Christian Wulff:Sein Leben in Bildern

Vom Staatsoberhaupt zum Angeklagten in einem Korruptionsprozess: Fast zwei Jahre nach seinem Rücktritt beginnt in Hannover die Gerichtsverhandlung gegen den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff. Sein politisches Leben in Bildern.

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Vom Staatsoberhaupt zum Angeklagten in einem Korruptionsprozess: Fast zwei Jahre nach seinem Rücktritt beginnt in Hannover die Gerichtsverhandlung gegen den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff. Sein politisches Leben in Bildern. Christian Wulff spricht 1997 auf einem CDU-Parteitag in Stade. Seine Karriere hatte er 1975 mit dem Eintritt in die Schülerunion begonnen - 35 Jahre später wurde er jüngster Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Wulff hat Jura studiert, er arbeitete von 1990 an als Rechtsanwalt. 1994 begann sein steiler Polit-Aufstieg: Er wurde Mitglied des niedersächsischen Landtages, im selben Jahr wählten ihn seine Parteifreunde zum Vorsitzenden der Niedersachsen-CDU. Diesen Posten gab er 2008 ab.

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Die Süddeutsche Zeitung bescheinigte 1993 dem damals 33-Jährigen, "eine Normalität, die vielen Politikern in der Hektik und Wichtigtuerei ihrer Geschäfte abhandengekommen ist". Wulff selbst machte bei sich eine "Mischung aus Bescheidenheit, Zurückhaltung und Entschlossenheit" aus. Genutzt hat es dem Oppositionsführer zunächst nichts: In Zuwächsen bei den Landtagswahlen schlug sich seine Arbeit erstmal nicht nieder.

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1994 und 1998 trat Wulff als Spitzenkandidat bei den Landtagswahlen an. Zweimal verlor er gegen den SPD-Amtsinhaber Gerhard Schröder. 1998 konnte Schröder gegen Wulff sogar die absolute Mehrheit für die SPD gewinnen - der Grundstock für seine spätere erfolgreiche Kanzlerkandidatur.

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Erst nach Schröders Weggang und mit einer niedersächsischen Landes-SPD, die gegen Eigendemontage und den Bundestrend kämpfte, konnte Wulff punkten. 2003 war es soweit: Gegen den SPD-Konkurrenten Sigmar Gabriel gelang ihm der Wahlsieg - und der Sprung in die Staatskanzlei: Wulff wurde Ministerpräsident Niedersachsens.

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Die Verbesserung der desolaten Finanzlage des Bundeslandes war von Anfang an ein Hauptthema für Wulff. Scharfe Einsparungen wie Einstellungsstopps und Subventionsabbau wurden durchgesetzt - zum Teil begleitet von Protesten. Einschnitte beim Landesblindengeld, der Suchthilfe oder der Beamtenvergütung trieben in Niedersachsen die Bürger auf die Straßen. Parallel dazu wurden etwa 6700 Stellen im Verwaltungsapparat gestrichen. Mit Einsparungen in Höhe von 350 Millionen Euro pro Jahr und dem Verkauf von Landesvermögen konnte 2007 wieder ein verfassungskonformer Haushaltsplan verabschiedet werden.

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Vereint im "Anden-Pakt": Christian Wulff und den ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch verbindet seit vielen Jahren eine politische Freundschaft. Die beiden CDU-Politiker gehören neben 15 anderen einer nichtoffiziellen Interessengruppe innerhalb der Partei an, dem "Anden-Pakt". Die Gruppe hatte erheblichen politischen Einfluss und stand in Konkurrenz zu Angela Merkel. Nach Günther Oettingers Weggang nach Brüssel und Roland Kochs Rückzug blieb aus dem Männerbund nur noch Wulff in namhafter Stellung.

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Erfolgreicher Wahlkämpfer: 2008 reichte es für einen klaren Sieg für Schwarz-Gelb, Wulff wurde zum zweiten Mal zum Ministerpräsidenten gewählt.

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Christian Wulff, der zeitweilig als beliebtester Politiker Deutschlands galt, wurde 2004 und 2006 als stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU bestätigt. Seine Arbeit beschränkte sich entsprechend nicht auf das Bundesland: Immer wieder meldete er sich auch in bundespolitischen Diskussionen zu Wort. So kritisierte er beispielsweise die geplante Föderalismusreform sowie den Wahlkampf der CDU, und sprach sich öffentlich gegen ein verfrühtes Abschalten von Kernkraftwerken aus.

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Wulff musste sich als VW-Aufsichtsratsmitglied 2005 mit der Schmiergeld-Affäre und den Skandalen um Tarnfirmen und Lustreisen sowie mit Personaldebatten befassen.

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2008 heiratete Wulff zum zweiten Mal. Mit seiner Frau Bettina hat er einen Sohn. Aus der Ehe mit seiner ersten Frau Christiane stammt eine Tochter.

