Saddam Hussein:Herkunft und Familie

Saddam Hussein entstammt einer Kleinbauernfamilie und ist schon früh in kriminelle Machenschaften verwickelt. Später schreckt er, um die eigene Macht zu sichern, auch vor Morden innerhalb der eigenen Familie nicht zurück.

Saddam ("der Standhafte") Hussein kommt am 28. April 1937 im Dorf Al-Ouja bei Takrit (Tikrit) als Kind einer Kleinbauernfamilie zur Welt. Offiziell heißt es, dass sein Vater noch während der Schwangerschaft der Mutter Subha Tulfah gestorben ist. Westlichen Recherchen zufolge entstammt Hussein aber einer außerehelichen Beziehung.

Uday Hussein AP

Husseins Sohn Udai.

Nach muslimischem Brauch wird schon, als Hussein noch ein Kind ist, eine Frau für ihn ausgesucht: die Tochter seines Onkels, Sajida Khairalla.

Nach der Wiederverheiratung seiner Mutter mit Ibrahim al Hassan wächst Hussein im Haus dieses Onkels Khairallah Tulfah auf, dessen Clan sich von Handelsgeschäften, aber auch mit Straßenraub und Betrügereien ernährt. Mit dem Onkel übersiedelt er später in den Tekarte-Bezirk nach Bagdad. Als 19jähriger erschießt Hussein einen rivalisierenden Banditen.

1963 heiratet Hussein. Sajida gilt als emanzipierte Frau. Ende der 80er Jahre flieht sie aus Protest gegen die vielen Liebschaften ihres Mannes zu ihrem Bruder, dem damaligen Verteidigungsminister Adnan Khairallah. Adnan Khairallah kommt später bei einem mysteriösen Hubschrauberabsturz ums Leben.

Sajida soll weiterhin von ihrem Mann getrennt leben, der sie im Februar 1997 zeitweise unter Hausarrest stellt. Aus der Ehe gehen die beiden Söhne Udai und Kusai sowie die Töchter Raghad, Rana und Hala hervor. Im Oktober 1998 berichtet das israelische Fernsehen über eine angebliche Darmkrebserkrankung Saddam Husseins.

Die graue Eminenz: Sohn Udai

Udai gilt als skrupellos, gewalttätig, machtgierig und undiszipliniert. Als Präsident des Journalistenverbandes und Herr über die Zeitungen Babil und Al Baath ar Riad sowie über das Jugendfernsehen verfügt er über beträchtlichen Einfluss. Er ist außerdem Präsident des Irakischen Olympischen Komitees, des irakischen Studentenverbandes und der Vereinigung der Kulturschaffenden.

Es gilt als sicher, dass er seit Beginn der UN-Sanktionen, zusammen mit seinem Bruder Kusai, den Schmuggel kontrolliert, vor allem den mit Whisky, Zigaretten und Rohöl. Ihm soll eine Flotte von etwa vierzig kleinen Schiffen gehören, die heimlich irakisches Öl in die Golfstaaten bringen, was ihm jährlich etwa 300 bis 400 Millionen US-Dollar einbringen soll.

Angeblich macht er auch Millionengeschäfte mit dem Schmuggel von Kokain aus Lateinamerika nach Europa. Man sagt ihm nach, dass er mehr als tausend Luxuslimousinen besitzt, die zum Teil bei der Besetzung Kuwaits erbeutet wurden.

Den Plünderungen der Staatskasse und diversen Schmuggeloperationen Udais hat Hussein einen beträchtlichen Teil Privatvermögens zu verdanken, das der Sunday Telegraph auf sechs Milliarden US-Dollar geschätzt wird.

Udai werden zudem mehrere Morde angelastet. Unter anderem soll er Kamel Hannah, den Lieblingsdiener seines Vaters, auf bestialische Weise umgebracht haben, weil dieser (zu Lasten von Udais Mutter) Treffen seines Vaters mit diversen Geliebten arrangiert hatte.

Seinen Onkel Watban al Takriti, einen ehemaligen irakischen Innenminister, soll er auf einer Familienfeier, angeblich aus Versehen, angeschossen haben. Außerdem soll er 1996 die Liquidierung von H.s Schwiegersöhnen nach ihrer Rückkehr aus Jordanien (s. u.) organisiert haben.

Udai gilt immer noch als "graue Eminenz" im Irak, obwohl offiziell inzwischen sein jüngerer Bruder Kusai als "Kronprinz" bezeichnet wird. Am 12. Dezember 1996 wurde Udai bei einem Attentat schwer verletzt, unter den Folgen soll er heute noch leiden.

Hinter dem Attentat wurden Feinde im eigenen Clan vermutet, was Hussein zum Anlass genommen haben soll, sich von seinem früheren Prinzip, einflussreiche Posten ausschließlich unter der Sippe der al-Takriti zu verteilen, mehr und mehr zu distanzieren.

Im Krankenhaus heiratete Udai in zweiter Ehe die 16-jährige Tochter des früheren Verteidigungsministers Ali Hassa al-Majid, einem Vetter Hussseins. Der Schwiegervater Udais, im Irak gern als "Chemie-Ali" apostrophiert, gelangte Ende der 80er Jahre zu zweifelhaftem Ruhm, als er einen Giftgas-Einsatz gegen Kurden im nordirakischen Halabja anordnete.

Bagdads Krisenmanager: Sohn Kusai

Über eine große Machtfülle gebietet auch Udais jüngerer Bruder Kusai, dem Hussein im August 1999 offiziell das "Krisenmanagement" in der Hauptstadt Bagdad anvertraut. Die Elitetruppe "Republikanische Garden", die Geheimdienste und die Leibwache seines Vaters sind ihm unterstellt.

Außerdem gilt Kusai als Kopf eines Geflechts von irakischen Scheinfirmen im Ausland, besitzt eine Reihe von Hühnerfarmen und ist wie sein Bruder im lukrativen Schwarzhandel engagiert. Einen Attentatsversuch im März 1997 überstand er unversehrt.

Als Aufständische ermordet: Die Schwiegersöhne

Die Tochter Raghad war mit dem früheren Industrie- und Rüstungsminister General Hussein Kamil verheiratet, die Tochter Rana mit dessen Bruder Oberst Saddam Kamil Hassan.

Die beiden Familien setzten sich im August 1995 in einer spektakulären Flucht nach Jordanien ab, wo König Hussein II. zum Sturz Saddam Husseins aufrief, dann aber Ende 1995 wieder eine politische Kehrtwende vollzog.

Im Februar 1996 kehrten die beiden Schwiegersöhne, angeblich von Hussein begnadigt, mit ihren Familien in den Irak zurück, wo die beiden Männer wenig später ermordet wurden. Kurz zuvor hatten sich Raghad und Rana von ihren Männern scheiden lassen. Wie berichtet wurde, fielen auch zwei Enkelsöhne dem Rachefeldzug Husseins gegen den Kamil-Clan zum Opfer.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: