BP-Brettspiel:Ölpest für die ganze Familie

Wer den Schaden hat, muss für den Spott nicht sorgen: Nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko tritt BP in ein Fettnäpfchen nach dem anderen. Nun holen die Geister der Vergangenheit den Energieriesen ein - in Form eines Brettspiels.

Stefan Lakeband

Macht und Geld sind die Triebfeder: Im Kampf ums Öl gibt es viel zu gewinnen, aber noch mehr zu verlieren, wie BP in den letzten Monaten auf schmerzhafte Weise feststellen musste. Die Kosten für die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko sind horrend. Mit der Problematik, die den Weltkonzern nun in arge Bedrängnis bringt, ging er in den siebziger Jahren noch unbekümmerter um - bisweilen sogar spielerisch.

The House on the Hill Toy Museum BP Offshore Oil Strike

Die Geister, die ich rief: BP hat in den siebziger Jahren ein Brettspiel über Ölbohrungen in der Nordsee herausgebracht. Jetzt ist es im Internet wieder aufgetaucht.

(Foto: The House on the Hill Toy Museum)

In den Kellern des Canadian Centre for Architecture findet sich eine Pappbox, die aus heutiger Sicht zynisch wirkt. In dieser Schachtel befindet sich nämlich ein Brettspiel über Hochsee-Ölbohrungen. Besonders pikant: Mitherausgeber war BP.

Den Deckel des Kartons ziert eine gemalte Ölplattform inmitten der rauen Wellen der Nordsee. In großen Lettern springt der Titel des Spiels dem Betrachter ins Auge: Offshore Oil Strike - Ölfund auf offener See. Daneben, ganz unschuldig, das frühere BP-Logo.

Wer wird Petro-Millionär?

Das Ziel des Spiels für vier Personen ist eigentlich ganz einfach: In der Rolle eines Ölunternehmens (BP, Amoco, Chevron oder Mobil), Plattformen in der Nordsee bauen und das schwarze Gold fördern. "Gewinner ist der erste Spieler, der 120 Millionen Dollar verdient hat", zitiert der Blog BLDGBLOG die Spielanleitung des unternehmerischen Zeitvertreibs.

Doch bis man genug der begehrten Petro-Dollar, wie die Phantasie-Währung des Spiels heißt, gesammelt hat, steht der Spieler noch vor einigen Schwierigkeiten. Ganz so, wie im richtigen Ölgeschäft.

Ähnlich wie beim Klassiker Monopoly, gibt es auch beim BP-Spiel Ereigniskarten, die sogenannten Gefahrenkarten. Diese reichen von einem einfachen Ausfall der Plattform (eine Runde aussetzen) bis zum Bruch des Förderrohres (500.000 Petro-Dollar für ein Ersatzrohr). Wie ein schlechter Witz wirkt vor dem aktuellen Hintergrund jedoch eine ganz andere Gefahr: "Blow-Out! Kostenpunkt für die Beseitigung des Ölteppichs: eine Million Dollar."

Wäre es doch nur Spielgeld

Vielleicht hätte BP gerne diese Karte gezogen, anstatt sich mit einer echten Ölpest im Golf von Mexiko herumzuärgern. Billiger wäre es allemal gewesen, aktuelle Schätzungen gehen von bislang 2,7 Milliarden Euro aus.

Doch wer selbst diese Misere meistert und sich am Ende ein kleines Spielgeld-Vermögen angehäuft hat, darf sich einen echten Ölmagnaten und Sieger des "spannenden Brettspiels für die ganze Familie" nennen.

Als Siegertype steht der britische Energiekonzern noch lange nicht da: Er muss aufgrund des Spiels mal wieder mit dem Spott der Internetgemeinde leben, wo einige Bilder des Brettspiels kursieren. Die Kommentare der User von BLDGBLOG reichen von "Wie peinlich" bis "Grandios. Ich würde gerne mal die heutige Wind- und Solarenergieversion sehen."

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