NBA: Shaquille O'Neal:Im Seniorenzentrum

Nächste Station Boston Celtics: Shaquille O'Neal, 38, will unbedingt noch einen NBA-Titel gewinnen und tingelt deshalb durch die USA. Dieser vielleicht letzte Wechsel kostet ihn viel Geld.

Jürgen Schmieder

Es sei prima, dass Shaquille O'Neal zu den Celtics gewechselt sei, heißt es in Boston. Alle Stammspieler der Basketballmannschaft könnten künftig gemeinsam zu Fuß zu den Spielen kommen, schließlich sei das Hale-Bernard-Seniorenzentrum nur zwei Kilometer von der Spielstätte der Celtics entfernt. Ein Scherz freilich, der jedoch auf der durchaus ernsthaften Grundlage fußt, dass die Stars der Boston Celtics - Paul Pierce, Kevin Garnett, Ray Allen und die Zugänge Shaquille O'Neal und Jermaine O'Neal - ein Durchschnittsalter von 34 Jahren haben.

Boston Celtics verpflichten Shaquille O'Neal

Shaquille O'Neal wechselt zu den Boston Celtics.

(Foto: dpa)

Shaquille O'Neal, 38, wechselt am Ende seiner erfolgreichen Karriere noch einmal den Verein, er verzichtet dabei auf viel Geld. In der vergangenen Saison verdiente er bei den Cleveland Cavaliers noch ungefähr 20 Millionen Dollar, der Zwei-Jahres-Vertrag bei den Celtics wird mit drei Millionen Dollar vergütet. Für beide Spielzeiten. Die Frage lautet: Warum tut sich O'Neal nach 18 Spielzeiten in der NBA, mehr als 28.000 Punkten und vier Meistertiteln so etwas an?

Zur Erinnerung: Shaquille O'Neal, das ist jener Basketballspieler, der sich selbst Spitznamen gab wie "The Real Deal", "The Diesel", "Dr. Shaq" - oder ganz unbescheiden "Superman". Jener Center, der einst bei den Los Angeles Lakers mit Kobe Bryant derart heftig um die Rolle des Platzhirschen gestritten hatte, dass nicht einmal der buddhistische Trainer Phil Jackson schlichten konnte. "Superman" verließ Los Angeles im Zorn und kam über die Miami Heat, die Phoenix Suns und die Cleveland Cavaliers nun zu den Boston Celtics. "Ich wurde sehr positiv aufgenommen, als ich in diese Liga kam - und ich möchte mich mit einem positiven Eindruck verabschieden", sagte O'Neal bei seiner Vorstellung in Boston.

O'Neal ist auch physisch eine Mischung aus Platzhirsch und Superman. Bei einer Körpergröße von 2,16 Metern wog er zu Beginn seiner Karriere etwa 125 Kilogramm und war trotz dieser Physiognomie erstaunlich beweglich und ging filligran mit dem Spielgerät um. In den vergangenen Jahren hat sich sein Körpergewicht auf 150 Kilogramm erhöht und beweglich ist kein Attribut mehr, das man dem 38-Jährigen zuschreiben würde. Er sieht ein wenig aus wie ein Luftballon, der zu stark aufgepustet wurde - und bewegt sich auch so. O'Neal spielte in der vergangenen Spielzeit 23,4 Minuten pro Spiel (Karrieredurchschnitt: 35,2), er erreichte zwölf Punkte (sein Karriereschnitt liegt bei 24,1) und 6,7 Rebounds (Karriereschnitt: 11,0).

"Sollten wir in den Playoffs noch einmal ein entscheidendes siebtes Spiel haben, dann ich bin ich mir sicher, dass wir froh sein werden. Shaquille O'Neal im Kader zu haben", sagt Celtics-Besitzer Wyc Crousbeck. Manager Danny Ainge ergänzt: "Jemanden von Shaqs Kaliber verpflichtet man nicht jeden Tag, seine Karriere spricht für sich und ich glaube, dass er perfekt in unseren Kader passt." Die Celtics waren auf der Suche nach einem Center, nachdem Kendrick Perkins am Knie operiert wird und bis Februar ausfallen wird. O'Neal war auf der Suche nach einer Mannschaft, mit der er die Meisterschaft gewinnen kann.

Genau darin liegt wohl die Antwort, warum der bullige Center weitermacht: Er hat vier Meisterschaften gewonnen, sein Nemesis Kobe Bryant fünf. Als O'Neal im vergangenen Jahr bei den Cleveland Cavaliers anheuerte, ließ er verlauten, er wolle einen Titel für LeBron James gewinnen. Nun sagt er: "Ich will für Bosten die 18. Meisterschaft in der Vereinsgeschichte holen." Übersetzt bedeutet das: Ich will unbedingt noch einen Titel, aber ich habe gelernt, dass ich dazu gute Mitspieler brauche.

Er hat sich in den vergangenen Jahren tatsächlich vom Egomanen zum Teamspieler entwickelt, eine Eigenschaft O'Neals, die aufgrund seiner formidablen individuellen Statistiken und seines immensen Egos bislang meist unbeachtet blieb. Er baut zumindest auf dem Platz eine symbiotische Beziehung zu talentierten Mitspielern auf. Penny Hardaway (bei den Orlando Magic), Kobe Bryant (Los Angeles Lakers) und Dwayne Wade (Miami Heat) wuchsen neben O'Neal zu Superstars heran.

Zu einem Superstar heranwachsen muss bei den Celtics nur der 24-jährige Aufbauspieler Rajon Rondo, die anderen sind es bereits. "Shaq wird viel Aufmerksamkeit der Gegner auf sich ziehen, das gibt mir die Zeit und den Raum, den ich brauche, um mich zu entfalten", sagt Rondo zur Verpflichtung O'Neals.

"Ich wollte unbedingt zu einer Mannschaft, die mehr Spiele gewinnt als sie verliert. Ein Verein, der es gewohnt ist zu gewinnen. Ein Klub, der Meisterschaften holt", sagt O'Neal. Das sind die Celtics, im vergangenen Jahr unterlag die Mannschaft erst im Finale. "Ich wiederhole es immer wieder", sagt O'Neal. "Ich will mich mit einem positiven Eindruck aus der Liga verabschieden." Der beste Eindruck wäre eine Meisterschaft mit seinen neuen Kollegen aus dem Seniorenzentrum.

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