Bedrohung durch das Öl:Erstickungsgefahr

Das Öl der Bohrinsel Deepwater Horizon bedroht im Golf von Mexiko nicht nur zahlreiche Tiere. Das Öl könnte auch die Mangrovenwälder ersticken und damit die Grundlage des Ökosystems im Golf.

Katrin Blawat

Mit strahlend weißem Gefieder präsentiert sich der Pelikan auf der Flagge von Louisiana. Der Braunpelikan ist das Wappentier des US-Bundesstaates - und nun wie viele andere Tier- und Pflanzenarten vom Öl bedroht.

Vögel, Golf von Mexiko, dpa

Es ist fraglich, wie lange die Vögel im Golf von Mexiko wie hier noch mit Ölsperren geschützt werden können.

(Foto: Foto: dpa)

Wie groß die ökologischen Schäden ausfallen werden, darüber können auch Experten wie der Greenpeace-Biologe Christian Bussau bisher nur spekulieren. "Wenn es heute gelänge, das Leck zu schließen, könnte die Natur mit dem bisher ausgetretenen Öl einigermaßen klarkommen", sagte Bussau am Sonntag.

Doch noch immer strömt Öl ins Meer. Sollte sich daran in den nächsten Tagen nichts ändern, rechnet Bussau mit ökologischen Schäden, die auch in mehr als fünf Jahren noch spürbar sind.

Einige Experten befürchten bereits, die Explosion der Bohrinsel könnte ebenso langfristige Schäden in der Natur verursachen wie der Unfall des Tankers Exxon Valdez vor 21 Jahren vor der Küste Alaskas.

Bakterien können das Öl zersetzen

Noch immer leiden dort einige Meereslebewesen unter den Auswirkungen. Allerdings sind im Golf von Mexiko die Bedingungen für die Selbstheilungskräfte der Natur weitaus günstiger: Im warmen Wasser können sich schnell Bakterien vermehren, die das Öl langsam zersetzen.

Umweltschützer fürchten vor allem, dass das Öl die Mangrovenwälder erreicht. "Von Sandstränden kann man Öl leicht absammeln", sagt Bussau, "wenn es aber die Sumpfgebiete verschmutzt, macht man am besten gar nichts, sonst verschlimmert man die Situation nur noch."

Die Mangrovenwälder könnten durch das Öl buchstäblich ersticken, wenn die schmierige Substanz die Luftöffnungen der Pflanzen in den Wurzeln verklebt.

Damit bräche nicht nur eine Grundlage des Ökosystems im Golf weg, sondern auch ein Schutz gegen Wirbelstürme. Die im Wasser stehenden Pflanzen mindern die Gewalt, mit der die Stürme über die Südküste der USA fegen.

Auch Wale und Delphine sind bedroht

Die Liste der Tiere, denen das Öl gefährlich werden kann, reicht von winzigen Lebewesen auf dem Meeresboden bis hin zu Pottwalen. Mehrere Walarten und Delfine leben in der Region.

Meeresschildkröten und Alligatoren im Mississippi-Delta könnten ebenfalls unter dem Öl leiden. Auf dem Meer schwimmendes Öl übt auf Tiere eine fatale Anziehungskraft aus.

Das Öl macht die Meeresoberfläche weniger wellig und wirkt deshalb besonders einladend. Das gilt auch für die vielen Zugvögel, die an der Golfküste brüten, bis zu fünf Millionen sollen es in den Sumpfgebieten an der Küste von Louisiana jährlich sein.

Am Samstag präsentierten US-Tierschützer den ersten Vogel, einen Basstölpel, den sie ölverschmiert gefunden hatten. Experten rüsten sich für eine groß angelegte Vogelsäuberungsaktion, die mehrere Monate dauern könnte.

"Doch selbst wenn das Gefieder wieder sauber ist, können die Vögel an inneren Verletzungen sterben", sagt Greenpeace-Experte Bussau. Verschmutzte Vögel versuchen sich selbst vom Öl zu befreien, dabei nehmen sie die giftige Substanz auf und verätzen sich die inneren Organe.

"Die Gefiedersäuberung hilft nur, wenn der Vogel das Öl noch nicht lange an sich trägt", sagt Bussau. Zudem können die Vögel ihre Körpertemperatur nicht mehr regulieren, wenn das Gefieder verklebt ist. Sie erfrieren dann leicht.

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