Von Winston Churchill stammt der Satz: "Erst gestalten wir unsere Bauten, und dann gestalten unsere Bauten uns." Im Falle des Weltkonzerns Siemens bedeutete dies: Die Zentrale in München war genauso unübersichtlich wie das Unternehmen selbst. Das Quartier entlang der Jäger-, Finken- und Kardinal-Döpfner-Straße wirkte zudem ziemlich verschlossen, was zur inzwischen überwundenen Affäre um die schwarzen Kasse passte.
Mittlerweile bemüht sich Vorstandschef Peter Löscher, Siemens das Image eines weltoffenen, grünen Konzerns zu verpassen, der transparent ist und viele Umwelttechnologien liefert. In diesem Sinne plant er nun auch eine Konzernzentrale zu errichten. Siemens will in den nächsten fünf Jahren das komplette Stadtviertel zwischen Wittelsbacher Platz und Oskar-von-Miller-Ring umbauen und dort eine neue, luftige Zentrale errichten. Die Rede ist von einem lichten Komplex mit viel Glas, der sich zur Stadt hin öffnet.
Entstehen soll dem Vernehmen nach ein sehr attraktives neues Viertel mit Arbeitsplätzen in den oberen Etagen sowie Geschäften und Gastronomie in den Erdgeschossen. Entscheidend aus stadtplanerischer Sicht: Der bisherige Riegel, der sich durch die klotzigen Bauten zwischen dem Zentrum und dem Pinakothekenviertel bildet, verschwindet. Nur das architektonisch herausragende Siemens-Forum und das von Leo von Klenze konzipierte Palais Ludwig Ferdinand, in dem sich die Vorstandsbüros befinden, sind von den Umbauten nicht betroffen.
Baubeginn vielleicht schon 2011
Wie aus unternehmensnahen Kreisen zu erfahren ist, will Siemens 2011 einen Architektenwettbewerb für das Areal ausloben. 2011 könnte bereits Baubeginn sein. Fertig wäre das Projekt voraussichtlich im Jahr 2015. Was der Siemens-Konzern genau vorhat, wird noch höchst vertraulich behandelt. Erst am späten Montagnachmittag will Konzernchef Löscher seine Pläne der Öffentlichkeit vorstellen. Auch seitens der Stadtverwaltung gibt es keine Auskunft, ehe Siemens an die Öffentlichkeit gegangen ist.
Auf Nachfrage bestätigte Oberbürgermeister Christian Ude der Süddeutschen Zeitung aber, dass es seit längerem Verhandlungen zwischen der Stadt und Siemens über die Neugestaltung des Gebiets gibt: "Herr Löscher hat uns in vorbildlicher Weise informiert und uns in die Überlegungen einbezogen" Ude freut sich über das Vorhaben. Hier könne eine zentraler Fußgängerbereich entstehen, ähnlich wie die in Berlin zwischen dem Museums- und dem Regierungsviertel.
Der OB begrüßt damit auch das klare Bekenntnis des Weltkonzerns zum Stammsitz München. Auch in Kreisen des Siemens-Aufsichtsrats wird das Projekt gelobt. Das heutige Gebäude am Wittelsbacher Platz stehe für das alte, muffige, instransparente Siemens, der Neubau dagegen symbolisiere den Wandel des Unternehmens, erklärten zwei Mitglieder des Kontrollgremiums.