Sport:Gelb vor Schweiß

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Wer möchte schon, dass sich Schweißflecken deutlich auf dem T-Shirt abzeichnen? Forscher aus Regensburg haben ein Kleidungsstück entwickelt, das genau dazu dient. Mit gutem Grund, sagen sie.

Wir bekommen blaue Lippen, wenn wir frieren, graue Haare, wenn wir uns ärgern, werden grün vor Neid oder weiß wie die Wand, wenn uns schlecht ist. Und beim Sport können wir in Zukunft neben roten Wangen auch noch gelbe Flecken auf dem T-Shirt kriegen.

An den Schweißflecken könnte man in Zukunft erkennen, ob es Zeit ist, etwas zu trinken. Dazu muss man ein T-Shirt tragen, das Wissenschaftler aus Regensburg enwickelt haben. Man könnte natürlich auch darauf achten, ob man Durst hat. (Foto: dpa)

Wissenschaftler der Frauenhofer-Einrichtung für Modulare Festkörper-Technologien (EMFT) haben ein T-Shirt so mit einem chemischen Farbstoff präpariert, dass es seine Farbe von blassviolett nach gelb wechselt, wenn der Träger schwitzt. Das Shirt funktioniere wie das Lackmuspapier, das wir aus Chemie-Experimenten in der Schule kennen: Wenn der Stoff mit einer basischen Substanz - wie mit Waschmittel - zusammentrifft, wird er lila. Kommt er dagegen mit saurer Flüssigkeit wie Schweiß in Berührung, dann färbt er sich gelb.

Wird das T-Shirt also gewaschen, verschwinden die gelben Schweißflecken und es ist wieder durch und durch violett gefärbt.

Wozu aber sollte jemand ein Kleidungsstück tragen wollen, das aller Welt demonstriert, wie schnell er oder sie ins Schwitzen kommt, und wie unsportlich man also entgegen allen Beteuerungen tatsächlich ist?

"Der Farbumschlag zeigt dem Sportler, dass es Zeit ist, etwas zu trinken", erklärt Gerhard Mohr von der Arbeitsgruppe Sensormaterialien der EMFT in Regensburg. Gerade wer bei sommerlichen Temperaturen Sport treibt, der kommt schnell ins Schwitzen.

Grundsätzlich ist das gut, da der verdunstende Schweiß unseren Körper kühlt und vor einem Hitzschlag schützt. Doch wenn der Körper aufgrund des Flüssigkeitsverlusts austrocknet, ist das gefährlich: Es drohen Schwindel, Nierenversagen oder Herzrhythmusstörungen.

Ursprünglich hatten die Wissenschaftler nach einem neuen Indikatorstoff gesucht, der bei der Entwicklung von pH-Messgeräten eingesetzt werden sollte. "Als wir diesen Stoff gefunden hatten, kam mir beim Joggen die Idee, auch T-Shirts damit zu färben und Schweiß sichtbar zu machen", erinnert sich Mohr.

Künstlicher Schweiß verfärbt das "Sensor-Shirt" der Wissenschaftler der Fraunhofer-Einrichtung für Modulare Festkörper-Technologien. (Foto: dpa)

Weil die Aussichten, einen reinen Schweißfleckenindikator an den Sportler zu bringen, vermutlich nicht so groß sind, arbeiten die Forscher an einer Weiterentwicklung des T-Shirts.

Ihr neuer Farbstoff soll die Zahl der Natriumionen im Schweiß sichtbar machen. Verliert man durch das Schwitzen zu viel Natrium, können Krampfanfälle oder Bewusstseinsstörungen die Folge sein.

"Je höher die Konzentration, desto wichtiger ist es für den Sportler, salzhaltige Getränke - beispielsweise Mineralwasser oder isotonische Drinks - zu sich zu nehmen", erklärt Mohr.

Wichtiger dürfte allerdings ein weiterer Einsatzbereich des neuen Farbstoffes sein, den die Wissenschaftler ins Auge gefasst haben: Die Entwicklung intelligenter Wundverbände, die das Stadium der Wundheilung farblich anzeigen können. Da gesunde Haut einen anderen pH-Wert hat als entzündete, könnten Ärzte dann auf einen Blick erkennen, ob eine Wunde heilt oder antibakteriell behandelt werden muss.

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