Hochschulen - Erfurt:Bundespräsident: Diplomatie fühlt sich wie Sisyphusarbeit an

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Erfurt (dpa/th) - Rund 400 Studierende aus verschiedenen Ländern sind in Erfurt zusammengekommen, um in einer UN-Simulation Themen wie Aids, die Situation in Südsudan oder nukleare Sicherheit zu besprechen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte die Konferenz in der Landeshauptstadt und unterstrich in einer Rede am Donnerstag die Bedeutung internationaler Regeln für die Diplomatie zwischen mehreren Staaten. "Damit die multilaterale Diplomatie Wirkung entfalten kann, brauchen wir eine regelbasierte internationale Ordnung", sagte Steinmeier. Dafür trete Deutschland ein und engagiere sich für multilaterale Institutionen wie die Vereinten Nationen und die Europäische Union. Die übergeordneten Ziele seien Frieden und Gerechtigkeit, betonte Steinmeier.

Bei einem Rundgang durch die simulierten UN-Komitees machte sich Steinmeier zusammen mit Thüringens amtierenden Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) im Erfurter Rathaus ein Bild von dem Planspiel.

Steinmeier sagte, bei der Konferenz in Erfurt gehe es um einige der aktuell drängendsten Fragen - etwa den Kampf gegen HIV und die Menschenrechtslage im Nahen Osten. Die Studierenden forderte der Bundespräsident auf, ihre erarbeiteten Resolutionen dem Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, zu übermitteln.

Es seien wichtige Themen, die "mit großer Ernsthaftigkeit" in Erfurt diskutiert würden. Steinmeier sagte, bei der multilateralen Diplomatie gehe es darum, Menschen an einen Tisch zu bekommen, "die es eigentlich nicht im gleichen Raum miteinander aushalten, zu reden". Zugleich macht er klar, dass nicht jede Initiative auch zu einem Erfolg führe. "Ja, Diplomatie fühlt sich oft wie eine Sisyphusarbeit an. Kaum wähnt man sich auf dem Gipfel angekommen, rollt der Stein ins Tal hinab - wieder und wieder und wieder."

Doch es gebe auch Erfolgsgeschichten. Als Beispiel nannte Steinmeier Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed, der den jahrzehntealten Konflikt mit dem Nachbarland Eritrea beendet habe. Dafür wurde ihm in diesem Jahr der Friedensnobelpreis zuerkannt.

Die UN-Simulation in Erfurt läuft noch bis Samstag.

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