Microsoft-Gründer:Gates, Berlusconi und die "Liste der Schande"

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Bill Gates spricht über sein wohltätiges Engagement sowie das Risiko Reichtum für Kinder - und kritisiert einen knausrigen Regierungschef: Silvio Berlusconi.

Tue Gutes und sprich darüber: Bill Gates, der schwerreiche Gründer des Software-Konzerns Microsoft, mischt seit Jahren über seine Stiftung in der Entwicklungshilfe mit - und zeigt sich hochzufrieden.

Mit einem Vermögen von etwa 50 Milliarden Dollar wohl der reichste Mensch der Welt: Bill Gates (Foto: Foto: AP)

"Ich hatte genug Glück, auf all die Ressourcen von Microsoft zurückgreifen zu können", sagte er dem Sender Phoenix. Nun sei es an der Zeit, der Gesellschaft etwas zurückzugeben.

Der Computer-Pionier äußerte sich auch anerkennend über Staaten, die großzügig Stiftungsarbeit unterstützen: Trotz der Finanzkrise erhalte seine "Bill and Melinda Gates Foundation" Zuwendungen von vielen europäischen Ländern, sagte er der Frankfurter Rundschau (FR).

"Bislang haben sich die meisten Regierungen sehr generös gezeigt, was die zugesagten Hilfen für die Ärmsten der Armen betrifft." Eine Ausnahme machte der Microsoft-Gründer jedoch: Italien sei knausrig, genauer, dessen Regierungschef.

Ministerpräsident Silvio Berlusconi habe er auf eine "Liste der Schande" gesetzt, ätzte Gates. Italien habe seine Entwicklungshilfe zusammengestrichen, aber zum Glück gebe es nur diesen "einen Ausreißer" in der internationalen Staatengemeinschaft.

Mit Silvio Berlusconi, den er schon persönlich getroffen hat, kommuniziert Gates in althergebrachter Form: Der Premier bekomme stets "handschriftliche Briefe", so Gates.

Tadelnde Nervensäge

Gates beschrieb auch die Art und Weise, wie er Berlusconi in seinen Schreiben kritisiert: "Lieber Silvio, es tut mir leid, dass ich Dir das Leben so schwer machen muss. Aber Du vernachlässigst die Armen dieser Welt - und ich glaube nicht, dass die italienischen Wähler mit Deinen Streichungen einverstanden sind."

Der Amerikaner sagte, er sehe sich in der Rolle, solche Informationen zu verbreiten, aber auch Erfolgsgeschichten zu vermelden. Mit anderen Worten: Bill Gates will Politiker für ihr Verhalten loben - oder als tadelnde Nervensäge wirken.

Gates begründete zudem, warum aus seiner Sicht aktive Entwicklungshilfe vonnöten sei. "Für die Probleme reicher Leute wie die Bekämpfung von Haarausfall wird deutlich mehr Geld ausgegeben als für den Kampf gegen Malaria", so Gates. Hier sei der Einsatz von Regierungen und Stiftungen gefragt.

Gates hatte sich Mitte 2008 vom Chefposten bei dem Windows-Hersteller zurückgezogen und leitet seitdem die Stiftung, der er einen großen Teil seines Privatvermögens übertrug.

Gates: Zu viel Reichtum schadet Kindern

Die "Bill and Melinda Gates Foundation" widmet sich der Entwicklungshilfe und ist mit einem Kapital von rund 30 Milliarden Dollar eine der größten privaten Stiftungen der Welt. Sie setzt sich unter anderem für die Impfung gegen Krankheiten ein.

Eine Rückkehr in die Microsoft-Zentrale kann sich der Firmengründer nicht vorstellen. Er liebe die Aufgabe als Leiter seiner gemeinnützigen Stiftung genauso wie die Arbeit als Unternehmer, sagte der 54-Jährige auf Phoenix. "Dieser Job wird für den Rest meines Lebens im Mittelpunkt stehen."

Der Multimilliardär machte klar, dass seine Kinder nur einen geringen Teil seines Vermögens erben werden. "Ich glaube, dass zu viel Reichtum Kindern schadet", sagte Bill Gates der FR. "Sie müssen ihren eigenen Weg gehen."

© sueddeutsche.de/dpa/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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