Kinderpornografie:600 Deutsche identifiziert

Die Schweizer Polizei hat ein Internetforum ausgehoben und vier Verdächtige verhaftet, die ein 12-jähriges Mädchen missbraucht haben sollen.

Der Schweizer Justiz ist ein Schlag gegen die Kinderpornografie im Internet gelungen. Ein Pädophilen-Forum wurde aufgedeckt, über das Hunderte Männer vor allem aus Deutschland Tipps und Dateien austauschten.

kinderpornographie; ddp

Die Schweizer Polizei ermittelt gegen 13 Personen. Die Betreiber des Internetforums sollen Deutsche sein.

(Foto: Foto: ddp)

Die St. Galler Justiz verhaftete vier Männer wegen Missbrauchs eines zwölfjähriges Mädchens. Wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch bekanntgab, wurden die umfangreichen Ermittlungen im In- und Ausland von der Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internet-Kriminalität des Bundes (Kobik) ausgelöst. Die Spezialisten wurden bei ihren Recherchen auf eine Webseite aufmerksam, die bei einem St. Galler Provider gehostet wurde.

Die Plattform bot den Nutzern Gelegenheit, sich kennenzulernen oder sich auf privater Ebene zu vernetzen. Dabei seien Tipps und Erfahrungen für den Umgang mit kleinen Mädchen oder Anweisungen für erste Kontaktaufnahmen mit Kindern ausgetauscht worden, hieß es in der Mitteilung. Auch Dateien mit kinderpornografischen Darstellungen seien ausgetauscht worden.

Die Ermittlungen führten zur Identifizierung von rund 600 Personen aus Deutschland, 40 aus Österreich und vier aus dem Fürstentum Liechtenstein. Bei den Betreibern des Forums handelt es sich laut Mitteilung um Deutsche. In der Schweiz wird bisher gegen 13 Männer ermittelt. Bei ihnen wurden Hausdurchsuchungen vorgenommen und umfangreiches Material wie Computer-Festplatten und andere Datenträger beschlagnahmt.

Vier von ihnen wurden vorübergehend verhaftet. Ihnen werden neben Kinderpornografie auch sexuelle Handlungen mit Kindern oder das Herstellen pornografischer Bilder und Filme unter direktem Missbrauch eines Mädchens vorgeworfen.

Internetprovider kooperierte mit Behörden

Untersuchungsrichterin Ursula Brasey bestätigte auf Anfrage einen Bericht des Schweizer Radio DRS, dass es sich beim missbrauchten Opfer um ein zwölfjähriges Mädchen handelt. Es stamme im weitesten Sinne aus dem Bekanntenkreis der mutmaßlichen Täter. Diese seien geständig und deshalb zum Teil aus der Untersuchungshaft entlassen worden.

Die St. Galler Erkenntnisse lösten auch Ermittlungen im Ausland aus. So wurde laut der Untersuchungsrichterin in Deutschland ein Mann wegen sexueller Handlungen mit Kindern verhaftet. Hier gehe es aber nicht um das Herstellen pornografischer Darstellungen. Bei den 13 Beschuldigten in der Schweiz handelt es sich um Männer im Alter zwischen 20 bis 65 Jahren aus verschiedenen Teilen der Deutschschweiz.

Die vier vorübergehend Verhafteten gehören laut Brasey eher zu den jüngeren Beschuldigten. Nicht unter den Beschuldigten ist der St. Galler Internetprovider, bei dem die Webseite gehostet wurde. Er habe eine große Kooperationsbereitschaft an den Tag gelegt, sagte Brasey. Das Verfahren ist bereits seit mehreren Monaten im Gang.

Die Untersuchungsrichterin, erklärte die Auswertung des beschlagnahmten Materials sei sehr aufwendig und nach wie vor in vollem Gang. Die Daten über die ausländischen Benutzer der Internetplattform wurden an die zuständigen Stellen im Ausland weitergeleitet, vor allem an das deutsche Bundeskriminalamt, wie Sprecherin Daniele Bersier auf Anfrage sagte.

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