Spektakularer Fall gelöst:Schlechte Zeiten für Mörder

Ein neues System zur Erkennung von Fingerabdrücken revolutioniert die Ermittlungsarbeit der Polizei. In einer Woche konnten damit zwei mutmaßliche Mörder überführt werden, deren Taten 16 beziehungsweise 30 Jahre zurück liegen. Der zuletzt aufgeklärte Fall betrifft den Mord an einem Münchner Musiker und Astronomen, der im Jahr 1973 für Aufsehen gesorgt hatte.

Von Christian Rost

Anfang diesen Jahres ist in die Fahndungs-Computer am Bayerischen Landeskriminalamt (LKA) die Software "Meta-Morpho" eingespielt worden. Das weiterentwickelte Automatisierte-Fingerabdruck-Identifizierungs-System, kurz AFIS, erkennt nun auch Fragmente einer Fingerspur und kann diese einer Person zuordnen.

Bis dato war dies nur schwer möglich (Bericht unten). Die Polizei ist jetzt in der Lage, die Spuren von ungeklärten Kapitalverbrechen neu zu prüfen. Bereits in mehreren Fällen lieferte der Computer brauchbare Ergebnisse: Wie am Samstag berichtet, konnte der Mord an dem homosexuellen Anstreicher Alfred Rehm, 46, zu den Akten gelegt werden. Der Täter, ein geständiger Koch, der sich in jungen Jahren am Hauptbahnhof als Stricher angeboten haben soll, befindet sich in Haft.

Gestern gaben Polizei und Staatsanwaltschaft bekannt, dass auch ein Täter im Mordfall Rolf Prinz gefasst wurde. Der Mann war vor 30 Jahren, an einem Dezembertag, an der Schwanseestraße unweit der Justizvollzugsanstalt Stadelheim von drei mittellosen Jugendlichen im Alter von 13 und 17 Jahren aus Habgier überfallen und mit Holzstöcken erschlagen worden.

Der damals 47 Jahre alte Prinz arbeitete bei der Sternwarte des Deutschen Museums als Jupiter-Experte und spielte als Musiker in Orchestern wie dem von Max Greger.

An der Tat beteiligt waren der zu dieser Zeit 13-jährige Detlef S., ein Ausreißer aus Bremerhaven, dessen Reisetasche nahe dem Tatort gefunden wurde. S., der aufgrund seines Alters nicht zur Verantwortung gezogen werden konnte, sagte bei der Polizei aus, ein 17-Jähriger aus Frankfurt habe Prinz erschlagen. Diesen Mann, es handelt sich um den mittlerweile 47 Jahre alten Burkhard H., der tatsächlich in Düsseldorf lebte, erkannte jetzt der Polizeicomputer.

H. bezeichnet sich selbst als "Berufsverbrecher", saß vor allem wegen Einbruchs gut 16 Jahre im Gefängnis und hatte deswegen seine Fingerabdrücke bei der Polizei abgeben müssen. Die Beteiligung an der Tat gestand er, als Haupttäter benannte er jedoch einen dritten, 1973 ebenfalls 17-jährigen Unbekannten aus München. Sie hätten sich zufällig am Hauptbahnhof kennen gelernt. Mordkommission und Staatsanwaltschaft sind allerdings davon überzeugt, dass H. der Haupttäter war. Nach dem von H. und auch S. benannten Münchner Mittäter wird derzeit gefahndet. Josef Wilfling, Chef der Mordkommission, glaubt sich bereits auf der richtigen Spur. "Wir sind an ihm dran, es wäre besser, er würde sich der Polizei stellen."

Die drei jungen Männer waren vor dem Mord an Prinz in die Friedhofsgärtnerei an der Schwanseestraße eingebrochen und hatten dort Lebensmittel und Zigaretten gestohlen. Der kaum erkennbare Fingerabdruck von Burkhard H. befand sich an einer Bierflasche, die er bei dem Einbruch ausgetrunken hatte.

H. wird sich trotz seines Alters vor dem Jugendschöffengericht verantworten müssen. Weil er zur Tatzeit 17 Jahre alt war, gilt für ihn das Jugendstrafrecht mit einer maximalen Strafe wegen Raubmordes von zehn Jahren Haft.

Der modernisierte Fingerabdruck-Computer am Landeskriminalamt erweist sich in diesen Tagen als besonders effektiv. Auch bei zwei anderen Tötungsdelikten spuckte er Fingerspuren aus - mit weiteren Verhaftungen wird zu rechnen sein.

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