Babykino:In der Pause zum Wickeltisch

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Gedimmtes Licht, gedämpfter Ton: Im "Babykino" im Forum am Deutschen Museum können Eltern mit ihrem Nachwuchs den Kinobesuch genießen.

Christiane Miethge

Etwa fünfzehn Kinderwagen parken vor einem Kinosaal. Drinnen versinken etwa vierzehn Frauen und ein Mann in großen Kinosesseln - jeder von ihnen wiegt ein Baby im Arm. Trotzdem sind die Blicke gebannt auf die Leinwand gerichtet. Während man aus den Boxen das gedämpfte Heulen von Hunden hört, ist der sanft erleuchtete Saal auch von einem leisen Gewimmer und Gejammer erfüllt. Denn die eine Hälfte der kleinen Gäste kommentiert alles, was um sie herum geschieht - nur eben nach Babymanier. Die andere Hälfte schlummert tief und fest in den Armen der Eltern.

(Foto: Foto: SZ/Haas)

Im Forum am Deutschen Museum gibt es jetzt alle zwei Wochen immer freitags "Babykino". Die nächste Vorstellung ist morgen und beginnt um 10.30 Uhr. Gezeigt wird die Komödie "Reine Formsache" von Ralf Huettner: Eltern können den Film dabei mit ihren Kleinen ganz entspannt anschauen - ohne fürchten zu müssen, ihr Kind oder die anderen Zuschauer zu überfordern. Denn im Babykino ist alles auf Babyohren und -augen abgestimmt: "Gedimmtes Licht und gedämpfter Ton", erklären Elke und Ulf von Sparre das Konzept der Veranstaltung. Zusammen geben sie das Familienmagazin Kitz heraus und organisieren nun in Kooperation mit dem Forum am Deutschen Museum die Veranstaltung "BeBiDaBei". Zum speziellen Programm gehört auch, dass nach etwa einer Stunde eine 15-minütige Pause gemacht wird, in der die Kleinen zum Beispiel auf einem Wickeltisch mit frischen Windeln versorgt werden können. Dazu gibts sogar auch noch Flaschenwärmer.

Grinsen und strampeln

Eine blonde Frau verfolgt im Stehen, wie ein Rudel Huskys in der Antarktis jagt. Auf ihrem Arm die sieben Monate alte Marie Sophie. Als eines der anderen Babys kurz auflacht, zieht auch sie ihren zahnlosen Mund zu einem Babygrinsen auseinander und strampelt munter mit den Beinen. "Ich dachte eigentlich, sie würde schlafen, aber das ist viel zu aufregend für sie", erzählt die 36-jährige Nadja Marcour später in der Pause. Für das Babykino hat sie sich extra mit ihren Freundinnen Katrin Aicher und Gesine Rüggeberg verabredet. Diese sitzen zurückgelehnt in den Kinositzen, ihren Nachwuchs auf dem Schoß. "Als Mutter ist man den ganzen Tag mit nichts anderem als seinem Kind beschäftigt", erzählt Katrin Aicher. Da sei es eine sehr willkommene Abwechslung, endlich mal wieder ins Kino gehen zu können.

Eben genau dies - Eltern die Möglichkeit geben, zusammen mit ihren Babys auch etwas für sich selbst zu unternehmen - sei ihre Motivation für die Veranstaltung, erzählen Ulf und Elke von Sparre. Denn: "Eltern mit kleinen Kindern sind oft isoliert und kommen kaum mehr aus dem Haus." Die Sparres wissen dabei genau, wovon sie sprechen, sind sie doch selber Eltern von fünf Kindern. Als die noch klein waren, so erzählen sie, sei es ein Höhepunkt der Woche gewesen, die Kinder in den Van zu packen und in das nahe gelegene Autokino zu fahren. Während die Kinder hinten geschlafen hätten, konnten die Eltern entspannt Filme schauen.

Halb Restaurant, halb Spielzimmer

Auf die Idee für das Babykino sind die Sparres dann im kinderfreundlichen Schweden gekommen. "Wir waren mal in einem Kino, da war das ganze Foyer mit Kinderwagen zugeparkt.", erzählt Ulf von Sparre. "Da haben wir uns gedacht: Sowas müsste man mal in München machen." Neben dem Babykino gibt es deswegen auch ein weiteres Kooperationsprojekt mit den Forumkinos: den Babybrunch. An jedem Sonntagvormittag ist der eine Teil des Restaurants Bernstein im Kino zum Spielzimmer umfunktioniert. Im anderen Teil können die Eltern entspannt frühstücken - zu für Münchner Verhältnisse moderaten Preise um die 13 Euro für Erwachsene und für Kinder ab zwölf die Hälfte, bis zum Alter von sechs sogar kostenlos.

Im Kinosaal ist inzwischen der Vorhang gefallen. Etwa vierzehn Mütter und ein Vater packen etwa fünfzehn Babys wieder in ihre Kinderwagen und schieben sie aus dem Kino. Nadja, Katrin und Gesine setzen sich noch kurz ins Café Bernstein - zum Quatschen. Auch Gesines Mann ist auf einen Sprung aus der Arbeit vorbeigekommen. "Ich bin echt positiv überrascht, wie gut das klappt", lacht Katrin Aicher und rührt in ihrem Milchkaffee. "Es ist wirklich schön, so was zu machen, mit meiner Emilia habe ich sonst einen 24-Stunden-Job."

Das Babykino in den Forumkinos am Deutschen Museum findet alle zwei Wochen statt. Beginn ist jeweils um 10.30 Uhr. Es werden nur Filme gezeigt, die ab 0 Jahren freigegeben sind. Der Kinosaal ist leicht erleuchtet, der Ton des Films gedämpft. Dazwischen gibt es eine 15-minütige Pause. An Wickeltisch und an Flaschenwärmer wurde gedacht. Davor und danach können sich Eltern im Café Berstein in den Forumkinos treffen.

© SZ vom 20.4.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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