Prozess um Promi-Hautcreme:Uschi wirkt garantiert

"Uschi Glas hautnah" zu erleben scheint riskant zu sein. Laut Stiftung Warentest kann dies zu Pickeln und Pusteln führen. Ob die Creme der Schauspielerin "mangelhaft" ist, entscheidet nun das Gericht - sicher ist, dass der Promifaktor den Fall verschönt.

Von Marcus Jauer

Die Creme, die die Schauspielerin Uschi Glas über das Fernsehen vertreibt, ist ganz offensichtlich ein außergewöhnliches Produkt. Sie wirkt auch bei denen, die sie gar nicht aufgetragen haben.

Uschi Glas mit ihrer Pflegeserie, ddp

Uschi Glas bewirbt ihre Creme weiter im Fernsehen.

(Foto: Foto: ddp)

Die Stiftung Warentest etwa hat die Creme niemals benutzt, sie ließ sie lediglich in einem geheimen Labor testen. Trotzdem hat sie nun einen unangenehmen Prozess am Hals. Er beginnt am Donnerstag vor dem Berliner Landgericht.

Umsatzeinbruch wegen Testergebnis

Im April vergangenen Jahres hatte die Stiftung die Gesichtscreme der Pflegelinie "Uschi Glas hautnah" mit "mangelhaft" bewertet. Elf der dreißig Probandinnen zeigten Pickel und Pusteln im Gesicht und klagten über Brennen auf der Haut. Sieben von ihnen mussten den Test sogar abbrechen.

Ein derart schlechtes Produkt, so die Stiftung, habe sie selten getestet. Eine Boulevardzeitung empfahl daraufhin, die Creme nur zum Silberputzen zu verwenden. Der Umsatz der gesamten Pflegelinie, die Uschi Glas regelmäßig in einem Verkaufskanal anbietet, brach um achtzig Prozent ein.

Stiftung Warentest ist zuversichtlich

Die Rezeptur der Creme stammt von der Firma "4S Marketing" bei Bielefeld, die die Stiftung nun auf Unterlassung verklagt hat. Sie will nicht, dass das Testergebnis weiter verbreitet wird. Die Firma ließ nicht nur die Creme von vier anderen Laboren prüfen, bei denen sie besser abschnitt, sie durchleuchtete auch das Labor, welches die Stiftung beauftragt hatte.

Dabei will sie durch Detektive herausgefunden haben, dass bei dem Test auch Probanden mit schweren Hautkrankheiten eingesetzt wurden. Nur das erkläre die Pickel. "Um ein solches Hautbild zu bekommen, müsste man die Leute schon mit Batteriesäure übergießen", sagt Marcus Johst, den die Firma als Medienberater beschäftigt und der sonst für andere mittelständische Firmen aus Gerüchten wirksame Kampagnen anrührt.

In dem Streit zeigt sich nun, dass man sich mit der Creme von Uschi Glas nicht nur das Gesicht einschmieren sondern es auch verlieren kann. Auch das eine ungewöhnliche Wirkung. Die Stiftung Warentest hat in vierzig Jahren ihres Bestehens insgesamt 72 000 Produkte getestet. Häufig ist sie danach verklagt worden, jedes Jahr etwa zehnmal. Noch nie musste sie Schadenersatz zahlen. Noch selten wurde ein Prozess allerdings so genau beobachtet. "Wir sind zuversichtlich", sagt Sprecherin Heike van Laak, "wir haben keine Anhaltspunkte dafür, dass in dem Testlabor etwas schiefgelaufen ist."

Glas hofft auf Gerechtigkeit

Sollte das doch der Fall sein, wäre die Glaubwürdigkeit der Warentester schwerer erschüttert als jemals zuvor. Sollte es nicht der Fall sein, litte die Glaubwürdigkeit von Uschi Glas wohl stärker als hätte sie zehn schlechte Filme hintereinander gedreht. Im Grunde sind diese beiden deutschen Institutionen jetzt in derselben Situation. Beide haben Fremde beauftragt, die eine hat sich eine Creme anrühren lassen, die andere einen Test; der Schaden aber, der aus jener Arbeit entstehen kann, wird ihr eigener sein.

In dem Prozess, der diesen Donnerstag vor dem Berliner Landgericht beginnt, geht es aber nur um die Unterlassung. Wenn die Stiftung dabei verlieren sollte, will die Firma "4S Marketing" Schadenersatz fordern - "eine deutlich sechsstellige Summe", wie ihr Medienberater sagt. Uschi Glas hat bisher noch nicht ausgerechnet, wie groß ihr Schaden wäre. "Ich hoffe auf Gerechtigkeit", sagt sie, ihre untergrabene Glaubwürdigkeit müsse wieder hergestellt werden.

Zur Verhandlung nach Berlin wird sie aber nicht kommen. Sie wolle ein Spektakel vermeiden, sagt sie zur SZ. "Es geht um mehr, als nur ein bisschen die Leute zu unterhalten." Mit der Creme, die früher unter gleicher Rezeptur als Gesichtsmaske vertrieben wurde, geht sie noch immer ins Fernsehen. Kommenden Montag zum nächsten Mal.

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