Pistole in der "Presidential Library":Bum-Bum-Bush

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Wichtige "Jagdtrophäen" seiner Amtszeit darf George W. Bush nun im Museum ausstellen. Eine besondere Vorliebe hat er offenbar für Saddams Pistole.

Alex Rühle

Seit der Ära Franklin D. Roosevelt wird den amerikanischen Präsidenten ja als Nachklapp ihrer Amtszeit eine "Presidential Library" zuerkannt, eine Bibliothek nebst Museum, in der das jeweilige Walten im Nachhinein in freundlichem Licht inszeniert wird. Als George W. Bush sich im vergangenen Jahr daran machte, einen Ort für seine Library zu suchen, die 2013 eingeweiht werden soll, wurde er in Amerika mit Spott überzogen: Ob er nicht lieber eine Videothek statt einer Bücherei einrichten wolle. Was für ein Buch er denn wohl in seiner Bücherei ausstellen wolle.

Für Bush repräsentiert Saddams Pistole den Moment seines größten Triumphes, auf nichts in seiner Sammlung ist er so stolz. Von ihm mit Saddams Pistole gibt es leider keine Bilder. Das Foto zeigt ihn mit einem Maiskolben - bei einem Wahlkampfauftritt im Jahr 2004 (Foto: Foto: afp)

Bush ließ sich von der Häme nicht verdrießen, zumal seine Frau Laura nach einem Besuch der Reagan-Library feststellte, dass die Besucher sich nur am Rande für die dort ausgestellten Bücher interessieren: "Die meisten kommen dorthin, um die schönen Kleider von Nancy Reagan zu bestaunen, nicht, um die Bücherei zu sehen."

Als sich Bush dann dazu entschloss, das Museum auf dem Gelände der Southern Methodist University in Dallas zu errichten, nur einen Schuss weit entfernt von der Dealey Plaza, auf der John F. Kennedy 1963 im offenen Lincoln ermordet wurde, schrieben entsetzte Akademiker der Hochschule, unter ihnen zehn Bischöfe, in einer Petition: "Wir Methodisten halten eine Verbindung von Bushs Präsidentschaft mit dem ehrwürdigen Namen einer methodistischen Uni für extrem unangemessen!" Auch davon ließ Bush sich nicht anfechten, sondern machte sich daran, aus den 40000 Gegenständen, die ihm im Laufe seiner Amtszeit von Staatsgästen, Parteifreunden und Wählern geschenkt worden waren, die allerwichtigsten auszuwählen.

Die New York Times berichtet nun, dass Bushs Lieblingsaccessoire aus all den Jahren seines Weltenlenkens eine Art Jagdtrophäe war: Die Waffe seines persönlichen Erzfeindes, eine 9-Millimeter-Pistole der österreichischen Marke Glock, die Saddam Hussein bei sich gehabt haben soll, als ihn im Dezember 2003 Soldaten der Delta Force in einem Erdloch nahe Tikrit aufspürten.

Zum einen ist diese Pistole ein Beleg für Bushs wirtschaftstheoretische Erkenntnis, dass "die große Mehrzahl unserer Importe von außerhalb des Landes kommt". Zum anderen war Bush immer ein Mann der XXL-Gesten, statt hintersinnig anzuspielen hat er telegen geklotzt. Mission accomplished? Dann aber bitte in Kampfmontur auf dem Flugzeugträger. Gerne zeigte er seinen Besuchern auch einen Ziegel aus dem Haus, das bei der Eliminierung des al-Qaida-Chefs al-Zarqawi pulverisiert wurde.

Der Held und der Schurke

Warum da nicht als Sinnbild seines Sieges über Hussein dessen Pistole ausstellen. Fragt sich, in welchen der vier Bereiche der Library die Waffe am besten passt: Die Museumskuratoren behaupten, aus Bushs Amtszeit "vier Kernideale des Regierens" herausfiltern zu können: Freiheit, Chancengleichheit, Mitgefühl, Eigenverantwortung, weshalb sie das Museum nach diesen hehren Begriffen strukturieren wollen.

Der Historiker Douglas Brinkley sagt, Bushs fetischhafte Beziehung zu Husseins Waffe lasse besonders gut erkennen, wie Bush selbst seine Präsidentschaft gesehen habe: "Es versinnbildlicht diese texanische Sichtweise: Dass der Held den Schurken zur Strecke bringt und zum Lohn die Trophäe behält. Für Bush repräsentiert diese Pistole den Moment seines größten Triumphes, so wie das FBI noch heute stolz Dillingers Gewehr aufbewahrt."

Letztlich kann man Bushs Stolz auf Husseins Waffe auch als merkwürdige Spiegelung sehen: Der Waffennarr Saddam hatte ja selbst in Bagdad, im Museum am Mahnmal des unbekannten Soldaten einen ganzen Flügel freigeräumt für all die Waffen, die ihm Staatsgäste als Geschenke mitbrachten. Er trat gerne mit entsicherter Pistole im Halfter auf und erschoss auf einer Kabinettssitzung mal einen Minister, der es gewagt hatte, ihm zu widersprechen.

© SZ vom 09.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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