Flutwelle in Mitteleuropa:Hochwasser-Alarm in Brandenburg

Alarmstufe 1 in Brandenburg: Das Hochwasser aus Polen ist in Deutschland angekommen - und wird bedrohlich ansteigen. Bis Ende der Woche wird Alarmstufe 3 erwartet.

Das aus Polen kommende Hochwasser lässt nun auch die Oder in Brandenburg über ihre Ufer treten. Für den Oberlauf des Flusses, wo er die Landesgrenze überquert, wurde am Montagmittag offiziell die niedrigste Alarmstufe 1 ausgerufen. In Polen ist die Zahl der Toten in den Flutgebieten indessen auf 15 gestiegen.

Pegel der Oder steigt

Steigende Pegel an beiden Seiten der Grenze: Blick vom polnischen Ufer der Oder unweit der Grenzstadt Slubice auf den Ort Lebus in Brandenburg. In Polen ist die Zahl der Todesopfer auf 15 gestiegen.

(Foto: dpa)

Die Alarmstufe an der Oder gilt nach Angaben des Landesumweltamtes zunächst für einen rund 35 Kilometer langen Abschnitt sowie ein fünf Kilometer langes Stück der dort einmündenden Lausitzer Neiße.

Zuvor hatte am frühen Morgen das Oder-Wasser am Pegel Ratzdorf (Oder-Spree) den für die niedrigste Alarmstufe geltenden Richtwert von 4,65 Zentimeter um sechs Zentimeter überschritten. In Eisenhüttenstadt lag er zunächst noch um einen, in Frankfurt an der Oder um 28 Zentimeter unter der entscheidenden Marke.

Die Wasserstände würden von Dienstag an stärker als bisher steigen, teilte das Umweltamt mit. Am Mittwoch werde in Ratzdorf und Eisenhüttenstadt voraussichtlich der Richtwert der Alarmstufe 2 - 5,20 Meter beziehungsweise 5,45 Meter - erreicht.

Der sich gegenwärtig unterhalb von Breslau (Wroclaw) befindende Hochwasserscheitel soll Brandenburg gegen Ende der Woche erreichen. Dann wird damit gerechnet, dass sich die Wasserstände für einige Tage deutlich oberhalb der Richtwerte der Alarmstufe 3 einpendeln. Insgesamt gibt es vier Alarmstufen.

Am nördlichen Unterlauf der Oder gilt bereits seit einigen Tagen an einem 28 Kilometer langen Abschnitt bei Stützkow (Uckermark) Alarmstufe 1. Wenn der dortige Pegel Hohensaaten einen bestimmten Richtwert erreicht, werden zur Entlastung der Deiche so genannte Polder - Auslaufflächen für das Wasser - geöffnet.

Krisenstab kommt am Dienstag zusammen

Der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck hatte am Freitag die Einrichtung eines Krisenstabs für Dienstag nach Pfingsten angekündigt. In Beeskow bei Frankfurt/Oder liegen drei Millionen Sandsäcke bereit. Ursprünglich hätte der brandenburgische Krisenstab schon am Freitag eingerichtet werden sollen. Aber das Hochwasser kommt nun später als zunächst erwartet nach Deutschland. Ursache hierfür sind der Deichbruch am Oberlauf in Polen sowie die Öffnung von polnischen Poldern.

In Warschau appellierte Polizeisprecher Mariusz Sokolowski angesichts der steigenden Opferzahlen an die Bevölkerung, die Evakuierungsangebote der Behörden anzunehmen. Zu oft zögerten die Menschen bis zum letzen Augenblick, das sei sehr riskant, warnte er. Nach dem Deichbruch in Swiniary bei Plock müssten viele Menschen, darunter Kinder, mit Hubschraubern in Sicherheit geflogen werden.

Russland entsendet im Kampf gegen das Hochwasser ein Flugzeug mit 14 Tonnen Hilfsgütern nach Warschau. Es handele sich unter anderem um 18 Pumpen, 34 Schlauchboote und 5 mobile Kraftwerke, sagte der russische Zivilschutzminister Sergej Schoigu. Russland sei auf der Grundlage eines Beistandsabkommens von 1993 auch weiter zur Unterstützung bereit, betonte Kremlchef Dmitri Medwedew bei einem Treffen mit Schoigu. Die Hilfe aus Moskau gilt auch als positive Geste im historisch schwierigen Verhältnis zwischen Russland und Polen. Zeichen der Solidarität Moskaus hatte es bereits nach dem Tod des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski bei einem Flugzeugabsturz vor sechs Wochen gegeben.

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