Wahlerfolg für Ex-Premier:Cavaco Silva wird neuer Präsident Portugals

Erstmals seit der Nelkenrevolution vor 32 Jahren steht wieder ein Konservativer an der Spitze des Staates. Der 66-jährige Wirtschaftsprofessor hat sich viel vorgenommen.

Auf ihn entfielen bei dem Wahlgang vom Sonntag nach amtlichen Angaben 50,59 Prozent der Stimmen. Anibal Cavaco Silva erzielte damit angesichts der Spaltung der Linken bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit und kann am 9. März als Nachfolger des sozialistischen Amtsinhabers Jorge Sampaio vereidigt werden.

Silva, AP

Erhielt 50,59 Prozent der Stimmen: Wahlsieger Cavaco Silva

(Foto: Foto: AP)

Cavaco Silva wird damit der erste bürgerliche Präsident in Portugal, seit das Land nach der "Nelkenrevolution" 1974 zur Demokratie zurückgekehrt war. Der sozialistische Abgeordnete Manuel Alegre (69), der gegen den Willen seiner Partei als Unabhängiger kandidiert hatte, kam auf 20,7 Prozent.

Soares abgeschlagen

Der offizielle Kandidat der Sozialisten, der frühere Staatspräsident Mário Soares, landete mit 14,3 Prozent abgeschlagen auf dem dritten Platz. Der 81-jährige Soares räumte seine Niederlage ein. Er gratulierte Cavaco Silva, mit dem er sich in den 80er und 90er Jahren einen erbitterten Machtkampf geliefert hatte, zum Wahlsieg. Der bisherige Präsident, der Sozialist Jorge Sampaio, durfte sich nach zwei Amtszeiten nicht mehr zur Wahl stellen.

Cavaco Silva, der Portugal von 1985 bis 1995 als Ministerpräsident regiert hatte, war unter den insgesamt sechs Kandidaten der einzige Bewerber aus dem Lager der rechten Mitte. Er hatte vor der Wahl angekündigt, dass er bei einem Wahlsieg das Parlament nicht auflösen und mit dem sozialistischen Ministerpräsidenten José Sócrates zusammenarbeiten werde.

Bemühen umd wirtschaftlichen Aufschwung

Er wolle die Bemühungen der Regierung um einen Abbau des Defizits im Staatshaushalt und um die Belebung der stagnierenden Wirtschaft unterstützen. Portugal ist das ärmste Land in Westeuropa. Sein Budgetdefizit ist doppelt so hoch wie von der Europäischen Union zugelassen.

Die Wahlbeteiligung war mit 62,6 Prozent relativ hoch. Neun Millionen Portugiesen waren zur Abgabe ihrer Stimmen aufgerufen. Die Abstimmung verlief weitgehend ohne Zwischenfälle. Nur in zwei kleinen Dörfern im Norden des Landes muss die Abstimmung in den kommenden Tagen nachgeholt werden.

In der Ortschaft Passos boykottierten Bewohner auf Grund eines Streits mit ihrem Bürgermeister die Stimmabgabe. In Pinhão hatten Unbekannte nach Angaben der Behörden Wahlunterlagen gestohlen.

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