Hochwasser:Zuversicht an der Oder

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Mit tausenden Sandsäcken gegen das Hochwasser: Zwar steigt der Pegel langsam an, doch bislang halten die Deiche entlang der Oder. Die polnischen Nachbarn evakuieren erste Ortsteile.

Zum Säckeschleppen an die Deiche: Mit tausenden Sandsäcken sind am Donnerstag kritische Abschnitte entlang der Oder vor dem andrängenden Hochwasser geschützt. 15.000 Säcke verbauten die Helfer allein an einem bislang unsanierten Deichabschnitt in der Neuzeller Niederung. Bis zum Abend hielten alle Wälle stand. Nachdem am Mittwoch im Landkreis Oder-Spree die höchste Hochwasser-Alarmstufe 4 ausgerufen worden war, sollte am Donnerstagabend möglicherweise Frankfurt (Oder) folgen. In der zwei Meter tiefer liegenden polnischen Nachbarstadt Slubice wurden zwei Ortsteile evakuiert.

Zentimeter um Zentimeter steigt der Wasserpegel an der Oder: Während in Brandenburg noch alle zuversichtlich sind, beginnen die Nachbarn in Polen erste Ortsteile zu evakuieren. (Foto: ag.ddp)

Für die Bewohner der beiden polnischen Dörfer Plawidlo und Nowy Lubusz wurden in dem Ort Golice 100 Betten in einer Grundschule bereitgestellt. Der Bürgermeister der Stadt, hatte bereits am Dienstag an die Bewohner appelliert, Slubice freiwillig zu verlassen. Eine offizielle Evakuierung wollte er nicht anordnen, um Kosten und Panik zu vermeiden.

Besser gewappnet als 1997

Auf deutscher Seite herrscht indes Zuversicht. "Alle Vorkehrungen sind getroffen, damit Menschenleben, Hab und Gut geschützt werden", sagte Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) am Abend. Die derzeitige Lage an der Oder sei ernst. "Wir stehen zwar derselben Gefahr gegenüber wie 1997, haben aber das Gefühl, besser gewappnet zu sein."

Platzeck besuchte Frankfurt (Oder) und machte sich auch am Deich in der Neuzeller Niederung ein Bild von der Lage. Dabei lobte er die gute Kooperation mit Polen. Bei der großen Flut von 1997 habe es praktisch noch keine Zusammenarbeit gegeben. "Das Wasser steigt sehr viel langsamer als gestern", sagte der Präsident des Landesumweltamtes in Brandenburg. "Wenn wir 6,50 Meter erreichen, dann wäre das schon viel. Das wäre etwa ein halber Meter weniger als 1997. Und damals gab es den Deich noch nicht. Da stand das Wasser um diese Zeit schon zwischen den Häusern."

Am Pegel Ratzdorf sollte das Hochwasser in der Nacht seinen Höchststand erreichen. Der Pegelstand werde dann voraussichtlich zwei bis drei, eventuell auch vier Tage stehenbleiben. "Wir kriegen eine ganze Weile sehr hohe Wasserstände." Viele Deiche seien aber inzwischen mit einem sogenannten Flächenfilter versehen.

Polnische Deiche halten

In Brieskow-Finkenheerd wurde am Donnerstag weiter an der Sicherung einer noch bestehenden Deichbaustelle gearbeitet. Vielfach nicht mit High-Tech ausgestattet, hielten die polnischen Deiche nahe der deutschen Grenze das Oderwasser dennoch. Im Bezirk Lubuskie, der an Deutschland grenzt, habe der Fluss bisher kaum Schäden angerichtet, sagte Innenminister Jerzy Miller in Warschau. Lediglich Brachland und Wiesen wurden überflutet. In Krosno Odrzanskie rund 20 Kilometer vor der deutschen Grenze standen mehrere Straßen unter Wasser.

Als weiter schwierig bezeichnete Miller die Lage an der Warthe, einem Nebenfluss der Oder. Die Scheitel beider Flüsse würden aber glücklicherweise nicht aufeinandertreffen - und sich somit auch nicht zu katastrophalen Pegeln aufsummieren. "Das ist eine gute Nachricht."

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