Gesetzentwurf:Stromablesen soll billiger werden

Stromablesen ist für die großen Versorger ein lukratives Geschäft. Jetzt will die Politik mehr Wettbewerb zulassen - Verbraucher sollen profitieren.

Michael Bauchmüller

Verbraucher können auf Entlastungen beim Strom- und Gaspreis hoffen. Mit einem neuen Gesetz will das Bundeswirtschaftsministerium die Messung von Energie liberalisieren. Für die Energieversorger könnte dadurch neuer Wettbewerb entstehen. Bisher verdienen sie gutes Geld an der Energieablesung.

Derzeit ist die Messung von Strom und Gas alleine Sache der örtlichen Netzbetreiber. Sie installieren die nötigen Geräte und lesen sie ab. Wechselt ein Kunde zu einem anderen Anbieter, liefern sie diesem die Messdaten. Das Ablesegeschäft aber blieb stets bei den angestammten Versorgern.

Die Novelle aus dem Bundeswirtschaftsministerium soll das ändern. Auf Wunsch der Kunden sollen künftig auch Dritte die Stromzähler ablesen können, etwa spezialisierte Dienstleister. Auch könnten neue Anbieter ihre Kunden mit der Installation neuer Stromzähler locken.

"Die Öffnung für Wettbewerb soll preisliche Vorteile für die Verbraucher erschließen helfen'', heißt es in der Begründung der Novelle, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Vor allem aber solle sie "technische Innovationen beim Zähl- und Messwesen sowie Konzepte für intelligente Netze fördern'', schreibt das Glos-Ministerium.

Klobige schwarze Zähler

Die freilich sind nötig. Vor allem in Mietshäusern sind die Stromzähler häufig Jahrzehnte alt. Die klobigen schwarzen Drehscheibenzähler funktionieren nach dem sogenannten Ferraris-Prinzip, in der Regel differenzieren sie nicht nach unterschiedlichen Tarifen.

Die Geräte sind längst abgeschrieben, kosten die Verbraucher aber immer noch monatlich Geld, zu zahlen über die Grundgebühren. Dagegen sind neuere Zähler inzwischen längst elektronisch. Sie können nach Tageszeiten differenzieren und lassen sich im besten Fall aus der Ferne ablesen.

Der Vorteil für Verbraucher: Die zeitgenaue Abrechnung könnte auch neue Stromtarife mit sich bringen, bei denen Strom zu Stoßzeiten teurer, abends und in der Nacht dagegen wesentlich billiger ist. Wer Trockner oder Geschirrspüler dann in der Nacht laufen lässt, könnte Geld sparen.

"Verbraucher sollen in die Lage versetzt werden, ihren Eigenverbrauch zu steuern'', heißt es in der Begründung zum Gesetz, das seit vergangener Woche zwischen den Ressorts abgestimmt wird. Wann es konkret in Kraft treten wird, ist derzeit noch offen.

Verbraucherschützer äußerten sich erfreut über die Gesetzesnovelle. "Es ist damit zu rechnen, dass Stromunternehmen ihren Kunden nun auch verstärkt intelligente Stromzähler anbieten'', sagte Holger Krawinkel, Energieexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. "Damit bekommen wir ein Stück Qualitätswettbewerb.''

Die Modernisierung der Zähler gehört auch zum Klimaprogramm, das sich die Bundesregierung Ende August gegeben hatte. Die intelligenten Zähler sollen dabei nicht nur den Stromverbrauch stärker lenken, sondern den Bürgern auch zeigen, wie viel Strom sie im Einzelnen verbrauchen.

Zuletzt hatte sich auch der Verband der Netzbetreiber für die Modernisierung der Zähler ausgesprochen. Seinen gut 400 Mitgliedern empfahl der Verband kürzlich, "für Neuanlagen und für den Umbau von Altanlagen die Verwendung des elektronischen Haushaltsstromzählers vorzusehen''.

Der Verband hatte vergangenes Jahr in 16.000 Haushalten E-Zähler getestet. Der Verband sieht ein Potential von 1,8 Millionen Geräten im Jahr. Die Kosten der neuen Zähler liegen zwischen 100 und 250 Euro pro Stück.

Politik schießt gegen Stromriesen

Die schwierigere Aufgabe allerdings könnte vor der Bundesnetzagentur liegen. Nach dem Gesetzentwurf kann sie künftig Regeln für die Strom- und Gasmessung erlassen.

In dem noch jungen Markt dürfte das nicht einfach werden, denn derzeit konkurrieren unterschiedliche Systeme der Messung und Abrechnung, die miteinander nicht kompatibel sind. Ein Dritter kann aber nur dann die Messung übernehmen, wenn seine Computer mit den Daten auch etwas anfangen können.

Unterdessen mussten die großen Stromkonzerne wegen angekündigter Strompreiserhöhungen erneut Vorhaltungen von Regierungsseite einstecken. Bei einem Klimakongress des Karlsruher Energieversorgers EnBW kritisierte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) "Haltung und Verhalten der deutschen Energiewirtschaft''.

Zwar wolle auch er verhindern, dass die EU-Kommission Pläne zur Entflechtung der Energiekonzerne durchsetzt. Starke Preiserhöhungen aber "verbessern nicht unbedingt unseren Auftritt in Brüssel''. Sowohl Eon als auch RWE haben für das neue Jahr höhere Preise für Strom und Gas angekündigt.

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