Gesellschaft - Mühlheim am Main:"Gute-Kita-Gesetz": Hessen will Geld für Erzieher einsetzen

Wiesbaden (dpa/lhe) - Mit dem zusätzlichen Geld vom Bund aus dem "Gute-Kita-Gesetz" will Hessen den Personalmangel in der Kinderbetreuung bekämpfen. Die Bundesmittel sollen in Qualität investiert werden, erklärte die Sprecherin des Sozialministeriums in Wiesbaden, Alice Engel, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Ziel ist es, dem Personal in Kitas mehr Zeit für die individuelle Betreuung der Kinder zur Verfügung zu stellen. Dazu werden die personellen Kapazitäten erhöht."

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Wiesbaden (dpa/lhe) - Mit dem zusätzlichen Geld vom Bund aus dem "Gute-Kita-Gesetz" will Hessen den Personalmangel in der Kinderbetreuung bekämpfen. Die Bundesmittel sollen in Qualität investiert werden, erklärte die Sprecherin des Sozialministeriums in Wiesbaden, Alice Engel, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Ziel ist es, dem Personal in Kitas mehr Zeit für die individuelle Betreuung der Kinder zur Verfügung zu stellen. Dazu werden die personellen Kapazitäten erhöht."

Die Qualität in der Kindertagesbetreuung hänge wesentlich von gut qualifizierten und motivierten Fachkräften ab, erläuterte Engel. Dafür solle neben der vollschulischen Ausbildung vor allem die praxisintegrierte Ausbildung von Erziehern gefördert werden. Diese Angebote sollen ab dem kommenden Jahr aufgestockt werden. Nach Einschätzung von Experten kann das praxisintegrierte Modell das Interesse an dem Beruf steigern - etwa weil es eine Vergütung bietet, wie das Sozialministerium weiter mitteilte. Geplant sei auch, sogenannte Praxisanleiter zeitlich freizustellen, damit sie angehende Erzieher in den Kitas besser betreuen können.

Das Land stimmt sich derzeit noch mit mehreren Verbänden ab, wie das zusätzliche Geld vom Bund den hessischen Kitas konkret zugute kommen soll. "Auf dieser Grundlage erfolgen dann die Vertragsverhandlungen mit dem Bund, die in eine Vereinbarung in diesem Jahr münden."

Der Bund beteiligt sich befristet bis 2022 mit insgesamt rund 5,5 Milliarden Euro an der Weiterentwicklung der Qualität der Kita-Betreuung in den Ländern. Nach Hessen sollen in diesem Jahr 37,2 Millionen und im nächsten Jahr 74,9 Millionen Euro fließen. Für die Jahre 2021 und 2022 sind nach Angaben des Sozialministeriums jeweils 150 Millionen Euro vorgesehen. Das Gute-Kita-Gesetz war 2019 in Kraft getreten.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Hessen begrüße das Ziel, "endlich mehr Personal für Kindertageseinrichtungen zu gewinnen und dabei auch die praxisintegrierte Ausbildung in den Focus zu nehmen", erklärte die Stellvertretende Vorsitzende Karola Stötzel. "Dabei müssen aber auch die Bedingungen für die ausbildenden Einrichtungen in den Blick genommen und Anreize für mehr Praktikums- und Ausbildungsplätze geschaffen werden." Die GEW schlage eine Praktikums- und Ausbildungsqualitätspauschale in Höhe von 1200 Euro pro ausbildender Einrichtung vor.

Personalmangel zählt nach Einschätzung des hessischen Städte- und Gemeindebundes zu den größten Problemen in den Kitas. "Oberstes Ziel aus kommunaler Sicht müsste daher die Bekämpfung des Fachkräftemangels sein", erläuterte die Referentin Anke Bürgel. Diese Engpässe könnten sich noch verschärfen, sollten die Standards der Betreuung weiter steigen. Dann benötigten Kita-Leitungen und Erzieher mehr kinderfreie Zeiten. Dies bedeute wiederum für die Einrichtungen einen höheren Personalschlüssel.

"Fraglich ist, wie dieser bei Fachkräftemangel erfüllt werden soll", erklärte Bürgel. Entweder könnten die Standards dann nicht eingehalten werden oder es müssten bei Personalausfall etwa wegen Krankheit Kita-Gruppen auch kurzfristig geschlossen werden. "Zudem ist fraglich, ob die zusätzlichen Fachkraftstunden mit den für fünf Jahre befristeten Bundesmittel ausreichend finanziert werden können." Selbst wenn derzeit weitere Kita-Plätze geschaffen würden, fehlten oft die Fachkräfte, um weitere Kita-Gruppen zu eröffnen

Der Ausbau von Kita-Plätzen in Hessen, insbesondere für die ganz Kleinen, ist nach Einschätzung des Sozialministeriums massiv vorangeschritten. Anfang März 2018 wurden 55 523 Kinder unter drei Jahren in Kindertageseinrichtungen oder in Kindertagespflege betreut - das entspreche einer Betreuungsquote von mehr als 30 Prozent. Zehn Jahre zuvor waren es den Angaben zufolge noch 22 448 Kinder (14,3 Prozent Betreuungsquote). Trotz der Anstrengungen der vergangenen Jahre sei bekannt, dass die Nachfrage nach einem Kita-Platz derzeit nicht überall in Hessen vollständig gedeckt werden kann, erklärte die Sprecherin.

Genaue Zahlen zu Platzangebot und –nachfrage konnten weder das Land noch der Städte- und Gemeindebund nennen.

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