Nach der Aschewolke:Eurocontrol entscheidet

Lesezeit: 2 min

Die EU zieht eine Lehre aus dem Aschewolken-Chaos: Künftig entscheidet die europäische Luftfahrtbehörde alleine über Flugverbote in den Mitgliedsstaaten.

Cerstin Gammelin, Brüssel

Die europäische Luftsicherheitsbehörde Eurocontrol in Brüssel entscheidet künftig allein über mögliche Flugverbote im europäischen Luftraum. Das beschlossen die europäischen Verkehrsminister am Dienstag bei einem Sondertreffen in Brüssel. "Wir haben uns verpflichtet, den Empfehlungen von Eurocontrol zu folgen, um ein ähnliches Chaos wie vor drei Wochen zu vermeiden", sagte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer nach dem Treffen.

Die Deutsche Flugsicherung hatte während der Aschewolke einen Krisenstab eingerichtet. Eine einheitliche europäische Flugsicherung ist politisch umstritten. (Foto: Foto: dpa)

Die Entscheidungen von Eurocontrol seien "für alle bindend", sagte der Minister. Damit werde verhindert, "dass jedes Land macht was es will". Mitte April hatte der Vulkan unter dem isländischen Eyjafjalla-Gletscher eine riesige Aschewolke ausgestoßen, jedes EU-Land entschied danach eigenständig über Flugverbote, es kam zu chaotischen Zuständen im europäischen Luftraum.

"Genau zum richtigen Zeitpunkt"

Die an diesem Montag über Irland gesichtete neue Aschewolke, die ebenfalls von einem Ausbruch des isländischen Vulkans stammt, habe den einstimmigen Beschluss der Minister beschleunigt, erklärte Ramsauer. "Die Wolke kam genau zum richtigen Zeitpunkt, um die letzten Zweifler zu überzeugen."

Wegen der erhöhten Aschekonzentration in der Atmosphäre schloss Eurocontrol am Dienstag vorübergehend die Lufträume über Irland und Teilen Großbritanniens. Die Verkehrsminister aus beiden Ländern trafen deshalb verspätet zu dem Treffen in Brüssel ein. Meteorologen zufolge können die anhaltenden nördlichen Winde weitere Vulkanasche aus Island nach Irland und Großbritannien transportieren. Sie schließen weitere Behinderungen nicht aus.

Ein Sprecher von Eurocontrol erklärte, der Flugverkehr in Europa verlaufe trotz der teilweisen Luftraumsperrungen am Dienstagmorgen weitgehend normal. Am Dienstagnachmittag sollten auch die Flughäfen in Irland und Schottland wieder öffnen.

Die großen deutschen Fluggesellschaften waren von dem Flugverbot kaum betroffen. Lufthansa strich einen Flug in die irische Hauptstadt Dublin. Air Berlin war überhaupt nicht betroffen. Europaweit gibt es täglich etwa 28.000 Flüge.

Politisch umstritten

Die Verkehrsminister beschlossen zudem, an den bereits im April festgelegten drei Flugzonen für Europa festzuhalten und die für jede Flugzone geltenden Aschegrenzwerte "ohne Verzögerungen" möglichst schnell für verbindlich zu erklären. Das könnte bereits am 24. Juni geschehen, wenn die europäischen Ressortchefs in Luxemburg tagen. Bis dahin sollten auch Fluggesellschaften, Triebwerkhersteller und andere betroffene Industriebranchen konsultiert werden.

Der Flugraum in Europa ist in drei Zonen aufgeteilt: Flugzone mit absolutem Flugverbot, Flugzone mit eingeschränktem Flugverkehr und freier Luftraum. Eurocontrol entscheidet anhand aktueller Satellitendaten, meteorologischer Auswertungen und praktischer Messflüge über die Einteilung der Zonen.

Bis September will die Europäische Union mit der internationalen Luftfahrtorganisation ICAO die Richtlinien zur Flugsicherheit bei Vulkanausbrüchen überarbeiten. Die Minister beschlossen zudem, die Arbeiten für eine einheitliche europäische Flugsicherung voranzutreiben. Das ist politisch umstritten, weil die Mitgliedstaaten dazu nationale Kompetenzen an europäische Stellen abgeben müssten.

© SZ vom 05.05.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Rettung vor der Aschewolke
:Letzter Ausweg Regen

Solange der Eyjafjalla-Vulkan Rauch ausspeit, bleibt nur die Hoffnung auf einen Wetterumschwung. Doch ausgerechnet jetzt steckt Deutschland zwischen zwei Hochdruckgebieten.

In Bildern

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: