Gelddrucker Giesecke & Devrient:Zoff um die Euroscheine

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Die Bundesbank hat die komplette Europroduktion per Ausschreibung vergeben - und das weit früher als nötig. Die Belegschaft von Giesecke & Devrient ist entsetzt.

Michael Tibudd

Es herrscht Unmut an der Münchner Prinzregentenstraße: Der Betriebsrat des Gelddruckunternehmens Giesecke & Devrient wehrt sich gegen eine neue Praxis der Bundesbank. In einem offenen Brief an Präsident Axel Weber kritisiert der Betriebsratsvorsitzende Walter Bogner, dass die Bundesbank die komplette Europroduktion per Ausschreibung vergeben hat. Damit würden "der Druckstandort München und die Arbeitsplätze im Banknotendruck gefährdet", heißt es in dem Brief.

Die Mitarbeiter von Giesecke + Devrient wehren sich - weil die Bundesbank die komplette Europroduktion per Ausschreibung vergeben hat. (Foto: dpa)

Hintergrund ist eine Vorgabe der Europäischen Union, die von den Notenbanken verlangt, dass auch der Druck von Euronoten im Wettbewerb geschehen soll. Die Bundesbank begann 2008, Teile ihres Druckvolumens auszuschreiben. Dies ist nach Angaben von Giesecke & Devrient aber erst 2014 erstmals notwendig. "Wir sind nicht gegen Wettbewerb", sagt Betriebsratschef Bogner. "Aber er muss fair sein."

Als unfair empfindet er den Umstand, dass ausländische Druckereien sich nun schon für Aufträge der deutschen Bundesbank bewerben können, seinem Unternehmen eine entsprechende Möglichkeit aber verwehrt bleibe - weil im Ausland vielerorts die Aufträge noch nicht ausgeschrieben würden. "Es ist für uns nicht akzeptabel, dass in Deutschland vorhandene hochwertige Kapazitäten leer stehen und damit Arbeitsplätze abgebaut werden, während im Ausland Druckkapazitäten mit Subventionen erhalten werden", heißt es in dem Brief.

Allerdings, teilt die Bundesbank mit, sei keine der Druckereien, die sich um die deutschen Aufträge beworben hat, in ihrem eigenen Land ohne Ausschreibung ausgekommen. Die Bundesbank verweist überdies darauf, dass im Gegensatz zu ihr längst nicht alle Nationalbanken ausschreiben müssten: Solche Nationalbanken, die eine eigene Banknoten-Druckerei unterhielten, könnten auch nach 2014 ausschließlich mit diesen Druckereien zusammenarbeiten.

Der Giesecke-&-Devrient-Betriebsrat verweist auch auf die Forschung, die im eigenen Haus betrieben werde, um Banknoten sicherer zu machen. "Die Ausschreibung bezieht sich auf die erste Euro-Banknotenserie", heißt es dazu von der Bundesbank. Dafür sei keine Forschung mehr nötig.

© SZ vom 11.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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