Stilkritik: Cristiano Ronaldo:"Me, you! Fuck, Fuck!"

Früher war das Anbandeln zwischen zwei Menschen noch romantisch und zeitaufwendig - heute geht es ohne viele Worte, Bemühungen und in deutlich schnellerem Tempo.

Martin Zips

Die Möglichkeit der freien Partnerwahl hat ja so viel Positives in die Welt gebracht! Wer sich mit einem Menschen auf dies oder jenes einlassen möchte, der hat heutzutage eine Vertreibung aus der dörflichen Gemeinschaft ebenso wenig zu befürchten wie den Ausschluss aus dem Familienverband oder gar das vernichtende Urteil des Jüngsten Gerichts.

Cristiano Ronaldo

Der 25-jährige Fußballspieler Cristiano Ronaldo ist Papa geworden -  und die ganze Welt rätselt über die Mutter des kleinen Jungen.

(Foto: MERS ALAS/MARCUS PIGGOT/ag.ap)

Lediglich in Ausnahmefällen führen allzu ausschweifende zwischenmenschliche Eskapaden zur Unterbringung in einer Haftzelle oder - wie beispielsweise bei den Sportlern Boris Becker, Tiger Woods oder jetzt Cristiano Ronaldo - zu einer namentlichen Erwähnung in der internationalen Fachpresse. Richtig existenzielle Liebesdramen, die auf das Schicksal des Faust'schen Gretchens verweisen, auf Tristan und Isolde oder auf das komplizierte menschliche Beziehungsgeflecht bei Henrik Ibsen, Theodor Storm oder August Strindberg - sie sind heute kein Thema mehr. Denn erstens hat die Welt viel zu viel Freude an der Anmache. Zweitens erschüttern die illustren Formen menschlicher Balz 91 Jahre nach Beate Uhses Geburt wirklich keinen mehr. Und drittens findet sich neuerdings an jeder Straßenecke eine psychologische Praxis für den Notfall. Dort weiß man immer Rat!

An die Stelle traditioneller Begriffe wie Stelldichein, Brautwerbung, Schwärmerei oder Tête-à-tête sind im digitalen Zeitalter die Termini Anmachen, Daten, Graben und Baggern getreten. Der Mensch konzentriert sich also auf das Wesentliche. ,,Me, you! Fuck, Fuck!'' soll der Fußballspieler Ronaldo spontan zu einer Kellnerin in Los Angeles gesagt haben, berichtet der britische Sunday Mirror. Keine Liebesbriefe auf Büttenpapier, kein behutsames Werben auf der Parkbank, kein Gesang unter dem Balkon, noch nicht mal eine romantisch verklärte SMS.

,,Me, you! Fuck, Fuck!'' und die Sache war geritzt. Die Kellnerin stieg mit Ronaldo ins Bett und wurde - das passiert rätselhafterweise auch heute noch - völlig überraschend schwanger. Jetzt, so schreibt der Sunday Mirror, hat Ronaldo einen Sohn, und die Kellnerin hat unfassbar viel Schweigegeld auf ihrem Konto. Und der Sohn? Der wird sich bei Ronaldos Sehnsucht nach Zweisamkeit bald vor Müttern kaum retten können. Me and you! Sack und Pack. Tick, Trick und Track. Diese Geschichte kennt nur Gewinner. Wie herrlich unkompliziert das Leben doch geworden ist.

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