Karstadt-Rettung:Kein bisschen Lösung

Vor - und wieder zurück: Zunächst schien es so, als hätten die Valovis-Bank und Karstadt-Investor Berggruen ein Ergebnis im Streit um die Mietverträge gefunden - doch dann meldete sich Highstreet zu Wort.

Die 25.000 Beschäftigten der Warenhauskette Karstadt müssen weiter um ihre Arbeitsplätze bangen. Denn Karstadt-Käufer Nicolas Berggruen konnte sich mit der wichtigen Gläubigerbank Valovis nicht über die von ihm geforderten langfristigen Mietgarantien einigen, wie eine Sprecherin der Bank sagte.

Berggruen erhält Zuschlag bei Karstadt

Verwirrspiel zwischen Nicolas Berggruen, Highstreet und Valovis-Bank. Berggruen verkündete eine Teillösung, von dem das Vermieterkonsortium in dieser Form noch gar nichts wusste.

(Foto: dpa)

Stattdessen präsentierte der Milliardär seinen Plan B: Das ohnehin unter einer hohen Schuldenlast stöhnende Vermieterkonsortium soll einen 850 Millionen-Euro-Kredit der Valovis-Bank an Highstreet vorzeitig ablösen, um auf diese Weise das Hindernis aus dem Weg zu räumen. Highstreet zeigte sich von dem Vorstoß allerdings völlig überrascht. Berggruen habe "einmal mehr eine Einigung verkündet, die keine ist", kritisierte der Sprecher des Konsortiums, Richard Speich. Denn für diesen Ausweg müsse man erst einmal jemanden finden, der bereit sei, das Darlehen der Valovis Bank abzulösen.

"Bisher hat Berggruen noch nicht bestätigt, dass er dazu bereit ist", meinte Speich. Die Verständigung mit Valovis gilt als eine der schwierigsten Hürden bei der Rettung des Essener Warenhauskonzerns. Die Bank, die dem Karstadt-Quelle Mitarbeitertrust gehört, hat einen ungewöhnlich großen Teil ihrer Mittel als Kredit an die Karstadt-Vermieter gegeben. Zugeständnisse bei der Miete drohen deshalb große Löcher in ihre Bilanz zu reißen und könnten rasch zu Problemen mit der Bankaufsicht Bafin führen.

Die Zerschlagung droht

Ohne eine Einigung über die Mietkonditionen droht dem Konzern aber nach wie vor die Zerschlagung. Denn Berggruen hat davon das Inkrafttreten des Kaufvertrages abhängig gemacht. Und die Zeit wird langsam knapp: Wenn Ende des Monats die Bedingungen des Milliardärs nicht erfüllt sind, wird der Kaufvertrag ungültig. Umso mehr Aufsehen hatte Berggruen deshalb erregt, als er nach zwei langen Verhandlungsrunden eine Einigung mit Valovis über die Mietkonditionen verkündet hatte. Doch was zunächst als Durchbruch erschien, entpuppte sich bei näherem Hinsehen als Nebelkerze.

Zwar gab es nach Angaben einer Valovis-Sprecherin durchaus Einigungen bei Randthemen. Die Kernfrage einer Eintragung von Mietdienstbarkeiten - also Vereinbarungen über die künftige Miethöhe - im Grundbuch blieb aber nach ihren Worten ungelöst. Am Ende verständigten sich beide Seiten auf eine "zügige, vorzeitige Ablösung des spätestens 2014 auslaufenden Darlehens" der Valovis-Bank.

Die Krux dabei: Das soll nicht Berggruen tun, sondern Highstreet. Für das Vermieterkonsortium sei es ohnehin besser, sich die gegenwärtig günstigen Hypothekenkonditionen zu sichern, als bis 2014 zu warten und dann höhere Zinsen zu zahlen, hieß in Kreisen Berggruens. Außerdem gebe es im Konsortium große Banken wie Goldman Sachs, die den Betrag leicht stemmen könnten.

Highstreet selbst war darüber nicht amüsiert. Man habe nicht mit am Verhandlungstisch gesessen, betonte der Sprecher des Konsortiums. "Es scheint so, als ob Berggruen damit rechnet, dass Highstreet das Darlehen ablöst, Darüber muss man sich erst einmal unterhalten." Kenner des Verkaufsprozesses gehen deshalb davon aus, dass das zähe Ringen um eine Einigung weitergeht. "Die Schlacht ist noch nicht geschlagen", kommentierte einer der Beteiligten.

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