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Im April 2010 bildete Christian Wulff sein Kabinett um und stellte vier neue Minister vor. Eine davon ist die türkischstämmige Rechtsanwältin Aygül Özkan, die jetzt das Ressort "Soziales" leitet. Sie ist damit die erste Muslimin, die in Deutschland ein Ministeramt antritt.

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Als Bundespräsident Horst Köhler Ende Mai 2010 überraschend zurücktrat, witterte Kanzlerin Merkel die Chance, einen möglichen Konkurrenten an der CDU-Spitze elegant loszuwerden. Nachdem zunächst über Ursula von der Leyen als mögliche Kandidatin spekuliert worden war, schlug die Kanzlerin Christian Wulff als ihren Kandidaten für die Bundespräsidentschaftswahl vor.

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Bei der Bundespräsidentenwahl trat Wulff unter anderem gegen den ehemaligen DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck an - hier mit Wulffs Frau Bettina und Tochter Annalena auf der Besuchertribüne des Bundestags.

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Erst im dritten Wahlgang konnte sich Wulff durchsetzen - mit 625 zu 494 Stimmen. Kurz danach trat er als niedersächsischer Minister zurück.

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Am 20. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 2010 hielt Christian Wulff in Bremen eine vielbeachtete Rede. "Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland", sagte der Bundespräsident.

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Zu anderen brisanten Themen wie der Eurokrise schwieg Wulff allerdings. So bleiben bisher - von hübschen Bildern einmal abgesehen - vor allem leichte bis gravierende Pannen von seiner Präsidentschaft im Gedächtnis.

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Kurz nach seiner Wahl machte Wulff Urlaub auf Mallorca, wo er in der pompösen Villa des Finanzspezialisten Carsten Maschmeyer (rechts) logierte. Maschmeyer ist Gründer des Unternehmens AWD, das in der Branche einen zweifelhaften Ruf genießt. Die enge Verbindung Wulffs zu Maschmeyer brachte dem Präsidenten erste Kritik ein - obwohl dieser beteuerte, er habe die Villa ganz regulär gemietet.

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Auch in der Causa Thilo Sarrazin (rechts im Bild) machte der Bundespräsident keine allzu gute Figur: Wulff legte dem Bundesbankvorstand in einem Fernsehstatement recht unmissverständlich nahe, sich doch von dem Provokateur und Buchautor (Deutschland schafft sich ab) zu trennen. Er muss dabei vergessen haben, dass er persönlich als neutrale Instanz das Gesuch des Bundesbankvorstandes nach Ablösung zu prüfen gehabt hätte. Am Ende bewegt Wulff den Integrationskritiker Sarrazin zum freiwilligen Rückzug - aber der Preis war hoch: Der Bundespräsident hatte den Nimbus der Überparteilichkeit erst einmal verloren.

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(Foto: REUTERS)

Mitte Dezember berichtete die Bild-Zeitung, Wulff habe als Ministerpräsident von dem befreundeten Unternehmerpaar Egon und Edith Geerkens einen Privatkredit über 500.000 Euro erhalten - und dies dem niedersächsischen Landtag verschwiegen. Am 22. Dezember entschuldigte sich Wulff für "Irritationen" - und trennte sich von seinem langjährigen Sprecher Olaf Glaeseker.

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Kurz nach dem Jahreswechsel geriet Wulff dann auch noch wegen möglicher Einflussnahme auf recherchierende Journalisten unter Druck. Nach übereinstimmenden Berichten hatte der Bundespräsident versucht, beim Bild-Chefredakteur Kai Diekmann (r.) die erste Veröffentlichung von Recherchen zur Finanzierung seines Privathauses zu verhindern - und dem verantwortlichen Redakteur mit strafrechtlichen Konsequenzen gedroht.

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(Foto: dpa)

In einem Fernsehinterview mit Ulrich Deppendorf (ARD) und Bettina Schausten (ZDF) nahm Wulff am 4. Januar Stellung zu seinem Anruf bei Bild-Chefredakteur Kai Diekmann, den er als "schweren Fehler" bezeichnete.

Christian Wulff

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(Foto: dapd)

Ein historisch beispielloser Vorgang: Am 16. Februar beantragte die Staatsanwaltschaft Hannover die Aufhebung der Immunität des Bundespräsidenten. Gegen ihn bestehe der Anfangsverdacht der Vorteilsannahme beziehungsweise Vorteilsgewährung, teilte die Behörde mit.

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(Foto: Getty Images)

Am 17. Februar 2012 verkündet Christian Wulff im Schloss Bellevue seinen Rücktritt. Seine Karriere als Staatsoberhaupt war nur von kurzer Dauer - etwa anderthalb Jahre war er Bundespräsident.

© sueddeutsche.de/dapd/dana/kler/mikö - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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