Wirtschaft kompakt:Bloß nicht auf die Bremse treten

US-Präsident Obama hat die Ziele gesetzt - der Aufschwung in den G-20-Staaten soll oberste Priorität haben. Außerdem: Der Panamera beschert Porsche ein dickes Umsatzplus.

US-Präsident Barack Obama hat mit einem Brief an seine Kollegen die Basis für heftige Diskussionen über die wirtschafts- und finanzpolitischen Prioritäten auf dem bevorstehenden G20-Gipfel in Kanada gelegt.

Barack Obama

Hat die Ziele für den G-20-Gipfel gesetzt: US-Präsident Obama will, dass die Sicherung des Aufschwungs in den G-20-Staaten oberste Priorität hat.

(Foto: ap)

Obama forderte in einem Schreiben seine Kollegen aus den führenden Industrie- und Schwellenländern auf, der Absicherung und Stärkung des wirtschaftlichen Aufschwungs Priorität einzuräumen. Zugleich äußerte er sich besorgt über die Schwäche der privaten Nachfrage und die andauernde Exportlastigkeit in einigen Ländern mit hohen Außenhandelsüberschüssen. Diese Aussage zielt offensichtlich auf Länder wie China, Japan und Deutschland, die gerade auch im Handel mit den USA seit langem hohe Überschüsse erzielen.

Mit Blick auf China, dessen Währung an den US-Dollar gekoppelt ist, setzte sich Obama für marktgerechte Wechselkurse ein. Dies sei für die weltwirtschaftlichen Aktivitäten essenziell.

Der US-Präsident versicherte, dass er auch in den USA auf nachhaltig solide Staatsfinanzen hinarbeite. Er warnte aber die G20-Staaten, zu schnell auf die Bremse zu treten beim Umsteuern von der Konjunkturstützung auf einen Sparkurs. Die G20 müsse aus vergangenen Fehlern lernen und dürfe nicht zu schnell das Steuer herumwerfen.

Die Europäer forderte Obama auf, die Unsicherheiten über die Kapitalausstattung der Banken und die Güte ihrer Bilanzen schnell zu beenden. Damit bezog er sich möglicherweise auf die europäische Diskussion über die Veröffentlichung von Ergebnissen von Banken-Stresstests. Insgesamt müsse die G20 ihre Anstrengungen zu schnellen Reformen an den Finanzmärkten noch beschleunigen.

Dazu gehöre auch eine Verständigung auf schärfere Eigenkapital- und Liquiditätsanforderungen an Banken sowie auf mehr Aufsicht über die Derivate-Märkte. Schließlich gelte es Lösungen für eine systemschonende Abwicklung von Pleite bedrohten internationalen Finanzinstituten zu finden und für eine Beteiligung der Banken an den Krisenkosten.

Panamera rettet Porsche-Umsatz

Porsche hat dank der neuen Baureihe Panamera den Umsatz deutlich gesteigert. Die Zahl der verkauften Autos blieb in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahrs 2009/10 bei 53.605 zugleich nahezu unverändert.

Porsche geht weiter davon aus, im gesamten Geschäftsjahr den Absatz des Vorjahres von 75.238 Fahrzeugen zu übertreffen. Der Umsatz stieg in den ersten neun Monaten im Vergleich zum Vorjahr um 11,8 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro, teilte das Unternehmen mit. Das operative Ergebnis lag bei 0,6 Milliarden Euro.

Bei der Dachgesellschaft Porsche SE fiel ein Verlust von 0,7 Milliarden Euro an. Dieser Wert ist den Angaben zufolge besser als erwartet. Daher werde nun im Gesamtjahr bei der Porsche SE nur noch ein Fehlbetrag von weniger als einer Milliarde Euro erwartet.

Zuvor hatte das Unternehmen mit einem Verlust im niedrigen einstelligen Milliardenbereich gerechnet. Auf der Porsche SE lasteten aufgrund der gescheiterten VW-Übernahme von Ende April noch immer Schulden von sechs Milliarden Euro.

Bayer verklagt Konkurrenten

Der Generikaspezialist Teva hat nach Angaben des deutschen Pharmaunternehmens Bayer falsche Informationen auf den Beipackzetteln der von ihm in den USA vertriebenen Antibabypille Gianvi eingeräumt und eine Korrektur angekündigt.

Der weltgrößte Generikakonzern Teva hatte unlängst überraschend mit Gianvi eine günstigere Kopie des Bayer-Verhütungsmittels Yaz in den USA auf den Markt gebracht. Bayer hatte daraufhin umgehend gegen Teva auf Patentverletzung geklagt.

In der Regel bricht der Umsatz von Originalpräparaten stark ein, sobald billigere Kopien verfügbar sind. Mit Yaz machte der Leverkusener Konzern in den USA zuletzt immerhin einen Jahresumsatz von rund 782 Millionen Dollar. Analysten der Deutschen Bank hatten geschätzt, dass Bayer wegen der Teva-Kopie dieses Jahr 200 Millionen Euro und 2011 etwa 250 Millionen Euro an Umsatz wegbrechen könnten.

