Prozesse - Berlin:Messerangriff auf Roma-Angehörige: Haft für 38-Jährige

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Berlin (dpa/bb) - Weil sie drei Roma-Angehörigen in einer U-Bahn in Berlin-Wedding wegen ihrer Herkunft beschimpft und zwei Menschen durch Messerstiche verletzt hatte, ist eine Frau zu vier Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt worden. Das Landgericht sprach die 38-Jährige am Montag des versuchten Mordes in einem Fall sowie der gefährlichen Körperverletzung schuldig. Sie habe die Geschädigten als beschimpft und nach Schlägen ein Messer gezogen, so die Richter. Bei der Tat vor sieben Monaten waren eine 49-jährige Frau und ein 47-Jähriger durch Stiche verletzt worden.

Als die Angeklagte dem 47-jährigen Geschädigten einen Stich in die Seite versetzte, habe sie mit bedingtem Tötungsvorsatz und aus niedrigen Beweggründen gehandelt, hieß es weiter im Urteil. Auch wenn keine generelle Ausländerfeindlichkeit bei der 38-Jährigen vorliege, sei die Herkunft der Geschädigten das Motiv gewesen. Weil die Frau bei der Tat unter erheblichem Einfluss von Alkohol und Drogen gestanden habe, sei von verminderter Schuldfähigkeit auszugehen.

Die deutsche Angeklagte hatte im Prozess um Entschuldigung gebeten und erklärt, sie sei nicht rassistisch und hege keinen Groll gegen Ausländer. Der Verteidiger sagte, seine Mandantin habe wegen ihrer Alkoholisierung nur bruchstückhafte Erinnerungen. Die 38-Jährige, die zuletzt als Verkäuferin auf Jahrmärkten tätig gewesen sein soll, befindet sich seit der Tat in Untersuchungshaft.

Es war 10.35 Uhr, als es am 30. März 2019 zwischen den Bahnhöfen Kurz-Schumacher-Platz und Afrikanische Straße zu Gewalt kam. Die 38-Jährige habe drei rumänische Fahrgäste aus Abneigung gegen Roma beschimpft und körperlich attackiert, heißt es in der Anklage.

Der Staatsanwalt hatte viereinhalb Jahre Gefängnis wegen versuchten Mordes in zwei Fällen gefordert. Der Verteidiger plädierte auf einen Schuldspruch wegen versuchten Totschlags. Einen konkreten Strafantrag stellte er nicht. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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