Günter Netzer:"Am liebsten bin ich faul"

Günter Netzer analysierte 13 Jahre lang die Fußball-Nationalmannschaft. Nach der WM ist Schluss. Ein Gespräch über Fußball, Fernsehen, Frauen und Verrücktheiten.

Christopher Keil

Als Fußballer fuhr Günter Netzer Ferrari, er betrieb eine Diskothek und flog zu Partys nach Amerika. Nach der aktiven Karriere wurde er zunächst Manager, dann analysierte er 13 Jahre lang die Spiele der deutschen Nationalelf. Mit der SZ sprach er über Fußball, Fernsehen und Frauen. Das komplette Interview lesen Sie in der Samstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung.

Gerhard Delling und Günter Netzer

Preisgekröntes Duo: Gerhard Delling und Günter Netzer.

(Foto: Foto: dpa)

Günter Netzer über Authentizität:

"Ich war von der ersten Minute an authentisch. Bei den meisten ist es doch so: Wenn die Rote Lampe angeht, mutieren sie zu einer anderen Person. Die Zuschauer merken das. Was glauben Sie, wie oft mich die ARD-Leute bewegen wollten, dass ich mal lache. Warum lacht denn der nie, haben die Bosse gefragt. Und die Frauen der Bosse haben gefordert: Der muss doch mal lachen! Und ich habe denen gesagt: "Nein, es gibt nichts zum Lachen." Ich muss mich so konzentrieren. Das ist so ein Drahtseilakt bei jeder Sendung, und ich bin mein größter Kritiker. Ich bin nie zufrieden. Ich bin nicht geeignet für die Unterhaltung."

Günter Netzer über die ARD:

Es hätte auch grandios schiefgehen können. Aber darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Ich bin die Dinge menschlich angegangen und habe nie versucht, meine Ziele wie Rambo durchzusetzen.

Günter Netzer über seine Zeit als Fußballer:

Was mir meine ehemaligen Spieler aus Mönchengladbach über mich erzählt haben, da erschrecke ich heute noch. Da läuft mir ein Schauer den Rücken runter. Aber ich weiß, dass es keinen anderen Weg gegeben hätte. Und Sie haben die Kölner Wolfgang Overath und Hannes Löhr vergessen, die doppelt so schlimm waren wie ich oder der Franz Beckenbauer. Overath und Löhr beim Schiedsrichter: Das war immer ein Fall für den Richter. Was die alles gesagt haben, das hätte für lebenslänglich gereicht.

Es war eine andere Zeit, ein anderes Miteinander. Fragen Sie doch den Franz. Wir könnten und wollten nie in der heutigen Fußballzeit spielen. Klar würden wir das Geld gerne nehmen, das die heute kriegen. Aber den Fußball als Spiel erlebt haben wir. Man hat uns doch gelassen, das alles auszuleben, den Wahnsinn, die Emotionen.

Günter Netzer über Fleiß und das Fernsehen:

Wenn es nicht notwendig ist, bin ich am liebsten faul. Aber ich interessiere mich für vieles. Das Fernsehen war eine Steigerung zu meiner Arbeit als TV-Rechte-Händler und Manager der Sportrechte-Agentur Infront. Fernsehen packt einen. Wer sagt, das ist nicht so, der lügt. Ich wurde bis an meine Grenzen gefordert.

Günter Netzer über seine Zukunft:

Ich glaube ja, dass mein Leben ferngesteuert ist. Ich habe nie Pläne gemacht. Ich hatte nie eine Strategie. Ich habe mich nie verbogen. Ich habe die Gabe, schnell zu erkennen, ob eine Sache gut oder schlecht ist. Das waren jetzt 13 wunderbare Jahre. Ich wollte vermeiden, dass man mich von der Bühne holt. Das ist immer mein Albtraum gewesen.

Günter Netzer über die Europameister-Elf von 1972:

Franz Beckenbauer sagt diesbezüglich: Das waren vier Mannschaften, die damals gegeneinander spielten. Ich muss ihm recht geben. Das war kein Weltturnier. Die Maßstäbe waren andere. Aber wenn man den Fußball an sich betrachtet, dann ist es die beste Mannschaft gewesen. Garantiert. Sie spielte den schönsten Fußball.

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