Reden wir über Geld: Henry Maske:"Es war klasse, die Rechnung zu schreiben"

Der ehemalige Boxweltmeister Henry Maske über sein Millionenhonorar im Ring, seine Erfolge als Bulettenbrater bei McDonald's und den Vorwurf, er sei geizig.

Thomas Öchsner und Steffen Uhlmann

Das Leverkusener Büro von Henry Maske ist eine Trophäensammlung. An einem Bügel hängt ein Boxmantel des Ex-Champions. Außerdem gibt es die Handschuhe von seinem zweiten Kampf gegen Graciano Rocchigiani, eine Prachtausgabe einer Biografie von Muhammad Ali, ein großformatiges Max-Schmeling-Porträt. Auf dem Schreibtisch liegen Unterschriftenmappen, akkurat gestapelt. Maske, 46, immer noch ein schlanker, drahtiger Mann, erzählt, wie nahe er seinem Idol als Schmeling-Darsteller in dem Film gekommen ist, der am 28. September in Berlin Premiere hat. Auch außerhalb des Rings eifert Maske der Boxlegende nach. Schmeling betrieb sehr erfolgreich Abfüllanlagen für den US-Konzern Coca Cola, Maske lässt als Franchisenehmer von McDonald's in Nordrhein-Westfalen Buletten braten.

Reden wir über Geld: Henry Maske: Henry Maske: "Nach einem gewonnenen Profikampf schrieb ich die Rechnung - mit Umsatzsteuer. Wir sind doch hier in Deutschland."

Henry Maske: "Nach einem gewonnenen Profikampf schrieb ich die Rechnung - mit Umsatzsteuer. Wir sind doch hier in Deutschland."

(Foto: imago sportfotodienst)

SZ: Herr Maske, reden wir über Geld. Sie galten im Ring als "Künstler" und haben als Boxer so viel verdient, dass Sie nicht mehr arbeiten müssten. Jetzt lassen Sie ausgerechnet Buletten braten. Warum tun Sie sich das an?

Maske: Ich habe an mich immer hohe Ansprüche gestellt. Da kann man nicht plötzlich sagen: Das war's. Es ist nun mal nicht so wahnsinnig spannend, sich auf eine einsame Insel zurückzuziehen. Aber was haben Sie gegen das Bulettenbraten?

SZ: Das Image ist ja nun nicht so gut.

Maske: Unser Image war, Sie haben Recht, nicht das Beste. Daran hat sich in den vergangenen Jahren sehr viel geändert. Aber, was soll ich Ihnen sagen, das Leben ist ein Kampf - wie beim Boxen. Als ich 1990 Profiboxer in Deutschland wurde, hatte dieser Sport auch nicht den besten Ruf. Genauso war es, als ich bei McDonald's einstieg und hämische Kommentare erntete.

SZ: Ihr früherer Boxer-Kollege Sven Ottke soll gesagt haben: "Ich werde lieber ein ordentlicher Golftrainer, als Buletten zu braten." Ein anderer Spruch lautet: "Der Maske braucht doch ein Navigationssystem, um seine Geschäfte zu finden."

Maske: Ottke und Co hätten besser geschwiegen. Ich habe heute als Franchisenehmer von McDonald's die Verantwortung für neun Filialen und 450 Mitarbeiter. Das ist kein Selbstläufer.

SZ: Wie haben Sie es überhaupt geschafft, eine der begehrten Lizenzen von McDonald's zu bekommen?

Maske: Klar war für mich, ich wollte nicht in der Boxbranche bleiben oder Trainer werden. Von McDonald's wusste ich, dass da auch andere Quereinsteiger, Unternehmer, Manager, Ärzte, reingekommen sind. Ich dachte also, warum solltest du das nicht schaffen? Die Grundvoraussetzungen, eine gewisse Neugier, Interesse, Durchhaltevermögen und Zielstrebigkeit, hatte ich ja. Und das nötige Geld war auch vorhanden.

