Banken - Frankfurt am Main:Wichtig: Deutsche Bank bringt Tochter DWS an die Börse

Frankfurt/Main (dpa) - Deutsche-Bank-Chef John Cryan kann einen Haken an eines seiner Großprojekte machen: An diesem Freitag (09.00 Uhr) geht die Fondstochter DWS in Frankfurt an die Börse. Das soll zum einen Geld in die Kasse spülen, zum anderen der Sparte neue Wachstumsimpulse geben, vor allem auf dem immer wichtiger werdenden asiatischen Markt. Auch unterliegt die DWS nun nicht mehr den Vergütungsvorschriften der Deutschen Bank und kann Talente mit attraktiveren Gehältern locken.

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Frankfurt/Main (dpa) - Deutsche-Bank-Chef John Cryan kann einen Haken an eines seiner Großprojekte machen: An diesem Freitag (09.00 Uhr) geht die Fondstochter DWS in Frankfurt an die Börse. Das soll zum einen Geld in die Kasse spülen, zum anderen der Sparte neue Wachstumsimpulse geben, vor allem auf dem immer wichtiger werdenden asiatischen Markt. Auch unterliegt die DWS nun nicht mehr den Vergütungsvorschriften der Deutschen Bank und kann Talente mit attraktiveren Gehältern locken.

Die Deutsche Bank selbst schraubte allerdings ihre Erwartungen in Sachen Emissionserlös herunter: Statt der zunächst insgeheim erhofften zwei Milliarden Euro Einnahmen beim Börsengang rechnet das Institut nur mit 1,2 Milliarden bis 1,8 Milliarden Euro.

Zudem war lange damit gerechnet worden, dass die Deutsche Bank 25 Prozent der Vermögensverwaltung, die bis vor kurzem noch Deutsche Asset Management hieß, an dem Markt bringen würde. Doch im ersten Schritt diente sie Investoren nur 40 Millionen DWS-Aktien und damit 20 Prozent der Anteile zum Preis von 30 bis 36 Euro an. Die beteiligten Banken avisierten den Investoren, dass die Aktien zu einem Preis zwischen 32 und 33 Euro ausgegeben werden.

Die Deutsche Bank behält also nicht nur mit weitem Abstand die Aktienmehrheit an einem ihrer stabilsten Gewinnbringer, sondern sichert ihren Einfluss noch zusätzlich ab: Die DWS wird als Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) firmieren. Das Besondere an dieser Rechtsform, die zum Beispiel börsennotierte Familienunternehmen wie Henkel nutzen: Wichtige strategische Entscheidungen treffen nicht alle Anteilseigner bei der Hauptversammlung, sondern die persönlich haftenden Gesellschafter - also im Fall der DWS die Deutsche Bank. Vorsitzender des DWS-Aufsichtsrats soll Deutsche-Bank-Vorstand Karl von Rohr werden.

"Mit einem Stimmenanteil von 75 Prozent hätte die Deutsche Bank bei der DWS auch weiterhin das Sagen", monierte die Aktionärsvereinigung DSW im Vorfeld des Börsengangs. "Umso unverständlicher, dass man sich entschieden hat, das Unternehmen in der aktionärsunfreundlichen Form einer KGaA ... an den Markt zu bringen."

Im Börsenprospekt räumt selbst die Deutsche Bank ein: Der Umstand, "dass Anleger möglicherweise nicht mit der Rechtsform einer KGaA nach deutschem Recht vertraut sind", könne sich "nachteilig auf den Marktpreis der Aktien der Gesellschaft auswirken". Immerhin macht die Deutsche Bank das Zugeständnis, dass die DWS in eine normale AG umgewandelt wird, wenn der Anteil der Bank unter 40 Prozent sinkt.

Einige Großinvestoren schreckte die ungewöhnliche Rechtsform nicht ab: Der größte japanische Lebensversicherer Nippon Life wird als Ankerinvestor mit fünf Prozent bei der DWS einsteigen. Und der französische Vermögensverwalter Tikehau Capital will 250 Millionen Euro investieren und könnten sich so - je nach endgültigem Preis - drei bis vier Prozent an der DWS sichern.

Das Investment könnte sich auszahlen, denn die Deutsche Bank verspricht hohe Dividenden: 65 bis 75 Prozent des Nettogewinns der DWS sollen an die Aktionäre ausgeschüttet werden - eine hohe Quote. Zudem gilt die DWS, die mit 700 Milliarden Euro Anlagen zu den fünf größten Vermögensverwaltern Europas gehört, als heißer Kandidat für einen Aufstieg in den MDax der mittelgroßen Werte.

Für Deutsche-Bank-Sanierer Cryan wäre ein erfolgreicher Börsengang der DWS ein wichtiges Etappenziel. Bei der Hauptversammlung im Mai hätte der Brite nach drei Verlustjahren in Folge einen greifbaren Erfolg vorzuweisen. Zwei andere Baustellen sind aber noch nicht abgearbeitet: Die Eingliederung der Tochter Postbank läuft noch, die Trendwende im schwierigen Kapitalmarktgeschäft lässt auf sich warten. Auch sind nicht alle Rechtsstreitigkeiten aus der Zeit abgearbeitet, in der die Deutsche Bank das große Rad an den internationalen Kapitalmärkten drehte.

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