60. Jahrestag der Bombardierung Dresdens:Weiße Rosen als Zeichen gegen Intoleranz und Rechtsextremismus

Mit Gedenkveranstaltungen haben die Dresdner an die Zerstörung ihrer Stadt vor 60 Jahren erinnert. Bundeskanzler Schröder warnte davor, die Geschichte umzudeuten. Auf den Aufmarsch von 4000 Rechtsextremisten reagierten zahlreiche Menschen mit stummen Protests.

Mit einer Kranzniederlegung am Mahnmal für die Opfer der Luftangriffe auf Dresden haben der sächsische Ministerpräsident Georg Milbradt und Oberbürgermeister Ingolf Roßberg am Sonntag die Gedenkfeiern zum 60. Jahrestag des Bombardements eingeleitet. Auf dem Heidefriedhof legten sie Kränze nieder.

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) warnte in Berlin davor, die Geschichte umzudeuten und das Leid der Menschen zu missbrauchen und zu instrumentalisieren.

Milbradt und Roßberg wurden von dem Botschafter der USA, Daniel Coats, dem Botschafter Großbritanniens, Peter Torry, und dem französischen Botschafter Claude Martin begleitet.

Nach dem offiziellen Teil legten Abgeordnete der im Landtag vertretenen demokratischen Parteien von CDU, SPD, FDP, PDS und Bündnis 90/Grüne und Bürger der Stadt ebenfalls Kräne am Mahnmal nieder. Auch Vertreter der rechtsextremistischen NPD-Landtagsfraktion nahmen an der Kranzniederlegung teil.

Am Sonntagmittag versammelten sich 4.000 Teilnehmer zu einer von der rechtsextremistisch unterwanderten Jungen Landsmannschaft Ostpreußen (JLO) angemeldeten Demonstration vor dem Landtag. Sie wird von der rechtsextremistischen NPD-Landtagsfraktion unterstützt.

Vor dem Parlamentsgebäude war weithin sichtbar ein Transparent mit der Aufschrift "Die Würde des Menschen ist unantastbar - Aktion Weiße Rose" zu sehen. Parlamentssprecher Ivo Klatte sagte, dass das Transparent auch als Aufruf an die Teilnehmer der JLO-Demonstration zu sehen sei, Menschenwürde und Toleranz zu wahren.

Zeitgleich zu dem Aufmarsch der Neonazis versammelten sich ebenfalls im Zentrum der Stadt mehrere Hundert Linksautonome zu einer Gegendemonstration.

"Untat und Leid nicht gegeneinander aufwiegen"

Schröder prangerte an, dass 60 Jahre nach Kriegsende die "Schuld und Verantwortung, die Nazi-Deutschland für den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, für Vernichtung und Terror hatte", geleugnet werde. "Wir werden diesen Versuchen der Umdeutung der Geschichte mit allen Mitteln entgegentreten. Das sind wir allen Opfern des Nazi-Terrors und des Krieges, insbesondere auch den Opfern von Dresden schuldig", betonte er. "Verantwortung vor unserer Geschichte heißt eben auch, Untat und Leid nicht gegeneinander aufzuwiegen", erklärte der SPD-Politiker.

Vor 60 Jahren, am 13. Februar 1945, hatten mehrere hundert britische Bomber das Stadtzentrum Dresdens angegriffen. Ihnen folgten Stunden später eine noch stärkere Streitmacht und am 14. Februar US-Bomberverbände. Bei diesen Luftangriffen warfen die Alliierten rund 3.500 Brand- und Sprengbomben ab, die das historische Stadtzentrum fast vollständig zerstörten und einen Feuersturm entzündeten.

Es kamen zwischen 25.000 und 35.000 Menschen ums Leben, die meisten Zivilisten. Die Angriffe trafen eine Stadt, die hunderttausende Menschen und unersetzliche Kulturgüter wie den Zwinger und die Semperoper barg, aber zugleich auch umfassend in die deutsche Kriegsführung einbezogen war.

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