SZ: Von 200.000 Euro ist die Rede.

Maske: Das stimmt nicht, das ist abhängig vom Geschäft und vom Umsatz. 200.000 Euro wären nicht ausreichend.

SZ: Und wie lebt es sich so mit einer Lizenz zum Gelddrucken?

Maske: Sie übertreiben maßlos. Natürlich lohnt sich das wirtschaftlich. Aber es geht hier um ein Penny-Profit-Geschäft. Da kann der eine oder andere Fehler auch schon mal Ärger verbreiten.

SZ: McDonald's soll in dieser Hinsicht nicht gerade zimperlich sein. Der Konzern hat den Druck auf die Franchisenehmer erhöht. Sie sollen mehr Filialen übernehmen und Umsatz machen, heißt es. Bei einem schaute sogar ein Detektiv vorbei, den das Unternehmen schickte. Können Sie mit so einem Druck umgehen?

Maske: Machen Sie sich um mich keine Sorgen. Mit Druck kann ich leben. Meine Kollegen und ich sind mit unserer Situation zufrieden. Und was die Sache mit dem Detektiv angeht: Das war ein Einzelfall und wird so nicht mehr vorkommen. Wenn es Schwierigkeiten gibt, werden wir von McDonald's unterstützt. Ansonsten ist es so wie in jedem anderen Unternehmen auch: Wenn Sie dauerhaft nicht in der Lage sind, das zu bringen, was Sie leisten müssen, wird man mit Ihnen nicht glücklich sein und Konsequenzen ziehen.

"In Wien lernte ich Burgerbraten"

SZ: Sie haben einmal gesagt: "Der Champion weiß, wie Dreck schmeckt. Nur durch harte Arbeit kannst du zum Gewinner werden." Ist das auch Ihre Erfahrung außerhalb des Boxrings?

Maske: Niederlagen im Sport können sehr schmerzlich sein. Der Profisport ist brutal. Insofern war ich gut gerüstet für den Einstieg ins Berufsleben. Wer in jungen Jahren nicht gelernt hat, mit Problemen und Konflikten zurechtzukommen, wird schneller sagen: Das schaffe ich nicht. Ich gehöre zu den Menschen, die sich nur die Frage stellen: Wie werde ich diese Hürde am besten nehmen?

SZ: Was haben Sie noch vom Boxen für Ihre Arbeit gelernt?

Maske: Sehr viel. Es gibt ja das Vorurteil, dass Sportler aus Einzelsportarten, wie wir Boxer, eher zu den Egoisten gehören. Ich sehe das aber anders: Im Ring kämpfst du allein, aber gut bist du nur, wenn du mit deinem Umfeld, mit dem Manager, Trainer, Physiotherapeuten oder Sparringspartner, harmonierst. Wir gewinnen und verlieren zusammen. Und so ist es im Prinzip auch bei McDonald's.

SZ: Muss man für Ihren Job auch lernen, Buletten zu braten?

Maske: Ja, das ist Teil der Ausbildung. Ich war in England, oben in den Highlands, und später in einer McDonald's-Filiale bei Wien, an der Theke, an der Kasse und zuletzt auch als Schichtleiter.

SZ: Dort hat Sie niemand erkannt?

Maske: In den Highlands sowieso nicht. In Wien habe ich zur Vorsicht eine Brille getragen, mir einen Bart angeklebt und die Farben meiner Pupillen mit braunen Linsen verändert. Trotzdem sagten manche Gäste: Sie sind doch der Boxer Maske. Ich hab' dann nur gelangweilt geantwortet: Ach, das glauben viele.

SZ: Ohne optische Veränderung treten Sie jetzt als Motivationstrainer auf. Was ist dabei Ihre Botschaft?

Maske: Motivationstrainer höre ich nicht so gern, das klingt nach "Schaka, Schaka". Ich möchte gerade Führungskräfte daran erinnern, dass die beste Motivation für einen Mitarbeiter ein Chef ist, der nichts verlangt, was er nicht bereit ist selbst zu erfüllen. Das setzt einen kritischen Umgang mit der eigenen Person voraus. Nur gelingt das nicht jeder Führungsperson, leider.

