Intendanten-Gehalt:Mehr als Merkel

Als erster öffentlich-rechtlicher Sender muss der WDR die Gehälter seiner Führungskräfte offenlegen: Intendantin Monika Piel verdient nicht nur gut, sondern sogar weit mehr als die Bundeskanzlerin.

Lena Jakat

Wenn der scheidende Regierungssprecher Ulrich Wilhelm, der am morgigen Mittwoch von ZDF-Moderator Steffen Seibert beerbt wird, als Intendant zum Bayerischen Rundfunk zurückkehrt, darf er sich dort nicht nur auf nostalgische Gefühle freuen.

1LIVE relauncht sein Programm - Monika Piel

Erstmals weiß nun die ganze Republik, was sie verdient: 308.000 Euro bekommt Monika Piel für Ihr Intendantenamt beim WDR - das ist wesentlich mehr als die Bundeskanzlerin verdient.

(Foto: dpa)

Schließlich hat er in der Anstalt zu Beginn seiner Karriere als Journalist gearbeitet. Der Job an der Spitze des viertgrößten ARD-Senders lockt aller Wahrscheinlichkeit nach auch mit wesentlich höheren Bezügen jenseits der 100.000-Marke.

Das lassen zumindest die Zahlen vermuten, die der WDR als erster öffentlich-rechtlicher Sender in Deutschland nun offenlegt: Die Intendantin Monika Piel erhielt 2009 demnach ein Jahresgehalt von 308.000 Euro - ohne Zulagen. Das ist eine gewaltige Summe - nicht nur in Zeiten konjunktureller Erholung, in denen astronomische Manager-Gehälter regelmäßig an den Pranger gestellt werden.

Daneben bekam Piel 23.000 Euro als Bonus zum 25-jährigen Dienstjubiläum sowie 21.000 Euro in Form eines geldwerten Vorteils für den Dienstwagen. In der Summe macht das ein Jahresgehalt von 352.000 Euro. Doch auch die Gehälter auf der nächsthöheren Führungsebene der Direktoren können sich sehen lassen: Sie lagen zwischen 190.000 und 206.000 Euro. So verdiente Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff zum Beispiel insgesamt 205.000 Euro.

Mehr Gehalt als Seehofer

Die Intendantin des WDR verdiente im vergangenen Jahr damit mehr als der Bundespräsident, dem 199.000 Euro zustehen - lässt man freie Logis im Schloss Bellevue einmal außer Acht. Auch die Bezüge etwa des Ministerpräsidenten von Bayern werden auf weniger als 200.000 Euro beziffert - das sind lediglich zwei Drittel dessen, was Piels Lohnzettel ausweist.

Bundeskanzlerin Angela Merkel erhält eine monatliche Vergütung von 15.832,79 Euro - zwölf Monatsgehälter belaufen sich demnach nur auf 189.993,48 Euro. Das ist ebenfalls deutlich weniger als das Jahresgehalt der Intendantin der zugegebenermaßen immerhin größten deutschen Rundfunkanstalt. Piel bleibt mit ihrer Besoldung auch nur wenig hinter den Einkünften hochrangiger Banker zurück: Theo Zellner, der neue Präsident des Bayerischen Sparkassenverbandes beispielsweise, bekommt etwa 450.000 Euro Gehalt im Jahr.

Anders als die Diäten der Legislative und die Bezüge von Spitzenbeamten in Exekutive und Judikative, die das Beamtenbesoldungsgesetz regelt, sind die Verdienste von Führungskräften des öffentlich-rechtlichen Rundfunks - wichtige Vertreter der sogenannten Vierten Gewalt - bislang nicht öffentlich. Es gibt keine Pflicht zur Offenlegung der Gehälter von Rundfunkintendanten und -direktoren und das, obwohl diese wie die Bezüge von Ministern und Beamten von der Öffentlichkeit finanziert werden - durch deren Rundfunkgebühren.

Vorreiter in Transparenz

Dass der WDR nun als bislang einzige Rundfunkanstalt der ARD zur Offenlegung dieser Personalkosten verpflichtet ist, liegt an der Novellierung des WDR-Gesetzes, die der nordrhein-westfälische Landtag im Dezember 2009 verabschiedete - damals noch mit CDU-Mehrheit. "Der WDR veröffentlicht die für die Tätigkeit im Geschäftsjahr gewährten Bezüge der Intendantin oder des Intendanten und der vom Rundfunkrat gewählten Direktorinnen und Direktoren unter Namensnennung", heißt es seitdem in dem Gesetzestext, der Verfassung, Auftrag und Arbeit des öffentlich-rechtlichen Senders regelt, "aufgeteilt nach erfolgsunabhängigen und erfolgsbezogenen Komponenten sowie Komponenten mit langfristiger Anreizwirkung, im Geschäftsbericht."

Diese Transparenzregelung ist bislang einzigartig unter den neun Rundfunkanstalten der ARD. Wie viel der scheidende Regierungssprecher Ulrich Wilhelm mit seinem Wechsel an die Spitze des Bayerischen Rundfunks verdienen wird, bleibt demnach reine Spekulation. Erlaubt das Beispiel von Kollegin Piel allerdings irgendwelche Rückschlüsse, dürfte sich sein bisheriges Gehalt dagegen mickrig ausnehmen: Als Regierungssprecher verdiente Ulrich so viel wie ein beamteter Staatssekretär - 137.264 Euro.

Aufdecken müssen wird er sein Gehalt als BR-Intendant auf absehbare Zeit jedenfalls nicht: Aus der Bayerischen Staatskanzlei heißt es, von einer anstehenden Reform des BR-Gesetzes sei derzeit nichts bekannt.

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