Verhaltensbiologie:Heimsieg macht Mäuse mutig

Gewinnt eine Weißfußmaus im eigenen Revier den Kampf gegen einen Artgenossen, so verändert sich ihr Gehirn - und zwar so, dass ihre Chancen auf weitere Siege wachsen.

Cordula Sailer

Bisher kannte man das Phänomen des Heimvorteils vor allem im Sport. Nun haben Wissenschaftler von der University of Wisconsin einen ähnlichen Effekt auch bei Mäusen entdeckt.

Weißfußmaus

Siege im eigenen Territorium machen Weißfußmäuse angriffslustiger und erfolgreicher in späteren Kämpfen mit Artgenossen.

(Foto: Matthew Fuxjager)

Bei Sportlern sind auf dem heimischen Tennisplatz oder im eigenen Stadion die Gewinnchancen angeblich höher, da sie in gewohnter Trainingsumgebung bessere Leistungen erbringen, und von mehr Anhängern unterstützt werden. Ist erst einmal ein Spiel auf dem heimischen Platz gewonnen, steigt auch die Motivation für das nächste Auswärtsmatch.

Ähnliches ist auch bei kalifornischen Weißfußmäusen zu beobachten. Bereits frühere Studien konnten zeigen, dass die Nager Kämpfe mit Artgenossen eher gewinnen, nachdem sie in ihrem Territorium Siege erzielt haben. Dieser Effekt tritt jedoch nicht auf, wenn sie außerhalb ihres Gebietes gewonnen haben.

Ausschlaggebend für diesen "Siegeseffekt" sollen Veränderungen in bestimmten Gehirnregionen der Tiere sein, erklärt das Forschungsteam um Matthew J. Fuxjager in der Fachzeitschrift PNAS.

Die Wissenschaftler unternahmen Experimente mit 32 ausgewachsenen Männchen dieser Spezies. Dabei ließen sie die Weißfußmäuse zuerst dreimal im eigenen Käfig und danach dreimal in einem fremden Gehege gegen Artgenossen antreten.

Diese waren kleiner, unerfahrener und hatten mindestens einen vorangegangenen Kampf verloren. So sollte sichergestellt werden, dass die Testmäuse den Kampf gewinnen.

Heimsiege verstärken aggressives Verhalten

Anschließend wurden verschiedene Gehirnareale der Mäuse untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass allein der Sieg an sich, egal ob im eigenen oder fremden Käfig, das aggressive Verhalten der Mäuse verstärkte.

Nach einem erfolgreichen Kampf stieg die Zahl der Androgen-Rezeptoren in einem Bereich des Gehirns, der für die Kontrolle sozialer Aggression zuständig ist.

Gewannen die Mäuse zu Hause im eigenen Käfig, erhöhte sich die Sensibilität für das männlich Hormon zusätzlich in zwei weiteren Gehirnregionen, die im Zusammenhang mit Belohnung und Motivation stehen.

Heimsiege steigern die Gewinnchancen der Tiere demnach in zweierlei Hinsicht: Zum einen zeigen sie sich aggressiver und zum anderen wächst ihre Motivation, sich mit ihren Artgenossen zu messen.

Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Mäuse in ihrem Heimterritorium genauso aggressiv kämpften wie außerhalb. Daher erscheint es unwahrscheinlich, dass eine verschieden starke Aggressivität in unterschiedlichen Territorien der Grund für die Veränderungen im Nervensystem ist.

Andere Studien konnten wiederum belegen, dass die Mäuse mit der Zeit "Siegeserfahrung" sammeln, was ihre Fähigkeit, einen späteren Kampf für sich zu entscheiden, steigert. Daher ist wohl eher dieser "Siegeseffekt" und nicht das gezeigte aggressive Verhalten ausschlaggebend für die erhöhte Andorgen-Sensibilität.

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