Charlotte Roche verlässt "3 nach 9":Trockengelegt

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Nach nur fünf Shows mit Giovanni di Lorenzo verlässt Moderatorin Charlotte Roche die TV-Talkshow "3 nach 9" von Radio Bremen wieder - wegen "unterschiedlicher Auffassungen".

Nach nur vier Monaten und fünf Shows verlässt die Moderatorin Charlotte Roche die Radio-Bremen-Talkshow "3 nach 9". Wie der Sender am Montag mitteilte, erfolge die Trennung in gegenseitigem Einvernehmen. Die Sendung am vergangenen Freitag war bereits der letzte Auftritt der 31-Jährigen an der Seite von Giovanni di Lorenzo, dem Chefredakteur der Zeit.

Moderieren fortan die Talkshow nicht mehr gemeinsam: Charlotte Roche (re.) und Giovanni di Lorenzo (li.) (Foto: Foto: ddp)

Roche moderierte am 13. September 2009 erstmals die traditionsreiche Talkshow, die seit 35 Jahren über den Bildschirm flimmert. Es gebe unterschiedliche Auffassungen über die Sendung, sagte Programmdirektor Dirk Hansen von Radio Bremen (RB). "In einer solchen Situation ist es am besten, sich neu zu orientieren." Über eine Nachfolgerin als Partnerin von Giovanni di Lorenzo sei noch nicht entschieden.

Im Umfeld des Senders heißt es, etliche Zuschauer hätten sich mit der neuen Frau an der Seite des Zeit-Journalisten nicht abfinden können: Einige hielten die Fragen offenbar für naiv, andere störten sich an der angeblich mädchenhaften, piepsigen Stimme. Dass sie sich in der letzten Sendung am 15. Januar einem Studiogast auf den Schoß setzte, um ihr Lampenfieber loszuwerden, fanden nicht alle Zuschauer lustig, sondern manche eher peinlich. Der Quote jedenfalls hat Charlotte Roche nicht gut getan. Ein Experiment scheiterte.

Dabei hatte sich die bekannte Autorin des Romans "Feuchtgebiete" kurz vor ihrem ersten Auftritt einen langen Aufenthalt in der Sendung gewünscht: "Ich habe das Gefühl, bei '3 nach 9' kann man nicht schon nach vier Sendungen sagen: So, Ihr seid alle doof, ich geh' wieder." Der Job werde eine "Zen-Übung auf Beständigkeit und Nachhaltigkeit". Diese Zen-Übung bricht die Frau ab, die manche für eine "Skandalnudel" halten.

Mit ihrer flippigen Art und ihrem unkonventionellen Interviewstil sollte sie in der ARD besonders jüngere Zuschauergruppen ansprechen: "Wir wollen eine andere Sichtweise, die für alle Altersgruppen spannend ist", erklärte Programmchef Hansen damals. Die Frau ließ begleitend zu ihrer TV-Tätigkeit kaum eine Provokation aus: So empfahl sie in einem Interview in der Dezember- Ausgabe des Magazins Neon den Gebrauch von Ecstasy. Dieses Rauschgift bringe "wenig Nebenwirkungen, große Glücksgefühle", behauptete Roche.

Die Sendung "3 nach 9" feiert im November 35-jähriges Jubiläum und ist damit die Talkshow mit der ältesten Geschichte in Deutschland. Moderatorinnen waren in dieser Zeit Marianne Koch, Carmen Thomas, Lea Rosh, Randy Crott und Juliane Bartel. Roche war im September auf die langjährige Moderatorin Amelie Fried gefolgt. Im Juni vergangenen Jahres hatte sie die Ko-Moderation der Sendung als "eines der ganz seltenen Angebote im Fernsehen, die man nicht ausschlagen kann", bezeichnet.

Ihre Karriere begann als Moderatorin beim Musiksender Viva, sie arbeitet auch als Schauspielerin, Sängerin und Schriftstellerin. Vor zwei Jahren sorgte sie mit "Feuchtgebiete" für Furore, der in Deutschland das meistverkaufte Buch 2008 war. Darin geht es um eine junge Frau, die traditionelle Vorstellungen von Körperhygiene und weiblicher Sexualität auf den Kopf stellt.

Als Talkshow-Gastgeberin bei Radio Bremen hatte sie weniger Erfolg.

© sueddeutsche.de/dpa/afp/rus - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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