NRW: Laumann steigt auf:Die CDU hofft auf einen "Blaumann"

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Die Zeit nach Jürgen Rüttgers läuft an: Mit Karl-Josef Laumann wählt sich die CDU-Fraktion im Düsseldorfer Landtag einen bodenständigen Mann, der für die ländliche, soziale CDU steht. Einen Neuanfang verkörpert er indes nicht.

Gökalp Babayigit

Der Bodenständige hat das Rennen gemacht; der Leutselige, der vor allem in den ländlichen Teilen der CDU viele Anhänger hat. Die Fraktion im Düsseldorfer Landtag hat sich in Karl-Josef Laumann einen Fraktionschef gegeben, dem die Aufgabe offensichtlich am ehesten zugetraut wird, die Partei in der Opposition wieder erstarken zu lassen.

Ein Mann geht seinen Weg: Der geschäftsführende Arbeitsminister Karl-Josef Laumann ist zum Vorsitzenden der CDU-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag gewählt worden. (Foto: dpa)

Der 52-jährige gelernte Maschinenschlosser hat beste Verbindungen unter den Parlamentariern, auch deshalb, weil die Fraktion insgesamt ein wenig konservativer ist als der Rest der Partei. Die Wahl zwischen Laumann und dem liberaleren Integrationspolitiker Laschet lässt sich leicht zu einer Wahl zwischen Land und Stadt stilisieren.

Dank seiner Vita - er zog 1990 mit Hauptschulabschluss und Schlosser-Ausbildung, aber ohne Abitur und Studium in den Bundestag ein - ist Laumann einer der Letzten in der CDU, die von sich behaupten können, sich mit dem kleinen Mann auf der Straße identifizieren zu können.

Er stammt von einem Bauerhof in Birgte bei Riesenbeck im Münsterland - genauer: im Tecklenburger Land. Den Hof konnte er nicht übernehmen, geblieben ist die Leidenschaft für den großen Garten. Dort zieht er "westfalentypisches Obst und Gemüse", kümmert sich mit der Familie um Hühner und Kaninchen.

Seine Art unterstreicht dieses Image: Er wirkt knorrig und sein rhetorisches Talent kann, wenngleich er ordentlich auszuteilen weiß, mit jenem seines Widersachers Armin Laschet nicht mithalten.

Zu den Opfern der Laumann'schen Verbalattacken gehörte auch FDP-Chef Guido Westerwelle, den er im 2009 im Wahlkampf schon mal als einen der "beiden größten Vorsitzenden von populistischen Parteien in Deutschland" nannte. Der andere: Oskar Lafontaine.

Während dem CDU-Vormann Jürgen Rüttgers bisweilen vorgeworfen wurde, er stilisiere sich lediglich zum Arbeiterführer, nahm man Laumann sein Engagement auf dem klassischen Arbeitnehmerflügel der CDU immer ab.

Sie nennen ihn den "Blaumann der CDU": Seit 2005 ist er Vorsitzender der wichtigen Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA). Was er zur Sozialpolitik auch seiner eigenen Partei sagte, fand stets sein Echo. Mit seinem Kabinettschef Rüttgers setzte Laumann als nordrhein-westfälischer Arbeitsminister denn auch sozialpolitische Maßnahmen durch, die aufhorchen ließen. Die Öffentlichkeit fand lobende Worte, in Berlin indes gefiel nicht jedem, was Rüttgers und Laumann da machten.

Er werde alles daran setzen, "dass die CDU schnell eine kampffähige Truppe sein wird", betonte Laumann in seinem letzten Interview vor der Wahl zum CDU-Fraktionschef am heutigen Dienstag. Ob er, der nicht als Mann fürs Detail bekannt ist, die beste Wahl für den neuen Generalistenjob ist, wird sich zeigen. Ganz sicher war sich die Fraktion wohl auch nicht: Mit 34 zu 32 Stimmen gewann Laumann nur knapp gegen Laschet, der sich als fairer Verlierer zeigte: "Ich freue mich nicht über das Ergebnis, aber darüber, dass wir einen guten Fraktionsvorsitzenden haben."

Karl-Josef Laumann ist also der Mann nach Rüttgers, die Hoffnung der CDU an Rhein und Ruhr. Und dort geht es traditionellerweise immer sozialdemokratischer zu als im Rest des Landes.

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