Bürgerschaft - Hamburg:Gemeinsam einsam: Rot-Grün im Bürgerschaftswahlkampf

Hamburg (dpa/lno) - Ein halbes Jahr vor der Bürgerschaftswahl bereiten sich SPD und Grüne in Hamburg auf einen unabhängig voneinander geführten Wahlkampf um die Führung des künftigen Senats vor. Sowohl der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) als auch die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) zeigten sich in Gesprächen mit der Deutschen Presse-Agentur für Farbenspiele auch jenseits von Rot-Grün bereit.

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Hamburg (dpa/lno) - Ein halbes Jahr vor der Bürgerschaftswahl bereiten sich SPD und Grüne in Hamburg auf einen unabhängig voneinander geführten Wahlkampf um die Führung des künftigen Senats vor. Sowohl der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) als auch die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) zeigten sich in Gesprächen mit der Deutschen Presse-Agentur für Farbenspiele auch jenseits von Rot-Grün bereit.

Laut Umfragen können SPD und Grüne bei der Wahl im Februar erneut auf eine Mehrheit hoffen - allerdings muss die SPD demnach mit deutlichen Verlusten rechnen, der bisher deutlich kleinere Koalitionspartner dürfte entsprechend zulegen. Während die Grünen aus ihrer Vorliebe für ein weiteres Zusammengehen mit der SPD keinen Hehl gemacht haben, will sich die SPD noch nicht auf eine Koalitionsaussage festlegen.

Tschentscher setzt stattdessen auf ein starkes Abschneiden seiner SPD, das "möglichst viele Optionen" eröffnen würde. Eine Fortsetzung von Rot-Grün sei dann zwar eine "naheliegende Option", sagte er - aber eben nicht die einzige.

Fegebank zeigt sich trotz der unerwiderten Offerte "maximal entspannt". Koalitionsaussagen trage man niemandem hinterher, sagte sie. "Genau so wenig wie Heiratsanträge. Ich finde es okay, dass nun jeder für sich in den Wahlkampf geht und sich unabhängig positioniert."

Hamburg sei mittlerweile das letzte Bundesland, in dem Rot-Grün als stabile Zweierkoalition regiere; inzwischen gebe es bunte Koalitionen in unterschiedlichsten Konstellationen. "Und das zeigt uns, dass wir auch in Hamburg politisch mit unterschiedlichen Parteien gesprächsbereit sein müssen", sagte sie. Deshalb schaue man sich natürlich auch an, "was CDU und FDP im Angebot haben". Maßgeblich seien immer die Inhalte. Einziges No-Go sei die AfD.

Er sehe kein Problem darin, Wahlkampf zu machen, obwohl die Grünen der Koalitionspartner sind, sagte Tschentscher. "Wir machen keinen Negativ-Abgrenzungswahlkampf", betonte er. "Der beste Wahlkampf ist ja der, bei dem es um die positiven, besten Ideen geht."

Fegebank sieht es genauso. "Ich bin überzeugt, dass es uns in einem eigenständigen Wahlkampf gut gelingen wird, Unterschiede darzulegen und unser eigenes Angebot deutlich zu machen. Und das macht dann ja auch den Wettbewerb interessanter."

Angesichts ihres Siegs bei den Europa- und Bezirksversammlungswahlen Ende Mai sind die Grünen selbstbewusst. Ursprünglich "nur" als Spitzenkandidatin nominiert, gibt es Überlegungen, Fegebank im Februar als grüne Bürgermeisterkandidatin gegen Tschentscher ins Rennen zu schicken. "Wir sehen als Grüne durchaus, dass es in der Stadt den Wunsch gibt, eine Wahl zu haben, wenn es um die Spitze des nächsten Senats geht", sagte die 42-Jährige. "Wir werden zum richtigen Zeitpunkt entscheiden, wie wir mit dem Wunsch der Hamburgerinnen und Hamburger umgehen."

Ein Bündnis unter grüner Führung hält Tschentscher indes für "nicht realistisch". "Noch hat in Hamburg die SPD die Nase vorn." Und im Wahlkampf werde seine Partei ein Argument ganz sicher in die Waagschale werfen: "Dass es dann darum geht, das Bürgermeisteramt zu wählen." Und überhaupt sei vieles, was der rot-grüne Senat in den vergangenen viereinhalb Jahren erreicht habe, schon vorher angeschoben worden, als die SPD noch die absolute Mehrheit hatte.

"Je stärker die SPD wird, umso sicherer kann der Kurs der Stadt auch fortgeführt werden", sagte Tschentscher. Für ihn stehe fest: "Ich trete als Bürgermeisterkandidat an und möchte mein Amt über den Wahltag hinaus fortführen."

Während Tschentscher bei der Wahl auf den Amtsbonus setzen kann, betont Fegebank den Unterschied, den sie als Bürgermeisterin machen würde. Abgesehen davon, dass sie eine Frau sei, unterscheide sie auch der Politikstil. Die Sozialdemokratie habe generell einen "eher staatszentristischen Blick auf die Dinge", sagt sie. "Es geht um die Frage, ob man glaubt, dass moderne Großstadtpolitik eher von oben nach unten oder von unten nach oben gemacht wird." Sie wolle "eine Ansprechpartnerin im Rathaus für alle sein, die in Hamburg etwas nach vorne bewegen wollen".

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