Nockherberg-Brand:Feuer wegen privater Fehde

Der verheerende Brand auf dem Nockherberg vor vier Jahren ist offenbar wegen Erbstreitigkeiten gelegt worden. Wie jetzt ermittelt wurde, soll der Stiefbruder des Wirts Peter Pongratz das Feuer im Salvatorkeller gelegt haben. Er wurde festgenommen.

Von Christian Rost

Ein Bekannter R.s, der als "zuverlässiger Zeuge" in den Akten der Staatsanwaltschaft geführt wird, hatte sich kürzlich bei der Polizei gemeldet und erklärt, er wisse Täter und Motiv für die Brandstiftung, der am 27. November 1999 der Paulaner-Keller zum Opfer gefallen ist.

salvatorkeller nockherberg

Bei dem Brand wurde der Salvatorkeller völlig zerstört.

(Foto: Foto: dpa)

Der Zeuge nannte R. als Täter, woraufhin dieser vorige Woche festgenommen wurde. Das im Dachstuhl entzündete Feuer hatte die Großgaststätte in Schutt und Asche gelegt. Bei dem der Brandstiftung Beschuldigten, der in Stadelheim in Untersuchungs-Haft sitzt, handelt es sich um einen Nenn-Stief-Bruder von Nockherberg-Wirt Peter Pongratz.

R.s Vater hatte vor 20 Jahren die Mutter von Pongratz geheiratet. Seither, so verlautete aus Polizeikreisen, soll es immer wieder zu Streit um Erbschaftsangelegenheiten gekommen sein. Karl R. ist übrigens der Sohn der im Oktober vergangenen Jahres gestorbenen Anita Schmid, der legendären Fischer-Vroni.

Polizei bleibt skeptisch

Pongratz - der 56-Jährige ist auch Wiesnwirt - weist die Behauptungen zurück und sagt: "Karl habe ich kaum gekannt und höchstens einmal im Jahr gesehen." Von Erbstreitigkeiten wisse er nichts. Zuletzt soll R. laut Pongratz 2003 auf dem Nockherberg gewesen sein, als die Trauerfeier für die verstorbene Mutter des 39-jährigen Beschuldigten dort stattgefunden habe.

Die Polizei hatte den Fall Nockherberg nicht zu den Akten gelegt. Bis zuletzt hatten die Ermittler der Brandfahndung auch eine Verwicklung des für die Paulanerbrauerei tätigen Wirts Pongratz in die Brandstiftung nicht völlig ausgeschlossen. "Sollte sich die aktuelle Vermutung bestätigen, lagen wir mit unserer Vermutung Jahre lang falsch", sagt einer der Ermittler. Von der Alleinschuld R.s sei man allerdings noch immer nicht völlig überzeugt. Denn nach wie vor ist die Beweislage gegen den Inhaftierten dürftig: "So einfach kann es nicht gewesen sein", so der Polizist zur SZ.

25 Millionen für den Neubau

Fakt ist: Gegen den in der Münchner Gastroszene bekannten Karl R. sprechen einige Indizien. So soll er sich nach dem Tode des Vaters ein Erbe erhofft haben, das aber den Ermittlungsergebnissen zufolge dem Pongratz-Zweig der Familie zugesprochen wurde. Fakt ist allerdings auch: Der gegen R. aussagende Zeuge soll ebenfalls in Erbschaftsstreitigkeiten der Familie verwickelt sein. Den Wahrheitsgehalt der Aussagen muss nun das Gericht herausfinden.

Wirt Peter Pongratz zeigte sich im Gespräch mit der SZ erleichtert: "Ich bin froh, dass der Täter ermittelt wurde. Aber ich frage mich noch immer: Warum zündet er so etwas an wie den Nockherberg? Eine Erklärung dafür habe ich nicht." Der Vater R.s sei einer seiner besten Freunde gewesen, sagt der Wirt. "Ich kann es nicht glauben."

Auf dem Nockherberg findet alljährlich zum Beginn der Fasten- und Starkbierzeit in Bayern das bundesweit beachtete Polit-Kabarett statt. Das wieder aufgebaute Gebäude, der neue "Paulaner am Nockherberg", wurde am 10. März 2003 rechtzeitig zur Starkbierzeit eröffnet. Das Salvator-Singspiel und das Politiker-Derblecken konnte dort erst drei Jahre nach dem Großbrand wieder stattfinden. Knapp 25 Millionen Euro hat der Wiederaufbau der Gaststätte gekostet.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: