Bistum Augsburg:Mixas Dolchstoßlegende

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Als ob die Rückkehr ins Bischofshaus nicht schon genug Provokation wäre: Walter Mixa lässt nichts unversucht, um seinen Rücktritt in neuem Licht erscheinen zu lassen.

Andreas Roß

Man hat in den vergangenen Wochen schon manche Peinlichkeit im Bistum Augsburg erlebt. Doch allmählich gerät die Affäre um den zurückgetretenen Bischof Walter Mixa zum Stück aus dem Tollhaus. Da kehrt der emeritierte Oberhirte aus dem Ausland zurück und zieht über Nacht wieder im Bischofshaus ein, gerade so, als wäre nie etwas gewesen. Eine Provokation für all jene Gläubigen in Bayerns zweitgrößter Diözese, die nach seinem Rücktritt froh waren, dass er das Bistum verlassen und sich in eine Schweizer Rehabilitationsklinik zurückgezogen hatte.

Bistum Augsburg: Die Rückkehr von Walter Mixa in das Bischofshaus verärgert viele Gläubige.  (Foto: ddp)

Wie soll denn ein tief zerklüftetes Bistum wieder zu Ruhe und Einheit finden, wenn ausgerechnet der Spalter sich wie selbstverständlich wieder im Bischofshaus niederlässt?

Mixa lässt nichts unversucht, seinen Rücktritt im Nachhinein in neuem Licht erscheinen zu lassen. Er sei am Abend des 21. April von seinen engsten Mitarbeitern unter Druck gesetzt worden. Der Bischof sei sogar mit einem vorgefertigten Rücktrittsschreiben konfrontiert worden, wird aus seinem Umfeld kolportiert.

Dem widerspricht der Augsburger Weihbischof Anton Losinger entschieden. Die Behauptung sei "objektiv falsch", man habe Mixa an diesem Abend jedoch mit dem entstandenen Vertrauensverlust, den Kirchenaustritten und den Lügen-Vorwürfen aus Pfarrerskreisen konfrontiert.

Daraufhin habe der Bischof selbst erklärt, "wenn das so ist, dann müsste ich ja zurücktreten". Dieser Einschätzung habe laut Losinger niemand widersprochen.

Wer von den beiden Bischöfen sagt die Unwahrheit? Mixas Glaubwürdigkeit ist zwar mächtig angekratzt, aber dennoch gibt es noch einige, die ihm glauben. Deshalb reicht es nicht, dass Weihbischof Losinger, der ja als ein Nachfolgekandidat gilt, seine Sicht der Dinge berichtet.

Immerhin gibt es ja noch weitere Ohren- und Augenzeugen für die umstrittenen Vorgänge am 21. April - es ist höchste Zeit, dass sie sich äußern und den Menschen die volle Wahrheit über die Probleme von Bischof Mixa mitteilen. Andernfalls kehrt keine Ruhe ein, und Mixa und seine Getreuen werden weiterhin an einer Dolchstoßlegende stricken, so falsch sie auch sein mag.

© (SZ vom 15.6.2010) - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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