Prozesse - Berlin:Messerangriff auf Roma-Angehörige: Bedauern vor Gericht

Berlin (dpa/bb) - Weil sie aus Abneigung gegen Roma eine dreiköpfige Gruppe in einer U-Bahn in Berlin-Wedding beschimpft und zwei Menschen durch Messerstiche verletzt haben soll, steht eine 38-Jährige vor dem Landgericht. Die Anklage lautet auf versuchten Mord in zwei Fällen. Der Verteidiger erklärte zu Prozessbeginn am Montag, seine Mandantin bedauere "ganz außerordentlich". Sie habe aber nicht aus einer rassistischen und antiziganistischen Haltung heraus gehandelt. An das Geschehen habe sie nur bruchstückhafte Erinnerungen. Eine 49 Jahre alte Mutter von sieben Kindern und ein 47-Jähriger wurden verletzt.

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Berlin (dpa/bb) - Weil sie aus Abneigung gegen Roma eine dreiköpfige Gruppe in einer U-Bahn in Berlin-Wedding beschimpft und zwei Menschen durch Messerstiche verletzt haben soll, steht eine 38-Jährige vor dem Landgericht. Die Anklage lautet auf versuchten Mord in zwei Fällen. Der Verteidiger erklärte zu Prozessbeginn am Montag, seine Mandantin bedauere "ganz außerordentlich". Sie habe aber nicht aus einer rassistischen und antiziganistischen Haltung heraus gehandelt. An das Geschehen habe sie nur bruchstückhafte Erinnerungen. Eine 49 Jahre alte Mutter von sieben Kindern und ein 47-Jähriger wurden verletzt.

Es war 10.35 Uhr, als es am 30. März 2019 zwischen den Bahnhöfen Kurt-Schumacher-Platz und Afrikanische Straße zu Gewalt kam. Die deutsche Angeklagte sei ohne Anlass auf drei rumänische Fahrgäste am Ende des Waggons zugegangen, heißt es in der Anklage. Aus Abneigung gegen Roma habe sie die Gruppe als "Scheiß Zigeuner" beschimpft. Sie habe die Geschädigten geschlagen. Als sich die Attackierten wehren wollten, habe sie "aus Wut über die gerechtfertigte Gegenwehr" ein Klappmesser gezogen. Sie habe tödliche Verletzungen billigend in Kauf genommen.

Die 49-jährige Geschädigte sagte als erste Zeugin, sie hätten der Frau nichts getan. Als die Fremde schimpfend auf sie zugekommen sei, habe sie sich vor ihren kranken Mann gestellt. Nach einem kurzen Wortwechsel habe die Angeklagte ein Messer aus ihrem Beutel geholt: "Sie wollte uns abstechen." Ein anderer Fahrgast habe eingegriffen. Der 55-Jährige sagte im Prozess: "Dem Schimpfen folgen fast zeitgleich die Schläge und das Messer."

Die deutsche Angeklagte, die zuletzt als Verkäuferin auf Jahrmärkten tätig gewesen sein soll, befindet sich seit der Tat in Haft. Ihr Anwalt sagte, sie hege keinen Groll gegen Ausländer. Die 38-Jährige sei seit Jahren mit einem Südosteuropäer liiert. Sie habe sich die Aufnahmen aus den Überwachungskameras angesehen. Zweifellos sei sie die Person aus der U-Bahn, doch sie habe sich im übertragenen Sinne nicht wiedererkannt. "Sie ist erschrocken über das Geschehen." Am Rande hieß es, die Angeklagte sei erheblich alkoholisiert gewesen. Die Verhandlung wird am 26. September fortgesetzt.

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