Fußball:Wie geht der Elfer rein? - Forscher haben viele Tipps

Frankfurt/Main (dpa) - 2006 standen die entscheidenden Tipps auf einem Zettel. Im WM-Viertelfinale 2006 gegen Argentinien hielt Jens Lehmann beim Elfmeterschießen die Bälle von Roberto Ayala und Esteban Cambiasso - die Strategie hatte ihm Torwarttrainer Andreas Köpke auf einen Zettel gekritzelt.

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Frankfurt/Main (dpa) - 2006 standen die entscheidenden Tipps auf einem Zettel. Im WM-Viertelfinale 2006 gegen Argentinien hielt Jens Lehmann beim Elfmeterschießen die Bälle von Roberto Ayala und Esteban Cambiasso - die Strategie hatte ihm Torwarttrainer Andreas Köpke auf einen Zettel gekritzelt.

Sollte es am Sonntag im Finale wieder zum Elfmeterduell kommen, haben Wissenschaftler ein paar Ratschläge zur Hand.

Fußballer treffen zu fast 100 Prozent, wenn sie den Schuss im richtigen Moment verzögern, sagt Prof. Armin Kibele, Sportwissenschaftler der Uni Kassel. Viele Profis schießen Elfmeter bereits nach diesem Muster. Aus Zeitgründen müssten sich Torhüter vorab für eine Ecke entscheiden und versuchen zu erahnen, wohin der Ball geht. "Wenn der Schütze unmittelbar vor dem Schuss seinen Anlauf verzögert und den Sprung des Torhüters - oder dessen Stehenbleiben - abwartet, hat er ein Zeitfenster von etwa 100 bis 150 Millisekunden, um den Ball in die freie Ecke zu platzieren", sagt Kibele. Er habe anhand von Untersuchungen an Studenten nachgewiesen, dass dies trainiert werden könne.

Der Schuss kann allerdings auch nach hinten losgehen - wie beim Bayern-Profi Bastian Schweinsteiger im Champions-League-Finale 2012 gegen den FC Chelsea. "Im Video erkennt man deutlich, dass Schweinsteiger seinen Anlauf zu früh verlangsamt", sagt Kibele. Der erfahrene Chelsea-Torhüter Petr Cech hatte so Gelegenheit, selber eine Bewegung anzutäuschen, was Schweinsteiger offenbar verunsicherte. Die Folge: Der Bayern-Star setzte den Elfmeter an den Innenpfosten, Chelsea gewann die Champions League.

Der Wirtschaftswissenschaftler Christian Rieck von der Fachhochschule Frankfurt (University of Applied Sciences) verfolgt eine andere Theorie: Um mehr Tore beim Elfmeterschießen zu erzielen, sollten Schützen sich möglichst unberechenbar verhalten. Konkret hieße das, seltener in die bevorzugte Ecke und etwas öfter in die Mitte zu schießen, da der Torwart in den meisten Fällen in eine Ecke springe.

Die Spieler müssten ihre Entscheidung für eine Ecke oder die Mitte "optimal mischen", sagte Rieck der dpa. Dieser optimale Mix hänge von der bevorzugten Seite des Schützen ab. Torhüter wiederum seien im Vergleich zu den Feldspielern weniger berechenbar. Riecks Tipp für sie: Vermehrt in die starke Ecke des Schützen springen. Entschieden sich beide Spieler für die Mitte, hielten die Torhüter den Ball in allen Fällen.

Die Strategie haben die Wissenschaftler basierend auf 402 untersuchten Elfmetern errechnet. Demnach sollten Schützen mit einer Wahrscheinlichkeit von 42 Prozent ihre starke Ecke, mit 41 Prozent ihre schwache und mit 17 Prozent die Mitte wählen. Tatsächlich schießen sie aber zu oft in ihre starke (50 Prozent) und zu selten in ihre schwache Ecke (37 Prozent) oder in die Mitte (13 Prozent). Ein rein rational entscheidender Torwart müsste mit einer Wahrscheinlichkeit von 52 Prozent die starke Seite des Schützen, mit 38 Prozent dessen schwache Seite und mit 10 Prozent die Mitte wählen.

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