AKW Krümmel: Nach Störfall:Vattenfall räumt Versäumnisse ein

Während der Energiekonzern nach der Panne im Kernkraftwerk Krümmel reagiert, will CDU-Ministerpräsident Oettinger die Laufzeit für Atommeiler unbegrenzt verlängern.

Das Atomkraftwerk Krümmel wird nach dem jüngsten Störfall nach Angaben Vattenfalls noch monatelang abgeschaltet bleiben. Der Energiekonzern räumte drei Tage nach der Panne im Kernkraftwerk Krümmel Versäumnisse ein - und hat personelle Konsequenzen gezogen.

AKW Krümmel; dpa

Bleibt vorerst abgeschaltet: Das AKW Krümmel.

(Foto: Foto: dpa)

Ersten Untersuchungen zufolge war eine vorgesehene Überwachungseinrichtung des Maschinentransformators, die sogenannte Teilentladungsmessung, vor dem Wiederanfahren des Kraftwerks nicht installiert worden. Der bisherige Kraftwerksleiter wurde von seinen Aufgaben entbunden. Vorstandschef Tuomo Hatakka machte den Fall zur Chefsache.

Ein Kurzschluss in einem der Trafos hatte die Schnellabschaltung am Wochenende ausgelöst. Nun kündigte der Konzern an, die beiden Trafos nicht zu reparieren, sondern durch neue zu ersetzen. Das AKW werde deshalb mindestens mehrere Monate vom Netz getrennt bleiben.

"Ich begrüße, dass Vattenfall damit binnen kürzester Zeit meine Forderung 'Erneuern statt Reparieren!' erfüllt hat", sagte Schleswig-Holsteins Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD). Diese Entscheidung beende aber nicht die grundsätzliche politische Debatte über eine Stilllegung von Krümmel.

"Laufzeitbeschränkungen aufheben"

Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Annette Schavan bezeichnete die Panne als "Einzelfall" - und wies akute Sicherheitsgefahren in den deutschen Atommeilern zurück. In einem Interview mit der dpa drang sie weiter auf längere Laufzeiten für Atommeiler, bis die Öko-Energien ausreichend ausgebaut sind. "Wir brauchen die Verlängerung der Laufzeiten dringend", sagte Schavan.

Noch einen Schritt weiter ging der baden-wüttembergische Ministerpräsident Günther Oettinger: Für den Fall eines schwarz-gelben Wahlsieges stellte er unbegrenzte Laufzeiten für Atommeiler in Aussicht. "Für alle Kernkraftwerke, die dem Stand der Technik entsprechen, werden wir die Laufzeitbeschränkungen aufheben", sagte der CDU-Politiker dem Hamburger Abendblatt.

Die Reaktoren müssten in Betrieb bleiben, solange sie zuverlässig Strom lieferten. Dies gelte auch für Krümmel: "Wenn die technischen Voraussetzungen stimmen, ist Krümmel ein Kraftwerk mit Zukunft."

Damit geht Oettinger über die bisherigen Ankündigungen von CDU und CSU hinaus. In ihrem Wahlprogramm zur Bundestagswahl bezeichnet die Union die Kernenergie lediglich als "Brückentechnologie". Die Laufzeiten sicherer Kernkraftwerke sollen demnach verlängert werden, bis es genügend klimafreundliche und kostengünstige Alternativen gibt. Ein Termin dafür wird allerdings nicht genannt.

Struck: Merkel knickt vor Atomlobby ein

SPD-Fraktionschef Peter Struck warf Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Union und der FDP vor, sie seien mit ihrer "sturen Forderung nach längeren Laufzeiten auf einem hochgefährlichen Kurs". Nach der Pannenserie in Krümmel müssten selbst die verbohrtesten Kernkraftbefürworter einsehen, dass Laufzeitverlängerungen oder gar der Neubau von Atomkraftwerken der falsche Weg sei, sagte Struck der in Hannover erscheinenden Neuen Presse.

"In Wirklichkeit knickt Frau Merkel hier vor der Atomlobby ein." Abgeschriebene Kernkraftwerke seien Gelddruckmaschinen für die Betreiber. "Es geht um Profit und um sonst nichts", sagte Struck.

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