Kursexplosion:Wirbel um Volkswagen

Die Aktie des Autokonzerns VW schnellt um knapp 25 Prozent in die Höhe. Jetzt gibt es wüste Spekulationen - denn selten hat eine Dax-Aktie so viel gewonnen.

Stammaktien von Volkswagen haben am Donnerstag im späten Xetra-Handel erstmals die Marke von 300 Euro überschritten und schlossen um rund ein Viertel höher. Das Tageshoch der Papiere lag bei 305,60 Euro.

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(Foto: Foto: dpa)

Der Dax schloss nahezu unverändert. Bereits am Morgen war auf Porsche oder das Land Niedersachsen als Käufer von VW-Stammaktien spekuliert worden.

Selten hat ein Dax-Titel so viel an Wert gewonnen. Zuletzt gab es einen ähnlichen rasanten Kursanstieg im Jahr 2003, als Bayer um knapp 40 Prozent in die Höhe schnellte.

Kauft Porsche?

"Porsche ist nicht am Markt aktiv und kauft somit keine VW-Aktien", sagte ein Sprecher. Auch die Staatskanzlei hat dies ebenso verneint. "Wir haben die Option, Anteile zu kaufen, aber es besteht dazu keine Notwendigkeit", sagte ein Sprecher der Staatskanzlei Niedersachsen.

"An weiteren Spekulationen beteiligten wir uns nicht." Am Markt würden verschiedene Szenarien als mögliche Ursache diskutiert, unter anderem auch Short-Eindeckungen, sagte ein Börsianer. "Was letztlich wirklich dahintersteckt - keine Ahnung."

Nord/LB-Analyst Frank Schwop hält die Spekulationen, dass Piech oder Porsche Aktien kaufen für unwahrscheinlich. "Ich glaube, das sind Eindeckungen, um Derivate zu bedienen." Dabei könnte die Gegenseite nicht nur Porsche, sondern auch andere Parteien sein.

Der Kursanstieg im aktuellen Marktumfeld sei in jedem Fall außergewöhnlich.

Ein Händler verwies auf einen Bericht in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Danach habe Porsche einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag ins Spiel gebracht. "Porsche kauft anscheinend die Aktien egal zu welchem Preis", schlussfolgerte ein anderer Börsianer am Morgen.

Wie die Zeitung berichtete, hat Porsche-Finanzvorstand Holger Härter in einem vertraulichen Treffen mit niedersächsischen CDU-Bundestagsabgeordneten Anfang der Woche erstmals einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag ins Spiel gebracht.

Dies würde VW zu einem reinen Befehlsempfänger machen - außerdem müssten die Wolfsburger ihren gesamten Gewinn nach Stuttgart überweisen. Ein Porsche-Sprecher erklärte dazu, Härter habe lediglich eine theoretische Möglichkeit angesprochen. Derzeit stehe ein Beherrschungsvertrag nicht zur Debatte und sei auch "völlig unrealistisch".

Auch Bankhaus-Metzler-Analyst Jürgen Pieper hält ein solches Szenario "am Ende des Tages für wenig wahrscheinlich". Um eine entsprechende Mehrheit zu erlangen, müsste Porsche den Anteil des Landes Niedersachsen übernehmen oder entsprechend viele Aktien am Markt kaufen. Er halte die Marktreaktion angesichts der bereits hohen Bewertungsniveaus der Aktien für völlig überzogen.

Auch Independent-Research-Analyst Sven Diermeier kann den Kursanstieg der vergangenen Tage fundamental nicht begründen. Die Anteilsaufstockung von Porsche am Dienstag stelle keine Neuigkeit dar.

Seiner Meinung nach waren Derivategeschäfte für die Entwicklung verantwortlich, an denen die insolvente US-Investmentbank Lehman Brothers Holdings beteiligt war - eine Erklärung, die auch von Händlerseite in den vergangenen Tagen ins Felde geführt wurde.

Spätestens wenn Porsche auf einen Mehrheitsanteil aufgestockt habe, was bis Ende des Jahres geschehen dürfte, werde die Volkswagen-Stammaktie aber deutlich unter Druck geraten. Er rate deshalb jetzt schon dazu, die Aktien zu verkaufen.

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