Schmiergeldskandal:Ex-MAN-Manager entrinnt Gefängnisstrafe

Die Bestechungssumme war "exorbitant hoch" - dennoch kommt im Schmiergeldskandal bei MAN ein Ex-Manager mit einer Bewährungsstrafe davon. Er wird sogar gelobt.

Mit einer Bewährungsstrafe für einen ehemaligen Spitzenmanager ist der erste Prozess in der MAN-Korruptionsaffäre zu Ende gegangen.

Schmiergeldskandal: Firmensitz von MAN in München: Das Unternehmen prüft Schadenersatzforderungen gegen die in die Korruptionsaffäre verwickelten Mitarbeiter.

Firmensitz von MAN in München: Das Unternehmen prüft Schadenersatzforderungen gegen die in die Korruptionsaffäre verwickelten Mitarbeiter.

(Foto: ag.ap)

Das Münchner Landgericht verurteilte den früheren Chef der Turbomaschinensparte zu zwei Jahren auf Bewährung wegen Bestechung im geschäftlichen Verkehr, weil er Verantwortliche eines staatlichen Gaskonzerns in Kasachstan mit rund neun Millionen Euro geschmiert hatte. Das Urteil entspricht einer vorherigen Absprache mit der Kammer.

Zudem muss der heute 66 Jahre alte Rentner als Bewährungsauflage 100.000 Euro an gemeinnützige Einrichtungen zahlen. "Dieser Angeklagte hat von Anfang an den ihm zur Last gelegten Sachverhalt ohne Wenn und Aber eingeräumt", lobte der Vorsitzende Richter Joachim Eckert.

Größe und Geradlinigkeit

Die Kammer hatte dem Ex-Manager die Bewährungsstrafe von zwei Jahren für ein umfassendes Geständnis in Aussicht gestellt. Das Verfahren beschränkte sich so auf zwei Verhandlungstage, nur wenige Zeugen wurden vernommen. Ähnliche Absprachen mit dem Gericht hatte es auch bei der juristischen Aufarbeitung des Siemens-Schmiergeldskandals gegeben.

Richter Eckert sagte, der frühere MAN-Spitzenmanager habe die Verantwortung für seine Taten übernommen und nicht versucht, die Schuld auf Untergebene abzuschieben. Diese heute nicht mehr übliche Größe und Geradlinigkeit zeichne die alte Garde der Unternehmer aus, lobte der Vorsitzende.

Auch Staatsanwalt Richard Findl fand überraschend positive Worte: "Er hat seine Verantwortung gezeigt und anerkannt." Der Angeklagte habe bei den Verhandlungen über den Ausbau einer Gaspipeline quer durch Kasachstan, die MAN Turbo 84 Millionen Euro einbringen sollte, "die Drecksarbeit" der Bestechung selbst übernommen und sei dafür intern wie extern couragiert eingestanden. "Hut ab", lobte er in seinem Plädoyer.

Heute würde er anders entscheiden

Der ehemalige Topmanager bekräftigte in seinem letzten Wort, er habe geglaubt, im Interesse des Unternehmens zu handeln. Der gelernte Industriekaufmann, der sein ganzes Berufsleben bei MAN gearbeitet hat, hatte die Bestechung damit gerechtfertigt, dass er sich Folgeaufträge in Milliardenhöhe sowie den Einstieg in den wichtigen kasachischen Markt erhofft habe.

MAN Turbo hätte den Auftrag an Konkurrenten wie Siemens oder GE verloren, wenn man nicht auf die Schmiergeldforderungen der kasachischen Kundschaft eingegangen wäre. "Ich musste über die Zeit feststellen, dass die Vorgehensweise falsch war", räumte der Ex-Spartenchef erneut ein. Heute würde er anders entscheiden.

Der Angeklagte habe dem Unternehmen letztlich geschadet, sagte Staatsanwalt Findl mit Blick auf die Geldbuße von 75 Millionen Euro für MAN Turbo. Insgesamt zahlte der MAN-Konzern 150 Millionen Euro.

Bestechungssumme "exorbitant hoch"

Auch das Argument, alle Unternehmen bedienten sich der Korruption, könne nicht gelten, wenn man bedenke, dass etwa Siemens heute besser dastehe als vor der Schmiergeldaffäre.

Richter Eckert hielt dem Ex-Manager zugute, dass er sich nicht persönlich bereichert habe. Zudem habe er sogar versucht, die geforderte Bestechungssumme zu drücken. Die Anklage nannte die Summe von neun Millionen "exorbitant hoch".

Laut Aussage eines Zeugen waren zwölf Prozent der Auftragssumme ungewöhnlich, üblich seien 1,5 bis zwei Prozent, in Ausnahmefällen drei Prozent für Beratung gewesen.

Ein anderer Zeuge, ebenfalls ein früherer Mitarbeiter des Angeklagten, gab an, die Ermittlungen bei Siemens hätten bei MAN Turbo den Anlass gegeben, die Schmiergelder stärker zu verschleiern. Außerdem seien sie Auslöser für eine interne Revision 2007 gewesen.

Die MAN-Korruptionsaffäre war im Mai 2009 öffentlich bekanntgeworden. Zahlreiche hochrangige Manager mussten in der Folge ihre Posten räumen, darunter auch Vorstandschef Hakan Samuelsson. MAN prüft Schadenersatzforderungen gegen in die Affäre verwickelte Mitarbeiter. Weitere Ermittlungen der Justiz laufen.

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