Aus deutscher Hand:Wie die Gas-Zentrifuge entstand

Die in Iran und in Libyen entdeckten Anlagen zum Bau von Atomwaffen kamen zwar aus Pakistan, aber das Design ist deutsch. Beide Länder setzten auf die Gas-Ultrazentrifugen-Technik, wie sie in den fünfziger und sechziger Jahren von dem deutschen Ingenieur Gernot Zippe entwickelt worden ist.

Von Hans Leyendecker

Seine GUZ-Typen G 1 und G 2 sind nicht mehr der neueste Stand der Technik - doch mit fachmännischer Hilfe hätten sie zum Atombomben-Bau ausreichen können.

Der 1917 in Nordböhmen geborene Zippe, studierter Physiker und Doktor der Philosophie, hatte von 1946 an in russischer Kriegsgefangenschaft gemeinsam mit anderen deutschen Wissenschaftlern die Gas-Ultrazentrifuge (GUZ) für die Russen entwickelt. Die Gruppe der Forscher arbeitete zunächst in einem Institut am Schwarzen Meer, von 1952 an dann in Leningrad.

Die von ihnen entwickelte Anlage sollte der Isotopentrennung von Uran-235 und Uran-238 dienen. "Gebt uns einen Anreicherungsgrad von 15 Prozent, und wir sind zufrieden", sagten die Russen.

Zum Dank: nach Hause

Die deutschen und österreichischen Techniker schafften einen Anreicherungsgrad von 30 Prozent und durften 1956 nach Hause. Die entwickelten Zentrifugen wurden dann laut Zippe von der Sowjetunion in großem Maßstab zur Herstellung von Atombomben eingesetzt.

Zippe schaute sich im Westen die Zentrifugen-Technik an und stellte fest, dass die "hier hinter dem Mond waren", wie er am Montag der Süddeutschen Zeitung sagte. Er half der Degussa beim Zentrifugenbau, stellte seine Erfindung an der University of Virginia in den USA vor und kehrte nach Deutschland zurück.

Fünf Jahre Haft für Geschäfte mit Saddam

Zippe beriet später die Bundesgesellschaft für Kernverfahrenstechnik in Jülich, die Gesellschaft Urenco (vormals Uranit) und auch das Unternehmen MAN, das im Auftrag der Urenco am Projekt zum Bau von Gas-Ultrazentrifugen arbeitete, das 1970 zwischen Deutschland, Großbritannien und Holland vereinbart worden war. Ein Demonstrationsmodell seiner GUZ steht im Deutschen Museum in München.

Ein Ex-MAN-Mitarbeiter aus Bayern fiel in den neunziger Jahren als Helfer Saddam Husseins auf. Er hatte Bagdad beim Bau der GUZ geholfen und wurde 1999 wegen Landesverrats zu fünf Jahren Haft verurteilt.

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