Amazon:Digitale Bücher überflügeln Hardcover

Der Online-Buchhändler Amazon verkauft inzwischen deutlich mehr E-Books als gebundene Bücher. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Digitale Bücher sind auf dem Vormarsch: Der weltgrößte Online-Einzelhändler Amazon verkauft in den USA inzwischen deutlich mehr E-Books als gebundene Bücher. Im vergangenen Monat kamen auf 100 abgesetzte Hardcover-Ausgaben 180 elektronische Bücher, wie Amazon.com am Montagabend mitteilte.

Amazon.com E-Book  ´Kindle"

Amazons Kindle: Preise sinken, Verkaufszahlen steigen.

(Foto: dpa)

Dabei seien kostenlos angebotene E-Books - zum Beispiel solche Titel, bei denen die Urheberrechte ausgelaufen sind - nicht mitgezählt worden. Im ersten Halbjahr 2010 hätten sich die Verkäufe der digitalen Bücher im Jahresvergleich verdreifacht. Absolute Zahlen nannte Amazon nicht.

Amazon ermöglicht das Herunterladen von 630.000 kostenpflichtigen und 1,8 Millionen kostenlosen E-Books. Letztere fließen jedoch nicht in die Statistik ein. Die E-Book-Versionen werden meist unter 10 Dollar verkauft, wohingegen ein gebundenes Buch durchschnittlich 25 Dollar kostet.

Konzernchef Jeff Bezos nannte als einen Grund für den Anstieg jedoch nicht den Preisunterschied, sondern die Preissenkung für das hauseigene E-Book-Lesegerät Kindle, dass in den USA von 259 auf 189 Dollar heruntergesetzt wurde. Amazon liefert sich derzeit einen Preiskampf mit dem Konkurrenten Barnes & Noble, der ein Konkurrenzmodell für 150 Dollar anbietet.

Amazons Sorgenkindle

Allerdings sind Kritiker nicht davon überzeugt, dass reine E-Book-Reader mittelfristig überleben. Bücher für den Kindle können auch auf andere Geräte wie zum Beispiel Computer, Apples iPhones und iPads oder Mobiltelefone mit Googles Betriebssystem Android heruntergeladen werden. Apple hat mit iBooks inzwischen einen eigenen digitalen Buchladen.

Endgeräte wie Smartphones oder Tablets bieten mehr Funktionen als die traditionellen E-Book-Reader an - Amazon kündigte deshalb an, künftig Apps auf dem Kindle anzubieten. Allerdings erlaubt das E-Ink-Display bislang keine Darstellung von Echtzeit-Bewegtbildern - die Stärke der Technik liegt in der Lesefreundlichkeit und im relativ niedrigen Batterieverbrauch.

Zudem ist unklar, wie lange Amazon den Preiskampf durchhalten kann: Der Gadget-Analyst iSupply hatte im April 2009 ausgerechnet, dass sich Material- und Produktionskosten des aktuellen Kindle auf etwa 185 Dollar belaufen.

Subvention des Lesegeräts?

Eine schrumpfende Gewinnspanne würde letztlich auf die Subvention des Geräts hinauslaufen, um die Marktanteile der E-Book-Verkaufsplattform gegenüber Konkurrenten wie Apples iBook-Store zu behaupten.

Vor dem Quartalsbericht am Donnerstag dürfte bei Analysten deshalb durchaus Skepsis herrschen, nannte Amazon doch erneut keine Zahlen zum Absatz des Kindle. Es hieß wie immer nur, es sei der populärste Artikel im Angebot.

Den Absatz der Kindle-E-Books verglich Amazon auch nur mit dem gebundener Bücher - Taschenbücher wurden nicht erwähnt.

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