Geständnis von Chalid Scheich Mohammed:Human Rights Watch fordert Aufklärung

Wurde Chalid Scheich Mohammed vom amerikanischen Geheimdienst in Guantanamo gefoltert? Man weiß es nicht, denn das Pentagon hält entsprechende Passagen seines Geständnises geheim - und erntet dafür heftige Kritik.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat am späten Donnerstagabend das amerikanische Verteidigungsministerium aufgefordert, jene Passagen offen zu legen, in denen Top-Terrorist Chalid Scheich Mohammed dem US-Geheimdienst Folter vorwirft.

Gefangener mit Wärter in Guantanamo

Ein Gefangener wird von einem Soldaten auf Guantanamo in einen Container geführt.

(Foto: Foto: AP)

Teile seines Geständnisses hatte das Pentagon schwärzen lassen. Der Leiter von Human Rights Watch, Kenneth Roth, warf der US-Regierung vor, sie missbrauche ihr Zensurrecht, wenn sie damit Informationen zurückhalte, "nur weil diese ungelegen oder ungesetzlich sein könnten". Die Foltervorwürfe der angeblichen Nummer Drei von al-Qaida müssten untersucht "statt unterdrückt" werden.

Unmittelbar nach der Veröffentlichung des Geständnisses hatten bereits der Grüne Hans-Christian Ströbele und Herta Däubler-Gmelin, Chefin des Menschenrechtsausschusses des Bundestags, den Wert von erpressten Aussagen bezweifelt.

"Er hätte auch gestanden, der Satan zu sein"

Ströbele, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag, geht davon aus, dass die Aussagen von Scheich Mohammed unter Folter zustande gekommen sind: "Es gab und gibt Meldungen, dass Scheich Mohammed nach seiner Festnahme nicht nur über Jahre in Geheimgefängnissen gefangen gehalten und gefoltert, sondern auch in sehr nachdrücklicher Weise gefoltert wurde. Zum Teil so, dass er nicht mehr gehen konnte und die Orientierung völlig verloren hatte", sagte er am Mittwoch sueddeutsche.de. "Er hätte wohl auch gestanden, der Satan persönlich zu sein", so Ströbele weiter.

Auch Herta Däubler-Gmelin, die Vorsitzende des Menschenrechtsausausschusses im Bundestag, hat ihre Zweifel an der Authentizität der Aussagen: "Hier veröffentlicht eine Militärbehörde, was ihr passt", sagte sie sueddeutsche.de.

Nicht zuletzt haben in der Nacht zu Donnerstag auch die Eltern des 2002 in Pakistan verschleppten und brutal ermordeten US-Journalisten Daniel Pearl bezweifelt, dass Scheich Mohammed für den Tod ihres Sohnes verantwortlich sei. Der mutmaßliche Chefplaner von al-Qaida hatte vor dem Tribunal auch damit geprotzt, Pearl persönlich enthauptet zu haben

"Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können wir unmöglich wissen, ob seine Prahlerei mit dem Tod unseres Sohnes der Wahrheit entspricht", erklärten Ruth und Judea Pearl im kalifornischen Encino.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: