Neue Datenschutz-Optionen:Facebook: Ein bisschen mehr Privatsphäre

Die Kritik zeigt Wirkung: Facebook bietet seinen Nutzern neue Kontroll-Optionen zur Privatsphäre. Doch Datenschützer bleiben skeptisch.

Nach wochenlanger Kritik an seiner Datenschutz- Politik will das Online-Netzwerk Facebook den Nutzern mehr Kontrolle über ihre persönlichen Informationen geben. Sie sollen einfacher und genauer einstellen können, wer ihr Profil sowie Inhalte wie Fotos, Videos und Statusmeldungen sehen kann.

Mark Zuckerberg

Facebook-Chef Mark Zuckerberg: "Das ist eine ziemlich große Überarbeitung des Systems"

(Foto: ap)

Die Umsetzung beginne sofort, dauere aber einige Wochen, kündigte das Unternehmen am Mittwoch im kalifornischen Palo Alto an. Facebook vereinfacht die bislang unübersichtlichen Kontrollen. Änderungen sollen künftig mit wenigen Klicks möglich sein. Die Sichtbarkeit bereits veröffentlichter Informationen wie Fotos können Nutzer auf einen Schlag einschränken. "Das ist eine ziemlich große Überarbeitung des Systems", betonte Firmenchef Mark Zuckerberg.

Das Unternehmen versprach zudem, die Einstellungen der Nutzer für alle künftigen Produkte zu übernehmen. Auch die Programme von Drittanbietern bezieht Facebook in die Änderungen ein. Nutzer bekommen genauer angezeigt, welche Informationen diese sogenannten Applikationen erhalten - zum Beispiel die E-Mail-Adresse, Profilinformationen oder Fotos. Zudem sollen sie die Programme mit wenigen Klicks deaktivieren können.

"Viel ging unter"

Zu den populärsten Anwendungen zählt das Spiel Farmville, dessen Betreiber Zynga wegen der Sammlung umfangreicher Nutzerdaten Negativ-Schlagzeilen gemacht hat. Zuckerberg gestand bei der Präsentation der Neuerungen Fehler ein. Facebook habe in den vergangenen Monaten viele Dinge auf einmal geändert. "Das haben wir nicht so kommuniziert, wie wir es gekonnt hätten, viel ging unter." Das Unternehmen will die Privatsphäre- Einstellungen daher künftig seltener modifizieren.

Facebook beriet sich nach eigenen Angaben mit dem US-Senator Charles Schumer sowie diversen Datenschutz- und Verbraucherschutz- Organisationen. Die Ergebnisse der Gespräche hätten großen Anteil an der Umsetzung der neuen Regeln, erklärte das Unternehmen. Datenschützer kritisieren trotz der Änderungen, dass Facebook Informationen wie Fotos nicht standardmäßig als "privat" anzeigt und damit einem größeren Nutzerkreis verschließt.

"Das Herzstück von Facebook ist es, Informationen zu teilen", entgegnete Facebook-Manager Bret Taylor dem Vorwurf. "Wir geben Einstellungen vor, die die typische Nutzung berücksichtigen." So gehe man mit Kontaktinformationen wie Telefonnummern sehr restriktiv um. Fotos würden dagegen auch den Kontakten der eigenen Freunde zugänglich gemacht, damit Nutzer zum Beispiel leichter ehemalige Klassenkameraden finden könnten.

"Es müssen weitere Schritte folgen"

Die ersten Reaktionen auf die Änderungen fielen gemischt aus. "Nach Monaten von Verstößen gegen sie freundet sich Facebook endlich wieder mit der Privatsphäre an," ließ die Bürgerrechtsgruppe American Civil Liberties Union verlauten, "doch obwohl die Nutzer nun mehr Kontrolle als gestern haben, müssen weitere Schritte folgen."

Simon Davies, Direktor von Privacy International, sagte der BBC: "Die meisten Menschen nutzen die Privatsphären-Einstellungen nicht, deshalb werden die Änderungen keinen großen Effekt haben. Erst wenn die Grundeinstellungen die Privatsphäre besser schützen, haben wir einen Schritt nach vorne gemacht."

Facebook war in den vergangenen Wochen nach mehreren Änderungen an seinen Datenschutz-Einstellungen massiv unter Beschuss geraten. Selbst in den USA, wo Datenschutz traditionell eine geringere Rolle spielt als in Europa, fiel der Protest von Nutzern, Politikern und Datenschützern heftig aus.

Kritiker monierten zum einen, der Betreiber dränge die Nutzer zu einem freizügigen Umgang mit ihren Daten. Zum anderen seien die Datenschutz-Einstellungen zu kompliziert und verhinderten so eine effektive Kontrolle.

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