In der Klage gegen Teva geht es darum, dass Teva nach Ansicht von Bayer mit dem Generikum Verschreibungsinformationen anbietet, die nicht stimmen. Zudem verletzen die Israelis Bayer zufolge mit ihrem Nachahmer ein Patent, das sich auf einen Zusatz zu einem Hormon-Wirkstoff der Pille beziehe. Dagegen wolle Bayer vor Gericht eine einstweilige Verfügung erwirken.

Kannegiesser wieder gewählt

Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, ist für weitere zwei Jahre im Amt bestätigt worden. Das teilte der Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie am Rande seiner jährlichen Mitgliederversammlung im pfälzischen Deidesheim mit. Ende 2009 waren in der Metall- und Elektroindustrie gut 3,5 Millionen Mitarbeiter in 23.600 Unternehmen beschäftigt. Kannegiesser führt Gesamtmetall seit dem Jahr 2000.

Ebenfalls wieder gewählt wurden den Angaben zufolge die Vizepräsidenten Rainer Dulger (Südwestmetall), Horst-Werner Maier- Hunke (Metall NRW), Randolf Rodenstock (Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie/vbm) und Dieter Weidemann (Hessenmetall) sowie Schatzmeister Ingo Kramer (Nordmetall).

Keine Sommerferien für GM

Die Zeichen verdichten sich, dass die Autoindustrie in den USA die Kurve gekriegt hat. General Motors streicht die sonst übliche zweiwöchige Sommerpause. Der Schritt solle die Wartezeit der Kunden auf ein neues Auto verkürzen, sagte Nordamerika-Chef Mark Reuss.

In neun der elf Endfertigungen werden nun vom 28. Juni bis 9. Juli die Bänder durchlaufen. Dadurch will GM 56.000 Autos zusätzlich bauen. Seitdem sich die Wirtschaft von ihrem Tief im vergangenen Jahr erholt hat, steigen auch die Verkäufe an. In den ersten fünf Monaten des Jahres verkaufte GM in der Heimat mit 882.000 Autos rund 15 Prozent mehr als 2009.

Nach Angaben von Produktionschefin Diana Tremblay hat der Konzern darauf bereits nach Kräften reagiert: "Wir haben zusätzliche Schichten in den Werken eingeführt, machen merklich Überstunden und haben die Zeiten in den Produktionslinien optimiert." Die Autohersteller nutzen den zweiwöchigen Stillstand traditionell dazu, die Produktionsanlagen zu warten und auf neue Modelle umzustellen.

Die Konkurrenten machten keine Anstalten, es GM gleichzutun. Doch auch sie haben sich auf die neue Lust der Amerikaner am Auto eingestellt: So baut Toyota ein halbfertiges Werk im Bundesstaat Mississippi zu Ende. Hier produzieren die Japaner ab kommenden Jahr das Erfolgsmodell Corolla.

US-Regierung fühlt sich über's Ohr gehauen

Die US-Regierung sieht sich vom Software-Konzern Oracle übers Ohr gehauen. In einer Klage wirft das Justizministerium dem Unternehmen vor, überhöhte Preise für seine Produkte verlangt zu haben. Es geht nach US-Medienberichten um mehrere zehn Millionen Dollar. Nach US-Recht darf ein Unternehmen von der Regierung nicht mehr Geld verlangen als von seinen Kunden aus der Privatwirtschaft.

Das Ministerium unterstellt Oracle, Rabatte verschwiegen zu haben, die es seinen bevorzugten Geschäftskunden gewährte. Damit sei der Steuerzahler geschädigt worden, lautet der Vorwurf.

Ein ehemaliger Oracle-Mitarbeiter hatte bereits im Mai 2007 Klage eingereicht. Er darf dies im Namen der Regierung tun und bekommt dafür bei Erfolg einen Teil des Schadenersatzes. Das Justizministerium schloss sich der Klage im April an.

Nun wurde die Schrift veröffentlicht. Für Oracle wäre ein Schuldspruch ein Tiefschlag. Der kalifornische Konzern ist der schärfste Rivale der deutschen SAP. Die beiden Unternehmen liefern sich im Markt der Unternehmens-Software einen erbitterten Kampf. Erklärtes Ziel von Oracle-Chef Larry Ellison ist es, Marktführer SAP vom Thron zu stoßen.

Neuer Anlauf für Motorola-Handys

Der angeschlagene Telekomkonzern Motorola will einem Zeitungsbericht zufolge Milliarden in seine vor der Abspaltung stehende Handysparte stecken. Motorola plane, einen Großteil seiner Schulden zurückzuzahlen. Die dann verbleibenden Barmittel von etwa drei bis vier Milliarden Dollar sollten in das Handygeschäft gesteckt werden, schreibt das Wall Street Journal unter Berufung auf Kreise.

Motorola will sich im kommenden Jahr aufspalten. Auf der einen Seite sollen Mobiltelefone und Unterhaltungselektronik stehen, auf der anderen Seite Produkte für Geschäftskunden. Das Handygeschäft soll dem Bericht zufolge aufgeputzt werden. So soll es auch keine Pensions- und andere Verpflichtungen tragen müssen.

Eine Motorola-Sprecherin wollte den Bericht nicht kommentieren. Die im Februar angekündigte Aufspaltung war lange erwartet worden. Die Handysparte verbrannte in den vergangenen drei Jahren fünf Milliarden Dollar, weil Motorola an den einstigen Erfolg seines Modells Razr nicht anschließen konnte.

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