Markus Söder und seine Kinder:Eine ganz bunte Geschichte

Horst Seehofer bekommt bald ein nichteheliches Kind, CSU-Generalsekretär Söder hat schon eins. Ein gefundenes Fressen für eine bunte Illustrierte.

Beate Wild

Die Bunte von Hubert Burda ist eine klassische Familienzeitschrift, wie der Verleger einmal betonte. Affären von Politikern, Konservativen zumal, kamen da eigentlich eher selten vor. Doch nachdem das kolorierte Leute-Magazin jüngst breit über Horst Seehofer und seine hochschwangere Geliebte berichtet hatte ("Wie lange hält seine Frau das aus?"), erwischt es jetzt eine andere Größe der christsozialen Nomenklatura.

Markus Söder

Markus Söder.

(Foto: Foto: ddp)

"Markus Söder - Der CSU-Politiker und seine zwei Familien", titelt Bunte und zeigt die Beteiligten groß auf dem Cover. Auf vier Seiten breitet das Blatt viel Stoff über das nicht ganz freistaatlich-mustergültig geordnete Familienleben des Politikers aus. Die Mutter seiner nichtehelichen achtjährigen Tochter Gloria Sophie erzählt ausführlich von ihrem Leben als alleinerziehende Mutter, ihren Schwierigkeiten im Alltag und Söders Beziehung zu seinem Kind.

Ans Licht kommt dabei, was in der CSU längst bekannt war, aber bisher nicht öffentlich thematisiert worden ist: Auch das Familienleben Söders weist Brüche auf, die nicht jenen Moralvorstellungen entsprechen, die offiziell in der gut katholischen Partei gepriesen und gepredigt werden.

Schon im Fall des früheren CSU-Chefs Theo Waigel und seiner Beziehung zum einstigen Ski-Star Irene Epple hatte es parteiintern viele Debatten gegeben. Waigels Karriere litt, dafür stieg der Stern des Edmund Stoiber auf. Weil Seehofer nun Stoiber an der CSU-Spitze folgen will, machten in den vergangenen Wochen immer neue Indiskretionen über das Privatleben des Bundesministers die Runde.

Und nun wird auch das Gesamtkunstwerk Söder, in ganz anderem Kontext, zum sehr bunten Pressethema.

Kennengelernt im Sonnenstudio

Die Liebe zwischen Ulrike B., einer Medienkauffrau und CSU-Wählerin, und dem Politiker begann 1991 in Nürnberg. Sie lernten sich in einem Sonnenstudio kennen - sie war Angestellte, er Kunde. "Er hat mich sofort nach meiner Telefonnummer gefragt", berichtet Ulrike B. in der Bunten. Über Jahre hinweg hätten sie ein lockeres Verhältnis gehabt, im Dezember 1998 kam dann die kleine Gloria zur Welt.

Doch zur großen Enttäuschung von Ulrike B. habe Söder weder das Kind noch eine Heirat gewollt. "Ich glaube, ich war ihm wohl zu arm", wird sie zitiert. Söder habe damals bereits seine jetzige Frau Karin Baumüller gekannt - die Tochter eines angesehenen Nürnberger Bauunternehmers, die er im Dezember 1999 heiratete. Im Februar 2000 kam eine Tochter zur Welt, ein Sohn wurde 2004 geboren. Für Ulrike B. sei es "brutal" gewesen, als sie die Nachricht von Söders Hochzeit erhielt: "Markus war meine große Liebe. Früher war er ein toller Typ", so Ulrike B. in der Illustrierten.

"Das Gerede der CSU ist unerträglich"

So genau wollte man das alles vielleicht gar nicht wissen, aber in der CSU ist Wahlkampf und die Mutter der kleinen Gloria Sophie wird in Bunte auch politisch. Das "ganze Gerede der CSU über ihre Familien- und Kinderpolitik ist unerträglich", wettert sie: "Alleinerziehende Mütter, die für ihre Existenz arbeiten müssen, existieren für die CSU gar nicht."

Blendet also die Partei, für die Söder als Generalsekretär stets eloquent das Ideal der Familie hochhält, einen Teil der gesellschaftlichen Realität aus? Macht die CSU die Welt künstlich besser, als sie wirklich ist?

Im Streit um die Schaffung neuer Krippenplätze hatte Markus Söder zuletzt noch auf die Bewahrung traditioneller Werte gepocht, zitiert ihn die Passauer Neue Presse: "Natürlich haben und behalten wir feste Grundwerte, die wir auch als Idealziel festschreiben. Ehe und Familie sind das, was sich die meisten Menschen für ihr Leben wünschen und anstreben." Und weiter: "Zu unserer bürgerlichen Toleranz gehört, dass wir unsere Werte haben und danach leben wollen", so Söders familienpolitisches Credo, schreiben die Passauer. Und: Dies hätten "Parteifreunde auch als indirekten Seitenhieb gegen CSU-Vize Seehofer" gewertet.

Kürzlich äußerte er seine "Vermutung", dass die Kandidatur Seehofers mehr Widerstand als gegen Huber hervorrufe. Der Passauer Neuen Presse sagte Söder, der Unterschied zwischen Huber und Seehofer sei, dass es in der CSU zwar nicht nur "Huber-Euphoriker" gebe, Seehofer hingegen echte Gegner habe, etwa in der Wirtschaft. Das plötzliche Interesse für Seehofers Privatleben erklärte sich Söder in Zusammenhang mit dessen Kandidatur für den Parteivorsitz.

"Privat ist privat", hatte der CSU-Generalsekretär im Januar offiziell die außereheliche Affäre von Horst Seehofer kommentiert. Der Agrarminister revanchierte sich gestern: "Privat ist privat, das gilt jetzt auch für Markus Söder ", sagte er im Gespräch mit der Passauer Neuen Presse. Darüber hinaus werde er sich nicht zu dem Thema äußern. Die Formel machte schnell Schule: "Das Private ist privat - das gilt selbst für Markus Söder", formulierte auch ein Münchner CSU-Abgeordneter.

"Gloria leidet sehr darunter

Derzeit erwartet der streitbare, kommunikative CSU-Politiker Söder mit seiner Frau das dritte eheliche Kind; steuerrechtlich ist die nichteheliche Tochter zur Hälfte auf dessen Lohnsteuerkarte eingetragen. Er kümmere sich kaum um sein nichteheliches Kind, sehe seine Tochter "höchstens alle drei oder vier Monate", wirft ihm Ulrike B. vor - obwohl die Villa der Familie Söder in Nürnberg gerade einmal 20 Minuten von ihrer Wohnung entfernt sei. Und: "Gloria leidet sehr darunter, dass sie ihren Papa immer nur für ein paar Stunden sehen darf." Söder erlärt, er stehe zu Gloria Sophie und übernehme die volle Verantwortung.

Eine Privatangelegenheit wird politisch

Die Kinder-Geschichte kommt zu einer Zeit an die Öffentlichkeit, in der es um die politische Zukunft von Markus Söder geht. Seine Tage als Generalsekretär dürften gezählt sein. Deshalb will Söder unbedingt in der neuen Landesregierung am Kabinettstisch Platz nehmen. Er wird derzeit für den Posten des bayerischen Umweltministers gehandelt.

Das Ausbreiten solcher prekärer Details durch eine Familienzeitschrift dürften in einer Familienpartei nicht gerade karriereförderlich sein. Eines jedoch steht fest: Die CSU sorgt derzeit für viel Unterhaltungsstoff - allerdings auf dem falschen Gebiet.

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