regierung wird nicht eingebunden, und man stimmt sich nicht ab", sagte der haitianische Präsident René Préval am provisorischen Sitz der Regierung in einem Polizeigebäude nahe des Flughafens in Port-au Prince. "Die Hilfe geht direkt an die ausländischen Organisationen."

"Immer noch Opfer gefunden"

Die Regierung will demnächst einen eigenen Nothilfe-Koordinator ernennen. Ein Regierungssprecher gab die Zahl der Toten unterdessen mit bis zu 180.000 an, 10.000 mehr als bei der vorigen Bilanz. "Es werden noch immer Opfer gefunden", sagte er.

Präsident Préval hat sich bei der Bevölkerung für sein langes Schweigen nach dem Erdbeben entschuldigt. "Ein Präsident ist auch nur ein Mensch und der große Schmerz ist stumm", sagte er in seinem ersten Interview nach dem Beben. Er selbst sei dem Erdbeben nur entkommen, weil er den Präsidentenpalast wegen eines Termins früher als sonst verlassen habe. Kurz vor dem Beben hielt er sich in seiner Residenz auf und spielte mit einem seiner Enkelkinder im Hof. "Mein erster Reflex war, das Kind mit meinem Körper zu beschützen." Später sei er mit einem Motorrad-Taxi durch die Stadt gefahren, um sich einen Überblick über das Ausmaß der Schäden zu verschaffen. "Ich fühlte mich erschlagen und ohnmächtig angesichts der Katastrophe."

Unterdessen berichten einige Helfer von einer angespannten Sicherheitslage. Dorthin, wo wirklich Hilfe benötigt werde, traue sich niemand, sagte die Kölner Ärztin Barbara Höfler, Helferin der Salesianer Don Boscos. Es gebe marodierende Banden, die die Einrichtungen ihrer Organisation vor zehn Tagen geplündert hätten.

Auch der aus Haiti zurückgekehrte Würzburger Arzt Joost Butenop sprach von einer angespannten Sicherheitslage. Es sei bereits zu ersten Demonstrationen und Straßenblockaden gekommen. Der Grund: "In den Slums sind fast keine Häuser zerstört worden." Hilfsgüter gebe es jedoch nur für die Obdachlosen.

Ein Erdbeben der Stärke 7,0 hatte 12. Januar Haiti erschüttert. Die Zahl der Obdachlosen wird von den UN auf 800.000 bis eine Million geschätzt.

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