SZ: Und damit kassieren Sie einen Haufen Geld. Von 20.000 Euro pro Auftritt ist die Rede. Stimmt diese Summe denn?

Maske: Es ist ein fünfstelliger Betrag, mehr sage ich nicht.

SZ: So viel Geld können Sie an einem Tag in einer Ihrer McDonald's-Filialen aber nicht verdienen - oder?

Maske: Natürlich nicht.

SZ: Bei ihrem Revanchekampf gegen Virgil Hill 2007 sollen Sie sogar eine Gage von drei Millionen Euro eingestrichen haben. Stimmt die Summe?

Maske: (lacht) Ich erinnere mich nicht mehr so genau daran, aber siebenstellig war die Gage auf alle Fälle gewesen.

SZ: Was bedeutet Ihnen so viel Geld?

Maske: Im Sport war Geld nie eine Motivation für mich, weder als Amateur noch als Profi. Aber ehrlich, es war klasse, nach einem gewonnenen Profikampf die Rechnung schreiben zu können.

SZ: Eine Rechnung?

Maske: Na klar, wir sind doch hier in Deutschland. Da muss man auch noch die Umsatzsteuer dazuschreiben. Das habe ich erst alles lernen müssen.

"Manche bezeichnen mich als geizig"

SZ: Zu DDR-Zeiten, vermuten wir mal, waren die Erfolgsgagen für den Amateur Maske noch steuerfrei. Was gab es denn für den Olympiasieg 1988?

Maske: Ich glaube, es waren 25.000 Ostmark und ein paar Forumschecks. Mit denen ließ sich in den Intershop-Läden einkaufen gehen.

SZ: Was haben Sie mit dem Westgeld gekauft?

Maske: Zum Beispiel einen kleinen Farbfernseher und ein Doppel-Kassettendeck. Beide Geräte funktionieren noch heute. Ich kann das nicht wegschmeißen, wegen der Erinnerungen.

SZ: Welche?

Maske: Spätestens wer als DDR-Bürger draußen im Westen war, hat erfahren, wie wichtig es ist, Westgeld in der Tasche zu haben. Und wenn es nur dafür reichte, ein Bier zu bezahlen.

SZ: Rührt daher Ihr Geiz, der Ihnen heute nachgesagt wird?

Maske: Es gibt den einen oder anderen, der mich als geizig bezeichnet. Dem gingen wahrscheinlich Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und mir über erbrachte Leistungen voraus. Da kann ich sehr konsequent sein.

SZ: Großzügig haben Sie sich bei Ihrer Stiftung "A place for kids" gezeigt. Warum engagieren Sie sich hier?

Maske: Für mich waren Fürsorge und Aufmerksamkeit normal - im Elternhaus und beim Sport. Davon will ich sozial benachteiligten jungen Menschen etwas zurückgeben und dafür setze ich meinen Namen ein. Das Geld fließt vor allem in mehrere Freizeitprojekte für Kinder und Jugendliche.

SZ: Jetzt spielen Sie auch noch in dem Film über Max Schmeling das deutsche Boxidol. Haben Sie keine Angst, dafür verspottet zu werden?

Maske: Überhaupt nicht. Ich glaube, es gibt keinen professionellen Schauspieler, der sich in diese Rolle so hineinfühlen kann wie ich. Mein Wunsch ist, dass Max mit dem Film zufrieden wäre, wenn er ihn noch sehen könnte. Ich glaube, er würde es sein.

SZ: Warum wollten Sie in einer Szene des Films nicht "Heil Hitler" sagen?

Maske: Der wirkliche Schauspieler muss Dinge tun, die er normalerweise nie tun würde. Ich bin aber kein Schauspieler und gehöre zu einer Generation, denen bestimmte Worte nicht leichtfallen.

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