Überhaupt steht der Mensch im Mittelpunkt dieses Projektes über Stadt: Wie reagiert der Einzelne, was macht die Stadt mit ihm, kann man Urbanität atmen? Fast zwei Drittel aller Erdbewohner leben heute in städtischen Gefügen, 25 von diesen haben die Zehn-Millionengrenze überschritten. Gibt es so etwas wie eine Stadt-Persönlichkeit? Pepa Hristová hat in der "Electronic Town" Tokio nach Gesichtern gesucht, die, angeleuchtet durch eine Taschenlampe, die Seltsamkeit von Sein ausdrücken - etwa in der Darstellung einer wie eine rosa Puppe gekleideten Japanerin, die sich zum Rollenspiel in einem Amüsierlokal bereit hält.
Eine berührende Bestandsaufnahme gelingt Dawin Meckel, der in Detroit, der einstigen glorreichen Autoindustriemetropole, ein entvölkertes "Downtown" zeigt, eine Stadt, deren Inneres zerfällt. Verlassene Warehouses, zugemauerte Fenster, Sandplätze, auf denen mal Häuser standen. Einsame Afro-Amerikaner, die Gitarre spielen ohne Publikum, nächtens vor verschlossenen Gittern stehen oder melancholisch auf der Fensterbank sitzen - die Weißen sind längst in die sauberen Vorstädte gezogen. Vor einem von der Polizei ausgebrannten Haus, um Dealer abzuschrecken, hält sich eine Frau die Hände vors Gesicht, auf einem anderen Bild sprechen sich Freunde am Küchentisch Mut zu, und ein schmaler, alter Mann im "Peacemakers"-Sweatshirt wird von seinen Hunden liebkost. Städte entstehen, Städte vergehen, der Mensch bleibt.
Foto: Maurice Weiss