Patentstreit:Der Kampf um das Schnitzel

Patentiertes Leben? Immer mehr Konzerne lassen Züchtungen von Pflanzen und Tieren schützen - mit weitreichenden Folgen. Eine Übersicht der Patente in Bildern.

Stefan Lakeband

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Kinderdienst: Sind Tomaten Obst oder Gemuese?

Quelle: ag.ddp

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Dampfmaschine, Glühbirne, Telefon - tolle Erfindungen, die durch Tüftlergeist entstanden sind. Klar, dass die Erfinder darauf ein Patent anmelden. Aber kann man auch normale Züchtungsverfahren und daraus entstehende Pflanzen und Tiere, also Leben, patentieren? Ja, sagt das Europäische Patentamt (EPA). Bauern, Umwelt- und Verbraucherschützer laufen Sturm. Jetzt könnte ein Brokkoli den Streit entscheiden. Vor dem Hintergrund eines Patentes auf die Züchtung eines Brokkolis und der Pflanze selbst, entscheidet das EPA über die künftigen Bedingungen für Patentierung von Pflanzen und Lebensmitteln.

Ein Patent auf eine Tomatenart gehört dem Ministerium für Landwirtschaft in Israel. Die Früchte sind besonders wasserarm und damit unter anderem attraktiv für die Ketchup-Herstellung. Inhalt des Patents ist die Kreuzung verschiedener Tomatenarten und die Tatsache, die Tomate etwas länger als gewöhnlich an der Staude zu lassen.

Sonnenblumen im Sonnenschein

Quelle: Patrick Seeger/dpa

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Auch Sonnenblumen und Produkte daraus wurden schon patentiert, weil sie durch ein Züchtungsverfahren entstanden sind und einen verbesserten Ölgehalt haben sollen. Greenpeace hat bereits mehrfach gegen das Patent beim EPA Beschwerde eingelegt, mit dem Ergebnis, dass der Schutz auf das Züchtungsverfahren widerrufen wurde, die Produkte aber weiterhin dem Patent unterliegen.

A Romanian farmer shows genetically modified soybeans in the village of Varasti

Quelle: ag.rtr

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Die Firma Dupont hat ein Patent auf Sojabohnen in Australien, Europa und den USA angemeldet, das nicht nur die Pflanzen umfasst, sondern auch daraus produzierte Sojasoße, Tofu, Sojamilch und Babynahrung.

Erste indonesische Händler boykottieren dänische Waren

Quelle: ag.dpa

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Einen Antrag auf ein Bier-Patent hat die Firma Carlsberg gestellt. Genauer geht es um Gerste, die durch Züchtung veränderte Inhaltsstoffe bekommen hat. Das Patent ist so weitreichend, dass auch das Bier geschützt ist.

Bad Teinacher Nudelmanufaktur

Quelle: ag.dpa

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Ähnlich umfassend ist das Patent, das die australische Behörde für wissenschaftliche und industrielle Forschung angemeldet hat. Es berücksichtigt Weizen und daraus produzierte Nudeln.

Gruene: Ferkel duerfen nicht laenger ohne Betaeubung kastriert werden

Quelle: ag.ddp

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Nicht nur auf pflanzliche Produkte, sondern auch auf Tiere gibt es Patente. Der Konzern Monsanto hat ein Patent auf ein Zuchtverfahren beantragt, das ein bestimmtes Gen im Erbgut ausnutzt, damit die Tiere schneller zunehmen. Das Patent wurde allerdings widerrufen.

Es gibt jedoch noch einen offenen Antrag, der Schinken und Schnitzel betreffen könnte. Eine Patentanmeldung von Monsanto erklärt, dass das Fleisch von Schweinen, die mit gentechnisch veränderten Pflanzen des Konzerns gefüttert wurden, auch unter das Patent falle. Grund: Durch das veränderte Futter gebe es auch Veränderungen im Tier, wodurch gesünderes Fleisch entstehe. Ähnliche Anträge gab es bereits auf Fische.

Kuehe auf der Weide

Quelle: ag.ddp

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Manche Kühe sind ebenfalls von Patenten betroffen. So gibt es einen Schutz auf das Auswahlverfahren von Kühen, die natürlicherweise ein Gen in sich tragen, mit dem sich die Milchproduktion erhöht. Auch die Variante des Gens ist patentiert worden. Wenn diese Genvariante per Gentechnik in eine Kuh eingesetzt wird, fällt damit auch das Tier unter das Patent.

© sueddeutsche.de/jja/mel
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